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BAUBILDPoint-of-View: Der Blick auf drei deutsche Stadien

(9.8.2024) Bei sportlichen Ereignissen, wie Meisterschaften, die Olympischen Spiele oder die Paralympics rücken Stadien für einen längeren Zeitraum wieder medial in den Fokus. Über den Spielfeldrand auf die baulichen Kulissen des Sports geschaut, wird sichtbar, dass seit der Antike diese Orte der Großveranstaltungen auch durch ihre Architektur ein klare Statement setzten. Drei Stadien, die unterschiedlicher nicht sein könnten, heben sich in Deutschland unter diesem Aspekt besonders hervor.

Olympiastadion Berlin: Blickachse über das Marathontor zum Glockenturm 2006, kurz nach der Fußball-WM
(Bild: Stephan Falk, BAUBILD)
 

Olympiastadion Berlin

Das monumentale Berliner Olympiastadion gilt als Inbegriff für politischen Machtmissbrauch und opportunen Umgang mit der nationalsozialistischen Symbolik in der Gegenwart. Die ursprünglich elegant und filigran geplanten Pfeiler musste der Architekt Albert Speer dem Zeitgeschmack anpassen und so entfalten diese mit Muschelkalkplatten verkleideten Stützen noch heute ihre massive Wirkung. 

Nach dem Zuschlag Berlins für die Olympischen Spiele 1936 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Grunewalder Pferderennbahn das Deutsche Sportforum geplant und 1934 in „Reichssportfeld” umbenannt.

Mit seinem Marathon–Tor ist es das einzige Stadion mit einer Öffnung in der Gebäudehülle. Perfekt inszeniert steht hier die Schale mit dem Olympischen Feuer, die 1936 zum ersten Mal aus Griechenland zum Austragungsort getragen wurde, gleichzeitig entsteht die Sichtachse zum Glockenturm über der Langemarckhalle.

Olympiastadion Berlin: Blick vom Maifeld 2002, vor Beginn des letzten Umbaus
(Bild: Stephan Falk, BAUBILD)
 

1960 bis 1962 baute Werner March die von den Briten gesprengte Langemarckhalle und den 1945 ausgebrannten Glockenturm wieder auf und sanierte das Olympiastadion. Die monumentale Anmutung blieb durch den Druck des Denkmalschutzes bei der Modernisierung (2002 – 2004) erhalten. Das neue Dach durfte nicht geschlossen werden und setzt sich durch Material und Konstruktion bewusst vom Altbau ab. Eine transluzente Membran ruht als obere und untere Dachhaut auf einer schlanken Kragarmkonstruktion. Spielfeldbeleuchtung und Stadionbeschallung sind im inneren Dachrand integriert. 

Olympiastadion München

Den Architekturwettbewerb für das Stadion 1972 gewann der Entwurf vom Architektenbüro Behnisch & Partner, ikonisch durch die kühnen Dachlandschaften des Architekts Frei Otto. Diese galten zunächst als unrealisierbar. Unter Leitung von Bauingenieur Jörg Schlaich wurde die Seilkonstruktion des Zeltdaches umgesetzt und so zum Markenzeichen des Gebäudes. Es überspannt die Haupttribüne des Olympiastadions, die Olympiahalle, die Olympia-Schwimmhalle sowie die Flächen und Wege dazwischen. Mit 75.000 m² Fläche hängt die punktgestützte Seilnetzkonstruktion an 12 konisch geformten, bis zu 80 m hohen Pylonen.

Olympiastadion München (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Olympiastadion München (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Überwiegend in Schwarz-Weiß verfolgten 1972 weltweit viele Menschen die Olympiade vor ihren Fernsehgeräten, was die Dachstruktur durch die stärkere grafische Wirkung noch eindrucksvoller erscheinen ließ. Aktuell wird das Stadion nach über 50 Jahren Betrieb saniert. Es soll vor allem die Haustechnik erneuert werden.

Am letzten Tag vor Beginn der Sanierungsarbeiten gelang dem Fotografen Stephan Falk auf dem Dach des Münchner Olympiastadions den Sonnenaufgang festzuhalten. (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Allianz Arena

Den Zuschlag für den Entwurf der Arena erhielt das Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron. Ein Luftkissen-UFO mit 2.800 weißen, lichtdurchlässigen ETFE-Kissen mit einer ellipsenförmigen Außenhülle stand schließlich 2005 am nördlichen Münchner Autobahnkreuz. Nachts erstrahlt die Außenhülle in unterschiedlichen Farben, angepasst an das Fußballteam, das gerade spielt. 

Allianz Arena (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Allianz Arena (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Die homogene Fassade schwingt in die Dachflächen hinein und lässt vom inneren Aufbau nichts erkennen. Die 48 radial angeordneten Stahlträger fassen ein Stahlnetz in das die Luftkissen der Hülle eingehängt sind. Die Lasten werden nach außen in die Stahlbetonkonstruktion des Stadions geleitet. Hier tragen über 350 schrägstehende Rundstützen die Decken. Diese wurden aus verdichtetem Schleuderbeton hergestellt, der eine höhere Dichte aufweist und somit höhere Lasten aufnehmen kann.

Allianz Arena: Funktionaler Sichtbeton in den Aufgängen (Bild: Stephan Falk, BAUBILD) 

Maximale Funktionalität ist Programm: Die Tribünen sind steil und eng, die resultierende Akustik entspricht einer Kampfarena. Das homogene Bild der Sitzreihen wird durch den Glasring der VIP-Lounges und der Logen unterbrochen. Sechs Ebenen befinden sich wischen den steilen Tribünen und der Außenhülle. Im Erdgeschoss sind in den äußeren Randbereichen zwischen den Stützen zahlreiche Merchandising-Shops integriert, die auch außerhalb der Spielzeiten zugänglich sind.

Allianz Arena: Ein goldfarbener Flur verbindet die Davidoff-Lounge mit der gehobenen Gastronomie.
(Bild: Stephan Falk, BAUBILD)
 

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