Sonderangefertigtes Deckensegel mit Akustik, Licht, Kühlung und Lüftung für die Obermeyer Gruppe
(4.5.2021) Sanierungen im laufenden Betrieb sind anspruchsvoll und aufwendig, vor allem wenn sie im eigenen Haus stattfinden: Obermeyer hat mit seinen über 60 Jahren Erfahrung als eine der größten unabhängigen Planungsgesellschaften in Deutschland die idealen Voraussetzungen, ein solches Projekt erfolgreich umzusetzen. Bei der Luft- und Klimatechnik in seinen neuen Büroräumen setzte das Unternehmen auf Sonderlösungen vom Stuttgarter Spezialisten Kiefer Klimatechnik.
Das 1958 von Bauingenieur Dr. Leonhard Obermeyer gegründete Planungsunternehmen deckt alle Bereiche der Bauplanung in gesamtplanerischer Verantwortung ab. Über 1.400 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in diversen Niederlassungen und Beteiligungen im In- und Ausland. Bis heute befindet sich die Firmenzentrale in München. Der 2011 verstorbene Firmengründer erbaute 1973 das Bürogebäude mit insgesamt 12.000 m² Geschossfläche, verteilt auf sechs Vollgeschosse und zwei Untergeschosse.
Nach umfassender Planung entschied man sich damals für eine ringförmige Anordnung eines Großraums um einen zentralen Kern. So entstanden pro Geschoss zwei gegliederte Raumbereiche von ca. 800 m² Bruttogeschossfläche.
Dank der versetzten Anordnung der zwei Funktionseinheiten vergrößert sich die Gebäudeaußenfläche, so dass knapp 60% der Nettonutzfläche nah an den Fenstern liegen. Die Ortbeton-Skelettkonstruktion wird durch Rundstützen und dem innenliegenden Kern getragen. Hierbei entschied sich der Bauherr bewusst, alle Konstruktionsglieder unverkleidet sichtbar zu belassen.
Wie so häufig, musste der Brandschutz an die heutigen Anforderungen angepasst werden. Dieses verknüpfte man sinnvollerweise mit weiteren Renovierungsmaßnahmen. Es bot sich außerdem an, die neuen Büroflächen für den digitalen Wandel in der Bauwirtschaft - Stichwort BIM - zu ertüchtigen.
Die Mitarbeiter am Hauptsitz mussten jedoch weiterhin ihrer Planungsarbeit nachgehen, daher erfolgte die Sanierung im laufenden Betrieb in zwei Bauabschnitten. Simon Mündler, betreuender Architekt bei Obermeyer, betont: „Die wichtigste Anforderung war ein rücksichtsvoller und angemessener Umgang mit dem Bauwerk, so dass die Seele und der Charakter des Gebäudes als Erbe von Dr. Leonhard Obermeyer erhalten bleiben.“
Eine besondere Herausforderung war die Sanierung der als Kassettendecken konzipierten Geschossdecken. „Zum Zeitpunkt der Errichtung des Gebäudes im Jahr 1973 wählte man im Bestandsgebäude ein Lichtbandsystem mit eingebauten Leuchten, die konzentrisch um beide Kerne laufen. Langfeldleuchten wurden asymmetrisch in der Kassette angeordnet, das Restfeld als Akustikdecke in Form textiler Spannstoffelemente ausgeführt. Die Leuchten waren zudem integraler Bestandteil des Lüftungssystems. Genau diese spezielle Ausbildung der Geschossdecken erforderte nun eine Sonderlösung bei der Sanierung“, erläutert Simon Mündler weiter.
Sonderangefertigtes Deckensegel vereint Akustik, Licht, Kühlung und Lüftung
Aus gestalterischer Sicht wollten die Planer ein einheitliches Deckenbild mit nicht sichtbarer Technik. Kühlung und Lüftung sollten also versteckt in der Decke untergebracht sein und nicht wie die brandschutztechnisch inzwischen äußerst bedenkliche Zuführung der Frischluft der vollverglasten Fassade entlang.
