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Prämierter Neubau des Wasserkraftwerks Töging

(12.8.2024) Im Raum Töging wurde ab 1921 die Strömungsenergie des Flusses Inn zur großflächigen Stromerzeugung genutzt. Mit dem Wandel der Zeit änderten sich jedoch auch die technischen Anforderungen. Fast 100 Jahre später konnte das inzwischen denkmalgeschützte Areal nicht mehr an die neuen Kraftwerksanlagenteile angepasst werden. Daher wurde ein Neubau neben dem alten Kraftwerk errichtet, ausgeführt vom Team der Robert Maier Architekten.

(Bild: Rainer Taepper) 

Bauen mit Wertschätzung, Kreativität und Weitblick

Zuvor standen die Planer jedoch vor einigen Herausforderungen, angefangen bei der fortlaufenden Optimierung der Baukosten bis hin zu einer verträglichen, aber dennoch kreativen gestalterischen Umsetzung. Robert Maier erläutert: „Wir wollten kein neues Kraftwerk platzieren, das den historischen Bestand – auch optisch – verdrängt. Deshalb nimmt sich unser Konzept subtil zurück und verschwindet größtenteils im Hang, sodass nur die wichtigsten Bauteile sichtbar sind.”

Um die großräumige Technik eines Wasserkraftwerks inklusive der Rohrleitungsführungen in die Umgebung einzufügen, wurde der Neubau weitestgehend unterirdisch in das Gelände integriert. Die oberirdischen Gebäudeteile beschränken sich auf einen Oberwasser- und Unterwasserbereich, die als einzelne Elemente aus dem Hang herausragen. Unter einer massiven Betonscheibe ist ein schwarzer, zurückversetzter Einschnitt zu sehen, in dem sich der Anlieferungs- und Zufahrtskomplex sowie die Funktionsräume befinden. Im darunterliegenden Abschnitt schaffen gelochte, vertikal angeordnete Mäanderbleche einen visuellen Anschluss an die vertikalen Stahllamellen der Rechenanlagen bei den Einlaufbereichen des Kraftwerks.

„Die beiden sichtbaren Gebäudeteile korrespondieren in ihrer architektonischen Ausformung und sind über den begrünten Hang miteinander verbunden, was die bewusste Integration der Natur erneut betont”, ergänzt Robert Maier.

(Bild: Johannes Widl) 

Effektive Leistungen, eindrucksvolle Zahlen

Nach vier Jahren Bauzeit liefert die Anlage der Verbund Innkraftwerke GmbH heute Strom für rund 200.000 Haushalte. Drei Kaplan-Turbinen erzeugen insgesamt 700 GWh Strom pro Jahr, was 140 GWh mehr ist als die alte Anlage. Die Gesamtkosten für das größte deutsche Wasserkraftwerksprojekt belaufen sich auf 250 Mio. Euro. Das im September 2022 eröffnete Bauwerk trägt zudem alleine 14% zum Ausbauziel der Staatsregierung von einer zusätzlichen Terawattstunde pro Jahr bei der Wasserkraft bei.

„Nachhaltige Architektur basiert auf dem verantwortungsvollen Handeln aller Beteiligten. Schon vor einem Jahrhundert ist mit dem ersten Töginger Wasserkraftwerk
etwas Spannendes entstanden, das wir durch innovative Ideen und den Blick für das große Ganze, auch in Sachen Umwelt- und Klimaschutz, respektvoll weiterentwickelt haben”, resümiert Robert Maier.

Wasserkraftwerk Töging am Inn

  • Baubeginn: Mai 2019
  • Fertigstellung: September 2022
  • Baukosten: 250 Mio. Euro
  • Unterwasserbauwerk: NF ca. 3.600 m², BGF ca. 6.200 m²
  • Oberwasserbauwerk: NF ca. 400 m², BGF ca. 1.000 m²

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