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DAM Architectural Book Award 2022 für die zehn besten Architekturbücher des Jahres


  

(23.10.2022) Die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) haben zum vierzehnten Mal den gemeinsam initiierten internationalen DAM Architectural Book Award verliehen.

Der in seiner Art einmalige und inzwischen hoch angesehene Preis zeichnet die besten Architekturbücher eines Jahres aus. Dem gemeinsamen Aufruf sind in diesem Jahr 101 Architektur- und Kunstbuchverlage weltweit gefolgt. Eine Fachjury aus externen Experten sowie Vertretern des DAM hat aus 264 Einsendungen ( 2021: 235, 2020: 274 und 2019: 227) die zehn besten Architekturbücher des Jahres ausgewählt - und zwar  nach Kriterien wie ...

  • Gestaltung,
  • inhaltliche Konzeption,
  • Material- und Verarbeitungsqualität,
  • Grad an Innovation und
  • Aktualität.

Die Jurysitzung fand am 13. September 2022 im Deutschen Architekturmuseums (DAM) statt. Die Gewinner und Gewinnerinnen wurden im Rahmen der Preisverleihung am 19. Oktober 2022 im DAM OSTEND sowie im Livestream gekürt. Und das sind die Preisträger des DAM Architectural Book Awards 2021:

Living and Working

Jurybegründung: „Die Publikation ,Living and Working‘ überzeugt durch Einfachheit und Prägnanz. Der leuchtend grüne Softcover-Klappeneinband, enthält auf den Innenseiten Klappentexte, bleibt aber sonst weitgehend frei. Rein Typografisch findet der Titel am oberen Rand des Einbands seinen Platz, schafft dadurch eine freie Fläche und einen Blick für das, was im Innenteil folgt.

Die Publikation ist verhältnismäßig groß, liegt aber durch ihr geringes Gewicht und trotz (oder auch wegen) ihres breiten Rückens angenehm in der Hand. Sie lässt sich durch die Verarbeitung mit Hohlrückenbindung ausgezeichnet aufschlagen und blättern. Das gebrochene Weiß der volumenstarken Innenseiten und das offene Papier sorgen haptisch für ein sehr angenehmes Erlebnis. Gleichzeitig bieten sie angemessenen Raum für die Präsentation und Diskussion der Arbeiten und Ideen von Dogma. Diese werden mittels Texten, Grafiken und Zeichnungen dargestellt. Grafiken und Abbildungen in Schwarz sowie Farbe sind sehr gut lithografiert und werden in ihrer Wirkkraft durch das Grün des Umschlags intensiviert.

Die Typografie wirkt über den Einsatz einer Serifenschrift klassisch. Trotz verschiedener Textkategorien auf wenige Schriftschnitte reduziert rückt die Textgestaltung jedoch im Detail von diesem ersten Eindruck ab. Durch das Textlayout in unterschiedlichen Spaltenbreiten lassen sich die Kategorien ausreichend differenzieren. Bild- und Textseiten werden streng getrennt, bilden in ihrer Durchmischung und Variation des Layouts einen abwechslungsreichen Rhythmus und verleihen der Gesamtgestaltung Leichtigkeit.“ (Anna Kraus)

Momentum of Light
  

Momentum of Light

  • Verlag: Lars Müller Publishers
  • Herausgeberinnen: Fabiola Büchele, Eve Streeter, Natalie Kreutzer (Zumtobel Group)
  • Autor: Francis Kéré
  • Gestaltung: Haller Brun
  • Fotografie/Illustration: Iwan Baan
  • Seiten: 180
  • ISBN: 978-3-03778-686-4
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Das von der Zumtobel Group initiierte Projekt, darf man wohl als ein großes Geschenk betrachten. Die Zumtobel Group setzt damit sein inzwischen über viele Jahre andauerndes Engagement einer jährlich erscheinenden Publikation fort, deren ursprünglicher Anlass wohl mal der jährliche Geschäftsbericht gewesen ist.

Mit der vorliegenden Publikation wird auf sehr eindrucksvolle Weise sofort der immense Unterschied zu der Flut an digitalen Eindrücken, mit denen wir täglich konfrontiert sind, erfahrbar. Inhalt und formale Gestaltung des Buches sind außerordentlich stimmig und sinnlich erfahrbar. Man nimmt das Buch gerne in die Hand. Selten war die Prägung auf einem Einband inhaltlich so begründet und einleuchtend und gleichzeitig mit der Anmutung von mattem schwarzen Fotokarton, so zurückhaltend. Der Wahl der verschiedenen Papiersorten im Inneren folgt einer klaren inhaltlichen Funktion. Gelbes Papier steht am Anfang und am Ende für einleitende Texte, sowie die Bildübersicht und Credits am Ende des Buches.

