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IKND: Potenziale der Gebäudesanierung für Baubranche, Wirtschaft und das Klima

(26.6.2024) Eine neue Studie, durchgeführt von der Edipa GmbH im Auftrag der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND), verdeutlicht die Potenziale der Gebäudesanierung. Die Analyse legt Potenziale energetischer Sanierungsaktivitäten für die Baubranche, die Wirtschaft, Verbraucher und das Klima dar.

Grafik zur Beschäftigungsentwicklung (Grafik: IKND) 

Dr. Lukas Meub, Autor der Studie und Geschäftsführer der Edipa GmbH zu den Ergebnissen: „Die vorliegende Studie illustriert den Anpassungsbedarf und die Effekte einer Ausweitung der energetischen Gebäudesanierung auf Umsatz und Beschäftigung im Bausektor. Es ergeben sich dabei politische Handlungsspielräume im Kontext der aktuellen Konjunkturschwäche im Baugewerbe, die zum einen langfristig benötigtes Fachkräftepotential erhalten und einen positiven Beitrag zum Klimaschutz erreichen.”

Auf einen Blick

  • Win-Win-Chance: Eine Ausweitung energetischer Sanierungsaktivitäten biete Chancen für Branche, Wirtschaft, Verbraucher und das Klima.
  • Konjunktureller Stabilisator: Energetische Sanierung kann als konjunktureller Stabilisator der Baubranche in einer Phase der Minderauslastung angesehen werden und der Gefahr des Abbaus von Arbeitsplätzen entgegenwirken.
  • Geeignetes Zeitfenster: Gleichzeitig bietet die Unterauslastung der Unternehmen ein geeignetes Zeitfenster für einen Ausbau der Sanierungsquote ohne hohe Preissteigerungen.
  • Stärkere staatliche Priorisierung: Die stärkere staatliche Priorisierung der Sanierung diene nicht nur energie- und klimapolitischen Zielen, sondern sei auch aus branchen- und konjunkturpolitischen Gründen sinnvoll.

Modellberechnungen der Studie

Als theoretische Eckpunkte der Modellberechnung wurden zwei Randszenarien entwickelt, die in Reinform zwei unterschiedliche Handlungsoptionen zur Erhöhung der Sanierungsquote darstellen: Im ersten Szenario wird die sanierungsbedingt gesteigerte Nachfrage nach Produktionskapazitäten vollständig durch einen Ausbau der Kapazitäten abgebildet. Im zweiten, sogenannten Substitutions-Szenario hingegen wird die gesteigerte Nachfrage vollständig dadurch gedeckt, dass Bauaktivitäten im Neubau- und Bestandsbereich durch Maßnahmen im Bereich Sanierung ersetzt werden. In Ergänzung zu diesen Reinformen werden verschiedene Mischszenarien grafisch dargelegt.

Die Modellberechnungen der Studie liefern Szenarien für eine Steigerung der Sanierungsrate von derzeit rund 1% auf 2 bzw. 4%. Es wird deutlich, dass eine reine Ausweitung des Marktvolumens allein nicht realistisch ist, um einen stärkeren Fokus auf die Sanierung zu erreichen. Es bedarf einer gezielten Verschiebung der Nachfrage von Neubau- und Bestandsmaßnahmen hin zur Sanierung. Nebst ökonomischen sowie ökologischen Vorteilen könne durch gezielte Maßnahmen zur Lenkung der Nachfrage seitens der Politik eine Verschärfung der Krise im Baugewerbe vermieden werden.

Prognosen für Beschäftigungsentwicklung

Die folgende Grafik zeigt auf, wie sich die verschiedenen Sanierungsquoten auf die Verteilung der Beschäftigung im Handwerk auswirken. Untersucht wird dies entlang der Randszenarien. Also erstens für das Szenario eines Aufbaus an Produktionskapazität, bei dem der Mehrbedarf an Bauleistungen vollständig durch zusätzlich gewonnene Beschäftigte gedeckt wird, und zweitens für das Substitutionsszenario, bei dem der Sanierungsausbau an die Stelle von Neubau- und Bestandsmaßnahmen tritt.

