MLP Studentenwohnreport 2023: Studierende in Wohnungsnot
(8.11.2023) MLP und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) stellen alljährlich die Ergebnisse des MLP Studentenwohnreports vor. Nach dem Ende der Corona-Pandemie zieht die Zuwanderung wieder an, was den Druck auf den Mietwohnungsmarkt in Groß- und Universitätsstädten erhöht und den Wohnungsmarkt für Studierende verschlechtert. Demnach verzeichneten alle 38 untersuchten Hochschulstandorte deutliche Preissteigerungen im Durchschnitt um 6,2%.
Kaltmieten- und Nebenkosten-Anstieg
Die durchschnittlichen Kaltmieten, bereinigt um Qualität und Lage („Studentenwohnpreisindex”), sind an den untersuchten Hochschulstandorten weiter gestiegen und das schon im zweiten Jahr in Folge. Im vergangenen Jahr lag der Preisanstieg bei 5,9%. Spitzenreiter bei den diesjährigen Steigerungen waren Heidelberg mit 8,0%, Oldenburg (6,8%) und Berlin (6,4%). Die geringsten Preiserhöhungen gab es in Chemnitz (1,0%), Jena (1,6%) und Regensburg (2,2%). Während der Corona-Pandemie im Jahr 2021 waren die Mieten in etlichen Städten noch gesunken – dieser Effekt ist längst verpufft. Grund dafür ist unter anderem vielerorts eine steigende Nachfrage und ein geringeres Wohnangebot.
Neben den Kaltmieten wurden auch die Heizkosten in besonderem Maße teurer. Die Abschläge für Heizkosten stiegen durchschnittlich seit Anfang des vergangenen Jahres um 43%. Mit Heizkostenzuschüssen und Einmalzahlungen reagierte die Politik auf diese Entwicklung, allerdings ist dies lediglich eine temporäre Entlastung.
Auch das Median-Einkommen der Studierenden kann mit den Kostenentwicklungen nicht Schritt halten – vielmehr stagnierte es in den vergangenen Jahren (2021 mit 988 Euro und 2018 mit 990 Euro).
Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender der MLP SE sagt hierzu: „Die Lebenswege junger Menschen sind zunehmend von finanziellen Beschränkungen geprägt – vor allem durch verteuerte Wohnkosten. Diese beeinflussen mitunter auch die Wahl des Studienfachs oder die Frage, ob sie überhaupt ein Studium beginnen sollten. Dabei können wir es uns in Zeiten großer Transformationen schlicht nicht leisten, unser akademisches Potenzial nicht voll auszuschöpfen. Um Deutschland zukunftsfest zu machen, brauchen wir gut ausgebildete Akademikerinnen und Akademiker – sie sind oftmals die Architekten der Innovation.”
Frankfurt: Spitzenreiter für studentische Musterwohnung
In diesem Jahr hat Frankfurt München als teuersten Studienort abgelöst, allerdings denkbar knapp. Studentische Musterwohnungen kosten dort aktuell 696 Euro bzw. 695 Euro pro Monat. Mit etwas Abstand folgen dahinter Stuttgart mit 616 Euro und Bonn mit 598 Euro. Die günstigsten Städte für Studierende sind aktuell in Ostdeutschland Magdeburg (282 Euro) und Chemnitz (294 Euro). Hierbei handelt es sich um Warmmieten, wofür erstmalig im diesjährigen Report standortspezifische Wohnnebenkosten ermittelt und in die Berechnung miteinbezogen wurden.
Für die studentische Musterwohnung wurden außerdem bei einer „normalen” Ausstattung unter anderem eine Wohnfläche von 30m² und eine Lage in direkter Umgebung zur nächstgelegenen Hochschule unterstellt.
Für den BAföG-Wohnzuschlag von maximal 360 Euro können sich Studierende einzig in Chemnitz und Magdeburg eine Musterwohnung leisten. Im Extrembeispiel München erhalten Studierende dafür gerade einmal eine Wohnung mit 14m² (Median-Kaltmiete).
„Angesichts der derzeit einbrechenden Bautätigkeit wird sich die Situation in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Umso wichtiger ist es, nun mit einem schnellen und beherzten Maßnahmenpaket gegenzusteuern. Dazu gehören neben steuerlichen Anreizen auch vermehrte Baulandausweisungen und eine Entbürokratisierung der Baunormen und Genehmigungsverfahren. Insbesondere für den Bau kleiner und günstigerer Wohnungen wären einfachere Vorgaben entscheidend”, erklärt Prof. Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
- ifo Beschäftigungsbarometer im Oktober gestiegen (27.10.2023)
- Umsatzminus im Bauhauptgewerbe und ein Plus im Tiefbau im 2. Quartal (Bauletter vom 26.10.2023)
- Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im August 2023: +10,8 % zum Vormonat (25.10.2023)
- Erzeugerpreise gewerblicher Produkte im September 2023 gesunken (20.10.2023)
- Baugenehmigungen von Wohnungen Januar bis August 2023 um -28,3% gegenüber Vorjahreszeitraum (18.10.2023)
- Baupreisindex für Wohngebäude und Straßenbau (11.10.2023)
- Baugewerbe: Produktionsrückgänge im August (9.10.2023)
- ifo Geschäftsklimaindex: niedrigster Wert im Baugewerbe seit Januar 2009 (25.9.2023)
- ifo Geschäftsklimaindex fällt (25.8.2023)
- ifo-Konjunkturumfrage: Mangel an Fachkräften hat leicht zugenommen (21.8.2023)
- ifo Institut: Europäischer Wohnungsbau kühlt sich ab (21.7.2023)
- Getrübte Stimmung: ifo Geschäftsklimaindex sinkt (28.6.2023)
- Trendwende beim ifo Geschäftsklimaindex: Dämpfer für die deutsche Wirtschaft (26.5.2023)
- ifo Geschäftsklimaindex im April leicht gestiegen (25.4.2023)
- ifo-Geschäftsklimaindex gestiegen - selbst am Bau (27.3.2023)
siehe zudem:
- Baubranche, Materialmangel / Preissteigerungen, Architektur und Ingenieurbaubei BAULINKS.de
- Literatur / Bücher über Architektur bei Baubuch / Amazon.de