Ein chamois farbenes, durchscheinendes Naturpapier ist Träger für die einleitenden Kapiteltexte und Skizzen von Francis Kéré. Die Fotografien von Iwan Baan erscheinen wahlweise auf dünnem schwarzen Naturpapier, wenn es sich um die Innenraumaufnahmen handelt. Während die Außenaufnahmen auf einem weißen, gestrichen Papier gedruckt sind.

Es ist atemberaubend schön, wie die jeweilige Wahl des Papiers mit dem dafür gedachten Inhalt korrespondiert und wie fein diese Effekte dann eingesetzt werden. Die auf der Rückseite eines Blattes durchscheinende Skizze, die sinnlich erfahrbare Qualität der Ausbreitung von Licht in fast dunklen Innenräumen auf dem matt schwarzen Papier. Die Prägnanz und Weichheit des Lichts bei den Außenaufnahmen. Besonders eindrucksvoll ist zu bestaunen, wie es die Buchmacher geschafft haben, auf dem schwarzen Papier, die Druckfarbe so stehen zu lassen, dass selbst feinste Details noch sichtbar sind und Zeichnung haben.

Hinzu kommt ein weiterer glücklicher Umstand. Mit den beiden Autoren, Iwan Baan und Francis Kéré ist es offensichtlich geglückt, zwei große Menschenfreunde in dieser Publikation zu vereinen. Jedes der Bilder in dieser Publikation zeigt uns das auf eindringliche Weise. Hier geht es nicht um eine eitle Eigenbetrachtung oder Nabelschau. Stattdessen zeigen uns in dieser Publikation einer der wichtigsten Architekturfotografen unserer Zeit und der jüngst mit dem Pritzkerpreis ausgezeichnete Architekt Grundlegendes über das Licht als Element.“ (Brigida González)

Swissness applied – Learning from new Glarus

  • Verlag: Park Books
  • Herausgeber: Nicole McIntosh und Jonathan Louie
  • Gestaltung: Luis Vassallo
  • Fotografie: Marjeta Morinc
  • Seiten: 271
  • ISBN: 978-3-03860-244-6
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Schon der Subtitel ,Learning from New Glarus‘ erzeugt eine spontane Assoziation: Die vorliegende Publikation bezieht sich auf das inzwischen legendäre Buch „Learning from Las Vegas - Zur Ikonographie und Architektursymbolik einer Geschäftsstadt“ von Denise Scott-Brown und Robert Venturi, erschienen 1978 - erhältlich u.a. bei Amazon.

Und so täuscht dieser Eindruck auch nicht - handelt es sich doch bei dem diesem Buch um einen Ausstellungskatalog, der die im Rahmen einer umfassenden Recherchearbeit gewonnenen Erkenntnisse auf unglaublich schöne, klare, einfache und delikate Weise aufbereitet und festhält.

,Swissness Applied, Learning from New Glarus‘ überzeugt durch seinen sensiblen und kreativen Umgang in Bezug auf das behandelte Thema. Einband und Innenteil sind in einem offenen, gebrochen weißen Papier gehalten und bilden einen sinnlichen Kontrast zum grafisch-typografischen Covermotiv. So zeigt sich z.B. nach dem Aufschlagen eine Bindung in Schweizer Broschur. Der Buchblock ist in roter Gaze gefasst. Diese formelle Anlehnung an das „Heimaterbe“ wird von einem reduziert grafischen Index der Projekte, die später in der Publikation referenziert werden, auf der gegenüberliegenden Coverinnenseite kontrastiert.

Es werden in strenger, formal festgelegter Weise die Typologien dokumentiert. In bester Hilla- und Bernd-Becher-Manier werden beispielsweise die Häuser einheitlich bei bedecktem Himmel fotografiert. Alle Modelle wurden aus dem gleichen Material gebaut und in einem einheitlichen fotografischen Duktus im Studio aufgenommen. Die Architekturzeichnungen könnten reduzierter nicht sein. Alle Darstellungen folgen demselben Muster. Nichts lenkt ab, keine unwichtigen Details - nur die Typen soll man unterscheiden können. Nur auf diese Weise kann es gelingen, und nur so entsteht ein ,Bild‘ bei uns Betrachter/innen.

