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HeatResilientCity: Forschung zur hitzeangepassten Stadt


  

(2.6.2020) Steht Deutschland ein weiterer Hitzesommer bevor? Experten warnen, dass damit zu rechnen ist. Auf viele Menschen, die aufgrund der Ausbreitung der Corona-/COVID19-Krise ihre Zeit vornehmlich zu Hause verbringen müssen, kommt damit eine weitere Belastung zu: Sie müssen Hitzeperioden in den eigenen vier Wänden überstehen. Dies macht einmal mehr deutlich, dass Stadtviertel und Gebäude an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst werden müssen. Vor allem in dicht bebauten Quartieren werden lang anhaltende Hitzeperioden im Sommer zum Problem. Welche Maßnahmen besonders geeignet sind, untersucht das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) gemeinsam mit Partnern im Projekt HeatResilientCity (deutsch: Hitzeangepasste Stadt) noch bis Anfang 2021.

Fotos © baulinks/AO 

Die derzeitigen Kontaktbeschränkungen und der wohl nicht mehr umkehrbare Trend zum Homeoffice bewirken, dass künftig mehr Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen werden. Und auch viele Ältere werden wohl seltener ihre Wohnung verlassen, um sich nicht anzustecken. Die Empfehlung, kühle Orte wie klimatisierte Einkaufszentren oder schattige Grünflächen aufzusuchen, wenn es in der überhitzen Wohnung nicht mehr auszuhalten ist, hat also in diesen Zeiten nur noch eingeschränkt Gültigkeit.

Im Fokus: Gründerzeit und Stahlbetonplattenbau

Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen zwei Gebäudetypen, die es in Deutschland sehr häufig gibt und in denen viele Menschen leben. Dies sind zum einen Gebäude aus der Gründerzeit und zum anderen Gebäude in Stahlbetonplattenbauweise. Letztere sind typisch für viele Großwohnsiedlungen, wie sie in Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren entstanden sind. Für Wohnungen in beiden Gebäudetypen hat das Projektteam untersucht,

  • wie sich die Temperaturen während langer Hitzeperioden entwickeln,
  • welche Anpassungsmaßnahmen und
  • welche Kombination von Maßnahmen am besten helfen könnten, die Überhitzung von Innenräumen abzumildern.

Die Forscher haben dazu das Innenraumklima wie etwa Temperatur und Luftfeuchte gemessen. Hinzu kommen Klimadaten und Messungen im Freiraum. Diese Messwerte dienen dazu, dynamisch-thermische Gebäudesimulationen, das Herzstück der Untersuchungen, realitätsnah zu konfigurieren. Mit Hilfe der Simulationen lassen sich jene Schwachstellen von Gebäuden identifizieren, die sie besonders anfällig gegen Sommerhitze machen. Im Untersuchungsfall sind dies die Fensterflächen, die geringe Speichermasse der Dachgeschosse und zu wenig Luftaustausch in der Nacht.

Gebäudeanpassung: Diese Maßnahmen können Hitze mildern

Eine der wichtigsten Maßnahmen, um vor allem die Wohnungen in den oberen Stockwerken vor Überhitzung zu schützen, ist eine bessere Dämmung des Daches und der Zwischendecken in den oberen Etagen.

Dreifach verglaste Fenster verringern ebenfalls den Wärmeeintrag durch intensiven Sonnenschein im Sommer. Wichtig ist es, dass diese Fenster für eine gute Auskühlung in den Nachtstunden vollständig geöffnet werden können. Räume mit großen Fenstern und hoher Sonneneinstrahlung sollten zudem von außen verschattet werden, etwa durch Außenjalousien, Rollos und/oder Markisen.

Bei der Gebäudesanierung sollten im Bereich des Daches massive Bauteile zum Einsatz kommen, die viel Wärme speichern können. Im Sommer zeigt sich schnell der Nachteil ausgebauter Dachgeschosse. Sie sind besonders anfällig gegen Überhitzung, denn hier fehlt eine schwere Materialschicht, die die Wärme lange speichern könnte. Durch starke Sonneneinstrahlung gelangt die Hitze über die Dachfläche schnell in die Innenräume.

Systembedingte Hemmnisse

Allerdings lassen sich die baulichen Anpassungen nicht von heute auf morgen umsetzen. Zudem sind Bewohner von Miets- und Mehrfamilienhäusern darauf angewiesen, dass die vermietende Partei die Überhitzung der Wohnungen als Problem erkennt und aktiv wird. Nicht zuletzt sind die Maßnahmen teuer in der Umsetzung. Nicht jede Person kann sich das Wohnen in einem solchen aufgerüsteten Gebäude und die damit verbundenen höheren Mieten leisten.

Was jeder selbst tun kann

Im Forschungsprojekt HeatResilientCity wurde deshalb auch geprüft, was die Bewohnerschaft selbst tun kann, um den Hitzestress in der eigenen Wohnung zu reduzieren. Das Projektteam zeigt auf, dass es auch hier verschiedene Möglichkeiten gibt. Das A und O sind Maßnahmen, die dafür sorgen, dass die Hitze gar nicht erst in die Innenräume gelangt. Der effektivste Schutz ist wiederum eine außenliegende Verschattung. Wer keine Außenjalousien hat, sollte stattdessen für den Sonnenschutz im Inneren sorgen. Hier empfiehlt es sich, Gardinen oder Rollos aus lichtundurchlässigem, stark reflektierendem Material zu nutzen.

Haben sich die Räume dennoch aufgeheizt, dann kommt es auf das richtige Lüften an. Besonders effektiv ist es, nachts alle Fenster vollständig zu öffnen. Selbst wenn keine spürbare Brise weht, strömt kühlere Luft in die Wohnung und mildert so die größte Hitze ab. Das ist besonders wichtig, wenn sich Wohnungen während lang anhaltender Hitzeperioden jeden Tag ein bisschen mehr aufheizen. Nicht immer ist es möglich, Fenster die ganze Nacht zu öffnen, sei es aufgrund von Lärm oder wegen der Einbruchgefahr in einer Erdgeschosswohnung. Dann, so empfiehlt das Projektteam, sollten Fenster und Zimmertüren zumindest in den Abend- und frühen Morgenstunden, wenn es draußen kühler ist als drinnen, so lange wie möglich geöffnet werden. So können Wände, Böden und Decken der Wohnung, die die Sommerhitze speichern, herunterkühlen.

Nicht zuletzt könnte die gute Belüftung der Wohnräume auch ein probates Mittel sein, das Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken, zu minimieren. Denn der regelmäßige Luftaustausch senkt auch die Aerosolbelastung in den Innenräumen. So lassen sich mit Maßnahmen gegen Sommerhitze gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

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