Die beauftragten Stuttgarter Klima- und Lüftungsspezialisten hatten mit dem Akustiksegelsystem INDUSAIL ein für die Sanierung grundsätzlich passendes Produkt im Portfolio. Oliver Gössler, Vertriebsingenieur bei Kiefer Klimatechnik berichtet von der ausführlichen Vorab-Planung: „Obermeyer wünschte sich eine aufeinander abgestimmte technische Ausrüstung, die gestalterisch ansprechend ist und eine angenehme Arbeitsumgebung für Mitarbeiter und Besucher gewährleistet. Das INDUSAIL-System vereint die Aspekte Akustik, Licht, Kühlung sowie Lüftung und bietet zusätzlich maximale Flexibilität bei der Konzeption von Bürolandschaften. Wir haben zusammen eine erste Entwurfsplanung gemacht und anderen Systemen gegenübergestellt.“
Im Vergleich zu den Alternativen - einer herkömmlichen Kühldecke oder Umluftkühleinheiten an der Fassade - hat das Kiefer System die Bauherren nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch optisch überzeugt. Die perfekte Integration in die jeweiligen Deckenfelder und eine Reduktion der Kühlwasserleitungen sprachen ebenfalls dafür. Zudem lassen sich Störfaktoren wie Lärm im Raum durch das Akustiksegel reduzieren - im Großraumbüro ein wichtiges Kriterium. Die einheitliche Optik der Decke mit integrierter Beleuchtung und versteckter Kühl- und Lüftungstechnik sorgt ebenfalls für eine angenehme Atmosphäre im Raum.
Im Rahmen der gemeinsamen Planung entstand eine Sonderlösung für das Projekt: Quadratische statt rechteckige Abmessungen führen dazu, dass die Akustikmatten in der Größe 1.550 x 1.550 mm vom Hersteller sonderangefertigt wurden. Auch beim umlaufenden Profil sollten aus optischen Gründen 70 mm statt der üblichen 50 mm realisiert werden. Damit einher ging ein Sonderbefestigungssystem, das auf die vorhandene Deckenkonstruktion abgestimmt sein musste und eine gute Zugänglichkeit der Technikkomponenten sicherstellt.
Damit die Lüftung unabhängig von der Kühlung betrieben werden kann, kommen auf der großen Deckenfläche verschiedene Module des INDUSAIL-Systems in Kombination zum Einsatz:
- Mit dem Akustiksegel PLUS erfolgt die Kühlung der Raumluft (Bild unten).
- Das Akustiksegel AIR dient der Frischluftzufuhr (Bild weiter unten).
- Dazwischen sorgt das Akustikpaneel SILENT als erweitertes Gestaltungselement für Schallabsorption und Lichtreflexion.
Für insgesamt 10.000 m² Deckenfläche fertigte Kiefer ein multifunktionales System, das mittels Sensoren für ein durchgängig angenehmes Raumklima sorgt: Die Zuluft richtet sich nach einem CO₂-Wert und der Anzahl an Personen im Raum. Das Einbringen der Luft erfolgt über induktive Schlitzauslässe. Durch die speziell entwickelte Ausblasgeometrie ergeben sich feine Einzelstrahlen, an deren Oberflächen effektiv Raumluft induziert werden kann. Die Kühlung ist abhängig von der Raumtemperatur und der jeweils festgelegten Anforderung.
Brandschutzvorgaben erfüllt
Im Foyer des Bürogebäudes galt es außerdem, besondere Brandschutzvorgaben zu erfüllen. Aus diesem Grund mussten auch die Deckensegel brandschutzertüchtigt werden. In den Regelgeschossen ist das Trägermaterial der Segel vlieskaschiert und offenporig. Die Brandschutzanforderungen erzwangen in diesem Fall den Ersatz des Akustikmaterials durch Brandschutzmaterial. Zusätzlich gab es eine projektspezifische Konstruktionsüberarbeitung, um die Leuchten in das System zu integrieren.