Gleichzeitig gelingt es dem Katalog auf wunderbare Weise, sich von einem von Wissenschaftler/innen für Wissenschaftler/innen geschriebenen Ausstellungskatalog abzuheben.
Mit den grafisch wunderbaren Bastelbögen möchte man ja fast sofort zu Schere und Klebstoff greifen und seinem Spieltrieb freien Lauf lassen. So wird anhand der vorliegenden Publikation mehr als deutlich, welches Potential gedruckte Bücher heute noch haben können.“ (Brigida Gonález und Anna Kraus)

Urban Design in the 20th century – A History

  • Verlag: GTA Verlag
  • Autor:in: Tom Avermaete, Janina Gosseye
  • Gestaltung: Büro 146: Maike Hamacher, Valentin Hindermann, Madeleine Stahel
  • Seiten: 440
  • ISBN: 978-3-85676-418-0
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Die Publikation ,Urban Design in the 20th Century‘ ist eine handliche und umfangreiche Softcover- Publikation aus einem strapazierfähigen Einbandmaterial, das über eine interessante Struktur verfügt. Format und Gestaltung suggerieren einen spannenden, informativen und zugleich aufgeräumten Reader, der eine komplexe Masse an Material ordnet und gut konsumierbar macht. Der aus Schrift und Farbfoto bestehende Titel kommuniziert die klare und zugleich konzentrierte Gestaltung bereits auf den ersten Eindruck.

Das Buch ist aufgeteilt in einen Einstieg und darauf folgend durchnummerierte Kapitel. Der Auftakt erfolgt hier jeweils auf einer Doppelseite über einen Zoom in Architekturzeichnungen. Dieser visuelle Umgang schafft deutliche Unterbrechungen und setzt zugleich einen ungewohnten Fokus auf bestimmte Details. Gefolgt wird die Bilddoppelseite von der seitenfüllenden Kapitel-Ziffer und Titel in großen Lettern auf deren gegenüberliegenden Seite. Abbildungen befinden sich vor allem gesammelt auf ,Bildtafeln‘, die auf schwarz eingefärbten Seiten stehen. Eingestreut innerhalb der Kapitel rhythmisieren sie das Buch zusätzlich und machen das Lesen abwechslungsreich.

Über die Gestaltung des gesamten Buches hinweg ist das Layout sehr stringent gehalten. Die inhaltliche Struktur ist durch die typografische und grafische Hierarchisierung deutlich ablesbar und bis ins Detail ausgearbeitet. Satzspiegel und Abbildungen sitzen in einem spannungsvollen Verhältnis und nutzen den Seitenraum gelungen aus. Die klare, konzentrierte und dennoch abwechslungsreiche Gestaltung, die sich konsequent durch das ganze Buch zieht, wurde ästhetisch als überzeugend und dem Inhalt angemessen wahrgenommen.“ (Anna Kraus)

Das Garagenmanifest

  • Verlag: Park Books
  • Herausgeber:in: Jens Casper und Luise Rellensmann
  • Gestaltung: Bureau Sandra Doeller
  • Fotografie: Martin Maleschka
  • Seiten: 176
  • ISBN: 978-3-03860-240-8
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Das Garagenmanifest hat mich gleich schon beim Cover gepackt. Erstens durch den pfiffig selbstbewussten Titel und zweitens durch die Coverabbildung, die verborgene Details verspricht. Das Pocketbook Format sowie das angenehm unaufgeregte Papier und die grafische Gestaltung passen perfekt zum Thema. Verschiedene Ga­ra­gen-Formationen zeigen im Foto-Essay des Fotografen Martin Maleschka ihr vielfältiges, buntes Gesicht und im Anschluss werden mit neun case studies Garagen in Cottbus näher beschrieben. Das Garagenmanifest ist ein sehr sympathischer Begleiter in die doch so wichtige Nischenregion der DDR-Alltagsarchitektur. Zu Recht plädieren die Herausgeber für eine offene, partizipative Denkmalpflege, in welcher auch die DDR-Garagen ihren Platz finden sollten. Hut ab vor den Herausgebern Jens Casper und Luise Rellensmann!“ (Vladka Kupska)

