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Wilo: Alte Heizungspumpen müssen raus

(27.8.2024) Für eine kleine, doch schnell wachsende Stadt in Brandenburg nahe Berlin war es ein Schock, dass Kapazitätsengpässe im Stromnetz zu Beginn dieses Jahres dazu führten, dass Leistungserhöhungen über die bestehende Versorgung hinaus nicht mehr möglich waren.

Anschlüsse von Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur wurde aus diesem Grund beispielsweise nicht mehr genehmigt. Die regionalen Stadtwerke sowie einer der größten regionalen Ener­giedienstleister Deutschlands konnten sich darauf verständigen, weitere Leistungserhö­hungen bereitzustellen und ab Mai 2024 wieder neue Haushalte an ihr Stromnetz anschließen zu können.

Doch nicht nur die norddeutschen Energieanbieter müssen sich mit einer solchen Problematik auseinandersetzen, denn dies betrifft auch alle anderen Stromversorger der Bundesrepublik. Der Netzbetreiber TransnetBW hat aus diesem Grund gerade wegen ausgelasteten Stromleitungen vom Norden Deutschlands in den Süden erneut zum Stromsparen aufgerufen. Allerdings muss man nicht mit Abschaltungen rechnen, denn um einen Engpass zu vermeiden empfahl der Anbieter, möglichst wenig Strom zu verbrauchen. 

Anders als oftmals vermutet, kann man das einfach und auch kurzfristig erreichen, indem man seine alten Heizungspumpen austauscht. Denn jede einzelne davon verbraucht jährlich in einem Einfamilienhaus bis zu 600 kWh – eine ganze Menge also. Kaum vorstellbar, dass nach wie vor 27,4 Mio. dieser alten Pumpen in Deutschlands zentralbeheizten Gebäuden betrieben werden – das sind insgesamt 16.440.000.000 kWh, die Verbraucher zu viel bezahlen und die den Netzbetreibern bei der Versorgung fehlen. 

Hocheffizienzpumpen als Schlüssel in der Wärmewende. (Bild: Wilo SE) 

In 83% aller Wohngebäude in Deutschland gibt es mindestens eine solche „Altpumpe”, die noch ungeregelt oder mit manuell einzustellenden Drehzahlstufen ausgestattet ist. Davon sind fast zwei Drittel außerhalb des Heizkessels im Heizungsrohrnetz angebracht und werden häufig bei Kesselerneuerungen nicht in die Modernisierungsmaßnahmen einbezogen. Heizungspumpen sollten daher von den Eigentümern auf ihr Alter und die Verbrauchsdaten überprüft und entsprechend ausgetauscht werden. Dafür kann der Eigentümer den zur Wartung seines Heizsystems beauftragten Installa­teur, aber auch seinen Schornsteinfeger, der regelmäßig die Heizungsanlagen kontrolliert, bitten, gezielt nach den Pumpen zu schauen und ihn zu beraten. Ob der Austausch einer Heizungspumpe gegen eine soge­nannte Hocheffizienzpumpe Sinn ergibt, kann auch ein Energieberater prüfen, denn laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) §60b ist die Heizungsprüfung verpflichtend. Zudem zählt die Heizungspumpe zu den Prüfgegenständen, sodass angekreuzt werden muss, ob sie effizient sind oder nicht. 

Rechnungshofpräsident Kay Scheller erklärt, dass es müßig ist, bei der notwendigen Wärmewende auf die Hilfe der Politik zu warten: „Eine sichere, bezahlbare, umweltverträgliche Energieversorgung sollte das Ziel der Bun­desregierung sein”, heißt es in § 1 EnWG. Doch dies wird im März 2024 seitens des Bundesrechnungs­hofs in einem Sonderbericht angezweifelt. „Aktuell hält der Bundesrechnungshof für den Bereich Strom fest: Die sichere Versorgung ist gefährdet, der Strom teuer, während die Bundesre­gierung die Auswirkungen der Energiewende auf Landschaft, Natur und Umwelt nicht um­fassend bewerten kann.”

Die Novellierung des GEG im Jahr 2023 war eine große Chance, dieses Dilemma einzudämmen, allerdings wurden Energieeffizienzmaßnahmen kurz vor der Beschlussfassung wieder herausgestrichen - insbesondere Maß­nahmen, die sicher, bezahlbar und umweltverträglich sind, zum Beispiel der vorzeitige Pumpentausch.

Prof. Clemens Felsmann, TU Dresden, stellte im Juni 2023 in einem Kurzgutachten zu den energetischen Einsparpotenzialen eines Pumpenaustausches in Heizungsanlagen das Potenzial für den Pumpentausch heraus. Sein Fazit: „Durch die eingesparte Energie im Pumpentausch können circa 1,4 Mio. Wär­mepumpen betrieben werden. Außerdem werden die Stromnetze entlastet. Ein wichtiger Beitrag zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.”

Der Lösungsvorschlag

Schnellstmöglich für alle Gebäudebetreiber zum Beispiel den Pumpentausch mit einer attraktiven Förderung (30%) zu versehen wäre zielführend und stellvertretend für weitere Maßnahmen, die ähnlich gut Wirkung zeigen. Weil diese Maßnahmen das Stromnetz entlasten, kann die Förderung als Bestandteil des Netzausbaus betrachtet und darüber entsprechend ausfinanziert werden.

Hinsichtlich einer verpflichtenden Umsetzung von schnell umsetzbaren Energieeffizienzmaßnahmen ist das GEG zur nächsten Novellierung bereits ausformuliert. Wenn es nach Matthias Meevissen geht, muss zunächst gefördert und dann erst gefordert werden. 

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