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BAUBILDaktuell: Caspar David Friedrich, Canaletto und die Digitalfotografie

(20.8.2024) Was haben Caspar David Friedrich, Giovanni Antonio Canal (gen. Canaletto) und die Digitalfotografie gemeinsam? Beide Maler nutzten damals die Camera Obscura, eine Lochkamera. Meist eine Holzkiste mit einem ca. 1mm große Loch vorn und hinten einem Rahmen zum Einspannen von durchsichtigem Papier. Die Proportionen von Landschaften oder Stadtansichten wurden auf dem Pergamentpapier kopfstehend projiziert, mit einem Bleistift abskizziert und anschließend auf die Leinwand übertragen. Die Camera Obscura gilt als Vorläufer der Fotoapparate, anfänglich nur mit einem Loch – später mit einfachen Linsen.

Stadtansichten hatten schon immer ihren eigenen Reiz. Hier das Spreeufer vor dem Berliner Hauptbahnhof mit dem Cube von 3XN Architects aus Kopenhagen (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Hohe Auflösung vs. hohe Blende

Mit steigender Auflösung der Digitalkameras besteht die Gefahr, dass bei zu großer Blende (kleinere Öffnung) die Blende im Objektiv zur Camera Obscura mutiert und unscharfe Bilder die Folge sind. Dabei ist die Faustformel ganz einfach: Ab dem 1,4-fachen der Pixelgröße ist eine Unschärfe messtechnisch nachweisbar. Bei 2x Pixel-Pitch ist sie deutlich sichtbar. Um dies zu vermeiden, sollten Fotografen die Pixelgröße auf dem Aufnahmesensor kennen. Bei den aktuellen Topmodellen (z.B. Sony Alpha 7CR, 7R IV & V, Leica SL3, Leica Q3, Leica M11, Sigma FP L) beträgt bei einem 60 Megapixel Vollformat-Sensor die Pixelgröße 3,8 Mikrometer. Das bedeutet, die größte Blende (kleinste Öffnung) liegt bei einer 60 Megapixel Kamera bei Blende 8. Demzufolge sollten die Blenden 11 und 16 nicht benutzt werden.

Bei richtig großen Bildern ist nicht nur die Schärfe entscheidend, sondern auch das ästhetische Konzept, z.B. kleine Dinge ganz groß machen. Hier die Vermessung des Imprägnier-Grades anhand der Seitenwinkel für eine 5m breite Abbildung. (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Der gleiche Sensor, nur 1,6 bzw. 2,5-fach größer sind in den Mittelformatkameras Fuji GFX-100 (I und II) und der absoluten Top-Kamera Phase One XT verbaut. Also auch bei der Top-Kamera mit 150 Megapixel Auflösung, einzigartiger 16bit Farbtiefe und den schärfsten (Rodenstock-)Optiken am Markt gilt: Bei Blende 8 ist Schluss!

Wer Spaß am Experimentieren hat, kann einen Lochkamera-Vorsatz verwenden, wie hier an einer Leica SL3. (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Die bei Architekturfotografen sehr beliebte Canon EOS 5D IV mit 30,4 MP hat ein PixelPitch von 5,4 Mikrometer, da ist Blende 11 das Limit. Die Gesamtpixel einer Kamera werden immer sofort angegeben, die Pixelgröße des Sensors hingegen ist oft schwer zu finden. Ein analoges Kleinbildnegativ hatte auch nur eine Auflösung von 7 bis 16 Megapixel.

Es gibt Motive, die lassen sich nur mit hoher Auflösung fotografieren. (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Druckqualität großformatiger Bilder und Nutzbarkeit kleinerer Bildausschnitte

Es gibt kaum einen Profi, der mit weniger als 24 Megapixel fotografiert, dies entspricht knapp DIN A2 Druckgröße oder 6K Film. Da deutlich mehr als 95% aller Bilder unterhalb dieser Auflösung verwendet werden, fällt es nicht auf, wenn die Schärfe nicht 100% optimal ist. Spätestens bei einem Messebesuch, ist für das aufmerksame Auge schnell offensichtlich, wie unterschiedlich die Qualität großer Bilder an den Ausstellerständen sind. Natürlich sinkt gleichzeitig auch die Option für kleinere Bildausschnitte, was bei Verwendung der Motive in Publikationen deutlich nachteilig werden kann.

Fazit: Auch wenn am Objektiv die Blenden 11, 16 und 22 einstellbar sind, bei Kameras über 24 Megapixel (16 Megapixel APS-C) unbedingt vorher die Pixelgröße checken. Auftraggeber, die große Prints für den nächsten Messestand benötigen, können anhand der Meta-Daten in der RAW-Datei überprüfen, ob das Foto optimal aufgenommen wurde.

Fragen oder Anregungen können per E-Mail an BAUBILD gesendet werden.

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