The Polyhedrists – Art and Geometry in the Long sixteenth century
  

The Polyhedrists – Art and Geometry in the Long sixteenth century

  • Verlag: The MIT Press
  • Herausgeber: Thomas Weaver
  • Autor: Noam Andrews
  • Gestaltung: Studio Mathias Clottu
  • Seiten: 320
  • ISBN: 978-02-62046-64-0
  • erhältlich u.a. bei Amazon

Jurybegründung: „Die Studie über Polyeder, also über komplexe, aus Grundformen zusammengesetzte geometrische Gebilde, ist das Werk eines Architekten und Wissenschaftlers. Die Jury war daher geneigt, es als Architekturbuch anzusehen, auch wenn der Bezug auf Architektur nicht direkt gegeben ist. Außerdem ist ,darstellende Geometrie‘ ein Lehrfach in der Architekturausbildung und die Faszination für geometrische Figuren prägt die Architekturentwicklung bis zum heutigen Tag.

Dies alles vorausgeschickt ist nun festzuhalten: Wer auch immer hier die Zielgruppe sein könnte – es ist ein wunderschönes Buch. Gewiss eher etwas für Geometrie-Nerds und nicht unbedingt ein Werk, das in jedem Architekturbüro zu finden sein wird.

Die Gestaltung ist direkt aus dem Thema abgeleitet: Antiqua-Schriften, deren Ursprung genauso in der Renaissance liegt wie viele der Polyeder-Darstellungen, werden auf erfrischende Weise zugleich klassisch, aber eben auch überraschend zeitgenössisch verwendet. Ein Beispiel dafür sind die doppelseitigen Kapitel-Trennseiten in riesigen, gesperrten Versalien.

Dieselbe ebenso traditionelle wie auch modernisierte Haltung bestimmt den Umgang mit Abbildungen: Sie sind vom Text getrennt ganzseitig randlos eingefügt und einige bringen als ornamentale Doppelseiten einen guten Rhythmus in das Buch. Auf dem Cover ist eine Abbildung eingeklebt, was als ironisch- nostalgischer Hinweis auf eine Zeit gelesen werden kann, als Farbbilder in Büchern noch kostbare Ausnahmefälle waren. Und als Höhepunkt gibt es ein etwa DIN-A3-formatiges Poster zum Ausfalten.

Soviel Liebe zum Detail wünscht man sich häufiger bei Büchern, deren Finanzierung gewiss ungleich schwieriger ist als bei einer Büromonografie, einer Hochschulpublikation oder einem Ausstellungskatalog. Der Gestalter Mathias Clottu (London) war mit dem Titel ,Survey. Architecture Iconographies‘ (Park Books) im Vorjahr auf der Shortlist des DAM Architectural Book Awards 2021.“ (Oliver Elser)

Auf Linie: NS-Kunstpolitik in Wien. Die Reichskammer der Bildenden Künste
  

Auf Linie: NS-Kunstpolitik in Wien. Die Reichskammer der Bildenden Künste

  • Verlag: Birkhäuser Verlag
  • Autorinnen: Ingrid Holzschuh, Sabine Plakolm-Forsthuber
  • Gestaltung: seite zwei (Christoph Schörkhuber, Carina Stella)
  • Fotografie: Paul Bauer (Bildredaktion: Gunda Achleitner, Sonja Gruber, Gerhard Milchram)
  • Seiten: 344
  • ISBN: 978-3-0356-2426-7
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Archivalien sind ein wichtiger Beitrag zum historischen Gedächtnis. Sie zu erschließen ist eine herausfordernde Aufgabe für die Wissenschaft. Die vorliegende Publikation diente auch als Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Wien Museums, die von 14. Oktober 2021 bis 24. April 2022 stattfand. Die Kuratorinnen Ingrid Holzschuh und Sabine Plakolm-Forsthuber haben ca. 3.000 Mitgliederakten der Reichskammer der bildenden Künste in Wien aufgearbeitet und einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der NS-Kunstpolitik in Wien. Sie weisen aber auch den Weg, wie dieses Feld in Deutschland weiter aufgearbeitet werden könnte. Es wird der Umgang mit dem Bestand von NS-Kunst in Museen thematisiert, dessen Handhabung noch immer eine ungelöste Frage ist. Die Kuratorinnen sprechen sehr treffend vom ,unbequemen Erbe‘.

Vor diesem thematischen Hintergrund ist es für den Leser eine Herausforderung, von der Schönheit des Buches zu schwärmen. Um diese Diskrepanz wissend, wurden die Objekte an ihren Aufbewahrungsorten in den Sammlungen fotografiert und im Buch dokumentiert. Durch diesen archivalischen Kontext wird zu einer kritischen Rezeption aufgefordert.

