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Verbundprojekt H2Direkt: 100% Wasserstoff seit Monaten im Gasnetz

(20.8.2024) Im bayrischen Hohenwart heizen ab Ende September 2023 zehn Haushalte und ein Gewerbekunde mit Wasserstoff. Über ein zuvor mit Erdgas betriebenes Gasverteilnetz, welches im Rahmen des Pilotprojekts H2Direkt auf 100% Wasserstoff umgestellt wurde, erhalten die Kunden den Wasserstoff. 

Die drei Projektpartner Energie Südbayern, Energienetze Bayern und Thüga ziehen nun eine Zwischenbilanz: „Die Umstellung hat reibungslos funktioniert. Selbst bei Temperaturen bis -15° C war auf die gesamte Wasserstoffinfrastruktur und die neuen Heizungen Verlass. Im Fokus des Projekts steht die Wasserstofftauglichkeit der bestehenden Infrastruktur, im Netz und in den Kellern. Sie zeigte im laufenden Betrieb keinerlei Schwierigkeiten”, sagt Michael Schneider, Geschäftsführer der Energienetze Bayern GmbH & Co. KG.

Auf Temperatur mit Wasserstoff: Eine der neuen 100%-H2-Brennwertthermen geht in Hohenwart Betrieb. (Bild: Thüga AG) 

Nutzung aller möglichen Lösungen

„In Hohenwart setzen wir konkret in die Praxis um, wofür wir seit längerem plädieren: Wo es sinnvoll ist, Verteilnetze mit erneuerbaren Gasen wie Wasserstoff zu betreiben. Es funktioniert, die Gasnetze sind dafür geeignet. Jetzt gilt es, zügig einen Rahmen zu setzen, welcher die richtigen Weichenstellungen für die anstehende Transformation der Gasverteilnetze auf klimaneutrale Gase ermöglicht”, ergänzt Dr. Christoph Ullmer, Leiter Kompetenzcenter Innovation bei Thüga. „Um die Energieversorgung perspektivisch klimaneutral zu stellen, müssen wir technologieoffen denken und alle Lösungen nutzen, also Elektronen und Moleküle. Die Transformation der Gasnetze bietet hier eine wichtige, rasch umsetzbare Option.”

Als Teil des Leitprojekts TransHyDE wird H2Direkt mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert – bewertet und getestet werden die Wasserstoff-Transportlösungen von TransHyDE. 

Keine Umrüstung am Netz nötig

Zunächst ging in Hohenwart im Herbst 2023 die neu errichtete Wasserstoff-Einspeiseanlage in Betrieb, bevor innerhalb weniger Tage das Netz, die angeschlossenen Haushalte und der Gewerbekunde von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt wurden. Alle bereits vorhandenen Bauteile sind H2-tauglich, sodass es keiner aufwändigen Umrüstung bedarf, lediglich die Heizungen wurden durch 100%-H2-Brennwertthermen von Vaillant ersetzt und die Gaszähler ausgetauscht. Es konnten während der regelmäßigen Überprüfungen aller Leitungen und Infrastrukturkomponenten im Netz und in den Kellern keinerlei Undichtigkeiten festgestellt werden, zudem werden die Kunden ebenfalls regelmäßig nach ihrem Feedback gefragt. 

Übertragbar auf andere Netzbereiche

„Wir sind mit dem Verlauf des Projekts sehr zufrieden, es gab keine nennenswerten Anlaufschwierigkeiten”, bilanziert Mathias Stierstorfer, Regionalleiter Nord bei Energienetze Bayern und Zuständiger für den Bereich Netz und Kundenkommunikation bei H2Direkt. „Unsere Betriebsmannschaft hat H2Direkt von Tag eins an nahtlos in ihre Abläufe integriert und auch die übergeordneten Abstimmungen bezüglich Nachjustierungen an einzelnen Anlagen übernommen, wie z.B. das Anpassen von Parametern oder das bei Neuinstallationen übliche Entlüften von Heizkörpern."

Grundsätzlich unterscheidet sich der Betrieb des Netzes mit Wasserstoff kaum von dem Betrieb mit Erdgas, auch das bewährte Odoriermittel THT ist das gleiche. Darüber hinaus ist die Kapazität des Verteilnetzes für Wasserstoff mit seiner erhöhten Durchflussgeschwindigkeit geeignet. 

Niklas Zigelli, Projektleiter H2Direkt bei Thüga: „Die Ergebnisse von H2Direkt lassen sich auf andere Netzbereiche übertragen, etwa zur Versorgung von Kundengruppen aus Industrie und Gewerbe. Wichtig sind sie auch für die generelle Transformation der Netze, ausgehend vom Kernnetz.”

TransHyDE

TransHyDE ist eines von mittlerweile 10 Wasserstoff-Leitprojekten des Bundesministerium für Bildung und Forschung. Sie sollen Hürden beseitigen, die einer deutschen Wasserstoff-Wirtschaft noch im Weg stehen. TransHyDE kümmert sich dabei um die Wasserstoff-Infrastruktur, wodurch das Projekt Technologien für den Transport und die Speicherung von Wasserstoff weiterentwickelt und diese mit Hilfe der drei Leitprojekte gleichzeitig testet. Am Ende soll für jeden Einsatzzweck die richtige Technologie gefunden werden. 

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