Im Szenario Kapazitätsaufbau, das von einer gleichbleibenden Verteilung des Bauvolumens zwischen Neubau, Bestandsmaßnahmen, sonstigen Maßnahmen und der Sanierung ausgeht, ist bis 2030 ein Zuwachs an Beschäftigten im Bauhandwerk bis zu rund 4,1 Mio. erforderlich. (Grafik: IKND) 

Da es unwahrscheinlich ist, dass die Ausweitung des Sanierungsvolumens entlang einer der beiden angenommenen Randszenarien realisiert wird, wurde im Kontext dieser Analyse eine zusätzliche Modellrechnung durchgeführt. Dabei wurden die Werte von 2020 zugrunde gelegt, eine Zuwachsrate der Beschäftigung von 1,65% angenommen und die Zielerreichung einer 2% Sanierungsquote nach 5% und einer 4% Sanierungsquote nach 10 Jahren als Prämisse genutzt. Ebenso wurde angenommen, dass der Beschäftigungsaufbau vollständig in den Bereich der energetischen Sanierung fließt. In diesem Fall werden Kombinationen zur Steigerung der Sanierungsquote möglich.

Prognosen für die Umsatzentwicklung

Auch für die zu erwartende Umsatzentwicklung bei Sanierungsquoten von 2% oder 4% ließen sich ungefähre Werte aus den beiden Randszenarien ableiten.

(Grafik: IKND) 

Im Szenario der vollständigen Substitution wären zur Erreichung des 2%-Ziels bis zum Jahr 2025 Umsätze in Höhe von 141 Mrd. Euro im Bereich der Sanierung zu erwarten, dazu weitere 92 Mrd. Euro im Neubaubereich und etwa 139 Mrd. Euro im Bereich der Bestands- und sonstigen Maßnahmen. Zur Erreichung einer Sanierungsquote von 4% im Jahr 2030 müssten etwa 368 Mrd. Euro für Sanierungen umgesetzt werden, dazu weitere 34 Mrd. Euro im Neubaubereich und rund 81 weitere Mrd. Euro im Bereich der Bestands- und sonstigen Maßnahmen.

Im Szenario Kapazitätsaufbau erhöht sich der Umsatz im Baugewerbe bei Erreichung des 2%-Ziels im Jahr 2025 auf rund 140 Mrd. Euro in der Sanierung, rund 128 Mia. Euro im Neubaubereich und rund 174 Mrd. Euro im Bereich der Bestands- und sonstigen Maßnahmen. Bei Erreichung des 4%-Ziels erhöht sich der Umsatz noch einmal deutlich: Hier ist mit einem Anstieg von rund 314 Mrd. Euro im Jahr 2020 auf rund 757 Mrd. Euro im Jahr 2030 zu rechnen. Der Anteil der Bestandsmaßnahmen am Gesamtumsatz würde dann bei rund 219 Mrd. Euro liegen und der Anteil von Neubaumaßnahmen bei rund 162 Mrd. Euro. Durch die Sanierung allein würde ein Umsatz in Höhe von rund 370 Mrd. Euro erzielt.

Chancen

Insgesamt verdeutlicht die Studie Chancen, die sich aus einer verstärkten energetischen Sanierung ergeben. Sie ist nicht nur ein konjunktureller Stabilisator für die Baubranche, sondern auch ein entscheidender Beitrag zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor. Die Förderung der Sanierung ist somit nicht nur im Interesse der Bauunternehmen, sondern dient auch der Wirtschaft und dem Klimaschutz gleichermaßen.

Weitere Informationen und der kostenlose PDF-Download der Studie stehen unter initiative-klimaneutral.de zur Verfügung.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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