Mit klarer Typografie und übersichtlichen Verzeichnissen nehmen die Gestalter Christoph Schörkhuber und Carina Stella (seite zwei) den Leser mit auf eine spannende Reise. Es gibt die lebendig angeordneten Archivdokumente, fast scheint es, man könne die Dokumente selbst zur Hand nehmen und anschauen. Doppelseitige Abbildungen lassen den Einblick in Publikationen besonders plastisch erscheinen. Der Leser besucht Bilder an den typischen Gitterwänden in Archiven hängend und betrachtet nebenan die drapierten Stücke der Textilsammlung.

Zehn Abhandlungen, darunter ein Ausblick auf die Zeit nach 1945, formieren dieses Buch zu einer ernsten aber überaus anregenden Publikation.“ (Annette Becker)

Barozzi Veiga
  

Barozzi Veiga

Jurybegründung: „Ganz präzise mit hellblauen serifenlosen Großbuchstaben auf einem dunkelblauen Softcover aus Leinen und einer Hohlkammerrückenbindung. Barozzi Veiga - das Buch vermittelt bereits bevor man es aufgeschlagen hat einen edlen und wertigen Eindruck und macht neugierig auf den Inhalt. Nach dem Aufschlagen präsentieren sich knapp 30 Projekte von den beiden spanischen Architekten Fabrizio Barozzi und Alberto Veiga chronologisch sortiert auf einem haptisch angenehmen, offenen Papier in einem gebrochenen Weiß. Wer viel Text erwartet wird allerdings enttäuscht. Außer dem Essay von den beiden Protagonisten sprechen hauptsächlich Handskizzen, technische Zeichnungen in unterschiedlichen Maßstäben, Architekturfotografien, sowie Renderings für die Projekte. Es ist auch gar nicht mehr nötig. Man kann die Fotos und Darstellungen auf sich wirken lassen und wird nicht müde trotz der fast 400 Seiten weiterzublättern. Das schlichte Layout und die sinnvoll eingesetzte ruhige Typografie in einer leserfreundlichen Größe stützen das Konzept. Seitenzahlen gibt es generell nur auf rechten Seiten und auch das nur in unregelmäßigen Abständen um nicht abgelenkt zu werden, aber gleichzeitig auch nicht die Orientierung zu verlieren.

Mit der Herausgeberin Diletta Trinari, den Gestaltern John Morgan und Adrien Vasquez, sowie dem Verlag ,Buchhandlung Walther und Franz König‘ haben sich Fabrizio und Alberto ein stimmiges Team zusammengestellt. Das Buch selbst ist so wie die Arbeiten der beiden Architekten, klar und bis ins letzte Detail durchgearbeitet. Eine gelungene Monografie.“ (Danny Lettkemann)


  

Die Stadt für Alle – Handbuch für angehende Stadtplanerinnen und Stadtplaner

  • Verlag: Karl Rauch Verlag GmbH & Co KG
  • Herausgeber:in: Karl Rauch Verlag GmbH & Co. KG
  • Autor: Osamu Okamura Gestaltung: Štepán Malovec
  • Illustration: David Böhm, Jirí Franta
  • Fotografie: Pavel Horák
  • Seiten: 176
  • ISBN: 978-3-7920-0379-4
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „In der über zehnjährigen Geschichte des DAM-Buchpreises hatten wir noch nie ein so ungewöhnliches Lehrbuch auf dem Tisch. Ein Lehrbuch ,für angehende Stadtplanerinnen und Stadtplaner‘, wir der Untertitel verrät. Ist es nicht eher ein Buch für Kinder und Jugendliche? Denn es ist prall gefüllt mit Fotos von liebvoll-verschrobenen Modellen, für deren Herstellung offenbar mehrere Kinderzimmer geplündert werden mussten. Und es ist voller prägnanter Illustrationen, die meist in Holzschnitttechnik die Dinge karikaturhaft auf den Punkt bringen. Nein, ein Jugendbuch ist es nicht, jedenfalls kein gewöhnliches, denn die Texte und Themen sind eindeutig an Studierende gerichtet. Es geht um mangelnde Partizipation, die Privatisierung der Stadt, Suburbanisierung, Gentrifizierung und andere Problemthemen. Die geniale Idee des Teams hinter diesem Buch besteht darin, sich von all den Schwierigkeiten nicht die Laune verderben zu lassen. Stattdessen werden Modelle über Modelle gehäuft, wird mit Druckerschwärze für gewaltige Buchstabengrößen nicht gespart, und um auch die schnellen Leser*innen anzuholen, sind einzelne Begriffe zusätzlich mit roter Textmarkerfarbe hinterlegt.