Neben der Schallabsorption unterstützt der hohe Lichtreflexionsgrad des INDUSAIL Systems alle wesentlichen Beleuchtungsarten. Daneben ist eine Lichteinheit als zusätzliche aktive Beleuchtung für alle Komponenten erweiterbar. Kiefer lieferte für Obermeyer die passenden LED-Leuchten steckerfertig. Auch hier wurde eine Sonderbefestigung realisiert, die eine werkzeuglose Demontage für Wartungs- und oder Reparaturarbeiten ermöglicht. Über ein Klappscharnier kann das Segel mühelos geöffnet werden.
Bei der Montage war es wichtig, dass die Akustiksegel nicht verschmutzt wurden. Grundsätzlich wird bei Ausführungen mit Umluftkühlgerät dieses zuerst installiert. Um die Akustiksegel vor Baustaub zu schützen, wurden sie in diesem Fall eingepackt und erst kurz vor Bezugstermin geöffnet.
Inzwischen ist der erste Bauabschnitt abgeschlossen und Oliver Gössler zieht ein positives Zwischenfazit: „Dank frühzeitiger Planungen und regelmäßigem Austausch aller Projektbeteiligten haben wir den ersten Teil dieses großen Auftrags erfolgreich beendet.“ Die Rückmeldung der Mitarbeiter des Hauses nach dem Umzug in die sanierten Büroflächen sei durchweg positiv, trotz weiterhin bestehender baustellenbedingter Enge und anderer Störungen. Die große Sorge des Bauherrn, dass die Raumakustik problematisch würde, hat sich als unbegründet herausgestellt.
Auch der betreuende Architekt bei Obermeyer, Simon Mündler, ist sehr zufrieden: „Durch die Zusammenarbeit mit Kiefer konnte für unser anspruchsvolles Projekt eine technisch optimale und gestalterisch ansprechende Lösung gefunden werden. Bis Herbst 2021 möchten wir nun auch den zweiten Bauabschnitt abschließen.“
Weitere Informationen zum INDUSAIL SYSTEM können per E-Mail an Kiefer Klimatechnik angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Bedarfsgerechtes Raumklima mittels Airconomy im verglasten Transfergang des Flughafens Köln/Bonn (26.8.2022)
- Neues Lernen bei grandioser Aussicht und durchdachter Lüftung inklusive Betonkernaktivierung (26.8.2022)
- Auch 2021 ungebrochenes Wachstum bei Flächenheizung/-kühlung (28.2.2022)
- Neue Heiz-/Kühldecken-Generation von Ecophon und Lindab (23.2.2022)
- Ecophon und Lindab wollen für gesunde und nachhaltige Innenräume kooperieren (12.12.2021)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- OWActive verbindet als „Mineralklimadecke“ Raumklima- mit Raumakustik-Optimierung (4.5.2021)
- Cradle to Cradle-zertifizierte Plafotherm-Heiz- und Kühldecken von Lindner (4.5.2021)
- BVF-Richtlinie 15.3: Kühlen und Heizen mit Metalldeckensystemen (4.5.2021)
- Ganz still: Wassergeführte Lehm-Kühldecke ohne Taupunktprobleme (12.11.2020)
- Heizen, Lüften und Kühlen von über 300 m² Showroom-Fläche per Airconomy via Fußboden (12.11.2020)
- Kühlen ohne Klimaanlage: Cold Tube „saugt“ die Wärmestrahlen von Personen auf (10.11.2020)
- Wie Kiefer Klimatechnik Betonkerntemperierung mit Lüftungstechnik kombiniert (30.10.2020)
- Zweites Referenzbuch von Kiefer Klimatechnik: Im Einklang mit der Architektur! (27.10.2020)
- Energie PLUS Concept, Interpanel und RE4 entscheiden DGNB Sustainability Challenge für sich (27.9.2020)
- Kühlung, Licht und Akustik in einem Deckenpaneel ... und der Wettbewerb um Fachkräfte (4.12.2019)
siehe zudem:
- Flächenkühlung im Raumlufttechnik-Magazin, Deckenverkleidungen im Innenausbau-Magazin und technische Leuchten im Innenausbau-Magazin bei Baulinks
- Literatur / Bücher über Klimatechnik bei Baubuch / Amazon.de