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DGNB veröffentlicht neue Zertifizierung für Sanierung und Neubau von kleinen Wohngebäuden 

(1.7.2024) Das Zertifizierungssystem für kleine Wohngebäude der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) wurde überarbeitet. Neben Neubauten sind nun auch Sanierungen enthalten. Neu ist zudem die Möglichkeit, die Systemvariante für Projekte mit bis zu zwölf Wohneinheiten anzuwenden.

Plakette zur DGNB Zertifizierung. (Bild: DGNB) 

Bei der Weiterentwicklung des Zertifizierungssystems wurde von der DGNB großer Wert auf eine vereinfachte Anwendbarkeit gelegt. Der inhaltliche Umfang wurde reduziert, sodass das neue DGNB System statt 28 nur noch 16 Kriterien umfasst. Diese Kriterien sind mit den Anforderungen des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) harmonisiert. Die neue Systemvariante wurde bei der kürzlich erfolgten Akkreditierung der DGNB Zertifizierungsstelle berücksichtigt, sodass Projekte ab sofort für die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) registriert werden können.

„Das DGNB System für die Sanierung und den Neubau von kleinen Wohngebäuden ist für uns eine außerordentlich wichtige Weiterentwicklung unter unseren Zertifizierungsangeboten”, erklärt Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Kleine Wohnbauprojekte haben im Vergleich zu anderen Gebäudetypen einige besondere Merkmale, denen wir mit der Überarbeitung Rechnung tragen. Uns ging es um eine vereinfachte Anwendbarkeit, einen sinnvoll reduzierten Umfang in der Bearbeitung und eine klare Fokussierung auf Themen, die im Sinne der Nachhaltigkeit wichtig sind. Und das alles unter Berücksichtigung der finanziellen Mittel, die bei solch kleinen Projekten typischerweise limitiert sind.”

16 Kriterien für eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsqualität

Zu den übergeordneten Zielen der Zertifizierung zählt der Beitrag der Gebäude zum Klimaschutz. So belohnt das neue DGNB System, wenn die Gebäude schnellstmöglich klimaneutral betrieben werden und bestehende Bausubstanz möglichst erhalten wird. Die Zertifizierung zielt darauf ab, den natürlichen Wasserhaushalt zu unterstützen und den Trinkwasserverbrauch zu reduzieren. Mit Blick auf die Bewohner der Gebäude belohnt das DGNB System für kleine Wohngebäude Maßnahmen, die die Wohngesundheit stärken. Durch die Verwendung schadstoffarmer Materialien kann eine hohe Innenraumluftqualität erreicht werden. Auch die langfristige Nutzbarkeit der Häuser steht im Fokus, z.B. in Form einer guten Anpassungsfähigkeit, einer sinnvollen Gebäudedokumentation oder einer qualitativ hochwertigen baulichen Umsetzung. Im Sinne des zirkulären Bauens zielt das neue DGNB System darauf ab, bereits vor dem Bau an die spätere Verwendung und Verwertung der Bauteile und Baustoffe zu denken.

Aus diesen Zielstellungen heraus, ist ein Zertifizierungssystem entstanden, das insgesamt 16 Kriterien umfasst. Dies sind zwölf weniger als in der bisher gültigen Version. Die Kriterien sind dabei drei Themenfeldern zugeordnet. Die „Ökologische Qualität” ist mit 40% Anteil an der Gesamtbewertung etwas stärker gewichtet als die „Ökonomische Qualität” und die „Soziokulturelle und funktionale Qualität”.

Seit 2007 setzt sich die DGNB für Nachhaltigkeit im Bauen ein. (Bild: DGNB) 

Anwendbar für Sanierung und Neubau

Die perspektivisch wichtigste Änderung des DGNB Systems für kleine Wohngebäude ist die Erweiterung auf Sanierungen. „Der zielgerichtete Umgang mit dem Gebäudebestand im Sinne einer Transformation in Richtung Ressourcenschonung und Klimaneutralität ist die wohl größte Herausforderung, vor der wir in unserem Bereich stehen”, sagt Johannes Kreißig. „Deshalb ist der Schritt, die Kriterien über die Neubaubetrachtung hinaus auch für Sanierungen anzupassen, so essentiell.”

Um erstmaligen Anwendern des DGNB Systems eine bessere Orientierung zu bieten, sind die Kriterien so gekennzeichnet, dass ersichtlich ist, in welchen Projektphasen die einzelnen Anforderungen konkret zu berücksichtigen sind – von der Bedarfsanalyse über die Planungsphase und Umsetzung bis hin zu Betrieb und Nutzung. Zusätzlich stellt die DGNB eine Reihe von Tools bereit, die als Planungs- und Dokumentationshilfen im Rahmen der Zertifizierung dienen.

Ausweitung auf Mehrfamilienhäuser mit bis zu zwölf Wohneinheiten

Eine weitere wichtige Anpassung, ist die Erweiterung der Systemgrenze auf Wohngebäude mit bis zu zwölf Wohneinheiten. „Damit wird das schlanke DGNB System für die Sanierung und den Neubau von kleinen Wohngebäuden nochmal für ganz andere Anwendergruppen interessant”, erklärt Johannes Kreißig. „Gerade bei sanierungsbedürftigen Wohnbauten im Bestand gibt es viele Projekte, die in die erweiterte Kategorie fallen.”

Die DGNB unterteilt hierbei in drei Kategorien: Ein- und Zweifamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser mit bis zu 5 Wohneinheiten sowie Mehrfamilienhäuser mit 6 bis 12 Wohneinheiten. Dabei gibt es leichte Unterschiede bei einzelnen Kriterienanforderungen. Zudem werden die Zertifizierungsgebühren gestaffelt: Diese liegen zwischen 950 und 2.250 Euro für DGNB Mitglieder bzw. zwischen 1.450 und 2.950 Euro für Nicht-Mitglieder.

In den Gebühren enthalten sind neben Vorzertifikat und Zertifikat auch die Prüfung der QNG-Anforderungen sowie die Vergabe des entsprechenden Siegels, das bei Neubauten für den Erhalt von Fördermitteln im Rahmen der BEG-Förderung obligatorisch ist. Zusätzlich kann eine ESG-Verifikation zur EU-Taxonomie beauftragt werden, bei der die Übereinstimmung mit den Kriterien des EU-Klassifizierungssystems überprüft wird. Eine Projektanmeldung für die neue Systemvariante ist zum 1. Juli 2024 möglich.

Darüber hinaus bietet die DGNB in den kommenden Monaten eine Reihe von digitalen Einführungsveranstaltungen zur neuen Form der Zertifizierung an. Der erste Termin ist am 4. Juli 2024, eine Anmeldung ist über die DGNB Website möglich.

Weiterführende Informationen stehen unter dgnb.de/kleine-wohngebaeude zur Verfügung. Dort kann auch der vollständige Kriterienkatalog kostenfrei heruntergeladen werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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