Das Team besteht aus Osamu Okamura, Architekt und Professor in Liberec, sowie aus den Künstlern und Illustratoren David Böhm und Jiří Franta. Das Vorwort der ins Deutsche übersetzten Ausgabe stammt von der SZ-Architekturredakteurin Laura Weißmüller.

Es ist ein Buch, was man gerne in die Hand nimmt, nicht nur wegen des exzellent aufbereiteten Inhalts, sondern auch weil es sich eher weich als sperrig anfühlt, eher magazinhaft-verspielt ist als trocken und seriös. Wird es im ganz normalen Architekturstudium auf die Literaturliste gesetzt werden? Es könnte das Lehrbuch der Herzen werden, eines das eher als Geheimtipp herumgereicht wird.“ (Oliver Elser)


  

Renovation Antwerp city hall - From bel etage to illuminated floor

  • Verlag: Public Space
  • Herausgeber: Joeri De Bruyn, Bard Biermans, René van Poppel, Rachel Vander Auwera, Philippe Lemineur, Ann Volders
  • Autoren: Joeri De Bruyn, Stefan Devoldere, Inge Bertels, Bart De Wever
  • Gestaltung: Atelier Sven Beirnaert
  • Fotografie: Stijn Bollaert, Jeroen Verrecht, Frederik Beyens, Kioni Papadopoulos
  • Seiten: 304
  • ISBN: 978-9-4917-8934-2

Jurybegründung: „Das Buch ,Renovatie Stadhuis Antwerpen‘ ist eine Gebäudemonografie über das Rathaus von Antwerpen, welches eines der wichtigsten Symbole der flämischen Renaissance ist. Das Rathaus steht seit dem 16. Jahrhundert in den Diensten der Bürger der Stadt. Trotz mehrfacher Modernisierungen mussten die Fassaden und die Neorenaissance-Innenräume aus dem 19. Jahrhundert gründlich restauriert werden. Das belgische Architekturbüro HUB arbeitete an dem acht Jahre dauernden Projekt, das die Ratsmitglieder der Stadt wieder unter ein Dach brachte.

Das zweisprachige Buch bietet einen ausführlichen fotografischen Bericht über die Renovierungsarbeiten und nimmt die Leserschaft Stockwerk für Stockwerk und Element für Element mit. Pro Geschoss, plakativ gekennzeichnet durch große Buchstaben, wird in einer Art Bautagebuch der Baufortschritt erläutert, bis hin zum fertigen Werk. Vom Keller, über das Erdgeschoss, die Bel Etage, das erste Geschoss, das ,beleuchtete‘ zweite Geschoss sowie die Arbeiten an der Attika und der Fassade.

Besonders auffallend ist die unerwartete Bildqualität der Baustellenbilder. Die chronologische Abhandlung in dieser Monografie gibt einen schlüssigen Überblick über die einzelnen Baufortschritte und Maßnahmen, die jeweils in atmosphärischen und bildgewaltigen Fotografien münden. Präzise gesetzt überzeugt die klare Text- und Bildsprache, die jeweils viel Raum und Klarheit schafft. Die vielschichtigen brillanten Fotos entfalten je auf Einzel- bzw. auf Doppelseiten ihre volle Wirkung.

Flankierend dazu wird anhand von sorgfältig erstellen Isometrien und Zeichnungen sowie fundierten Texten und Erläuterungen die vielschichtige Geschichte des Gebäudes erzählt. Das Buch ist eine Hommage an alle Beteiligte, an alle Fachleute und Handwerker, die bei diesem umfangreichen Restaurierungsprojekt zusammenkamen.

Es ist eine Monografie, die man gern zur Hand nimmt, die haptisch ansprechend, klar gegliedert und gestaltet wurde. Sie nimmt den Betrachter mit hinter die Kulissen und gibt Einblicke in einen würdigen und respektvollen Restaurierungsprozess.“ (Silvia Schellenberg-Thaut)

Das DAM dankt der Gesellschaft der Freunde des DAM e.V. für ihre großzügige Unterstützung des Preises.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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