Neue DGNB-Zertifizierung hilft bei der Entwicklung klimaneutraler / klimapositiver Bestandsgebäude
(16.3.2020) Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat eine neue Version ihres Zertifizierungssystems für Gebäude im Betrieb veröffentlicht. Damit sollen Eigentümer, Betreiber und Nutzer von Gebäuden bei der Entwicklung einer zukunftsfähigen, auf Klimaschutz ausgelegten Immobilienstrategie unterstützt werden. Als Managementwerkzeug hilft es objektspezifisch bei ...
- der Identifikation von sinnvollen Optimierungsmaßnahmen,
- der Umsetzung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses und
- dem aktiven Risikomanagement.
Die Zertifizierung ist für ganze Portfolios und einzelne Gebäude anwendbar, unabhängig von deren Nutzungstyp. Gebäude, die bereits klimaneutral betrieben werden, erhalten zusätzlich zum DGNB Zertifikat die Auszeichnung „Klimapositiv“.
Das neue Zertifizierungssystem für Gebäude im Betrieb ermöglicht laut Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB „eine zielgerichtete, ganzheitliche und dennoch gebäudespezifische Herangehensweise an den Umgang mit unserem Gebäudebestand.“ Die Philosophie dahinter: Es braucht transparentes Wissen über das Gebäude und seine tatsächlichen Eigenschaften, die Nutzungssituation und die Verbrauchskennwerte. Nur so lässt sich fundiert entscheiden, welche Investitionen in welche Maßnahmen wirklich sinnvoll sind.
Übergeordnete Zielsetzung des Zertifizierungssystems ist es, Gebäudeeigentümer und Bestandshalter aktiv dabei zu unterstützen, ihre Immobilien nachweislich so zu optimieren, dass sie die Potenziale zur CO₂-Reduktion auf dem wirtschaftlichsten Weg ausschöpfen und zukunftsfähig werden. Der Betreiber des Gebäudes sollte dabei zunächst in Zusammenarbeit mit den Nutzern alle Optimierungsmöglichkeiten im Gebäudebetrieb erschließen, bevor bauliche Maßnahmen zum Einsatz kommen. Betriebsoptimierung ist in der Regel kostengünstiger und bringt große Einsparmöglichkeiten mit sich. Auf diesem Niveau aufbauend sind dann die weiteren Maßnahmen zu planen und baulich umzusetzen.
System mit neun Kriterien
Die DGNB-Betriebszertifizierung adressiert ökologische genauso wie soziokulturelle Themen, schließt aber auch ökonomische Aspekte und Risiken mit ein. Dabei verspricht das System eine umfassende Transparenz über den aktuellen Zustand des Gebäudes und seine Betriebsprozesse, indem z.B. auch die Einflüsse aus der Nutzung adressiert werden.
Die neun Kriterien sind überwiegend nach dem Managementprinzip „Plan-Do-Check-Act“ aufgebaut. Damit wird die Bewertung innerhalb der Zertifizierung nicht allein auf die bereits erreichte Gebäudequalität reduziert. „Belohnt wird auch, wer sich ambitionierte Ziele setzt, daraus Strategien ableitet, diese im Gebäudemanagement implementiert und die Zielerreichung kontinuierlich nachverfolgt“, erklärt Herr Kreißig.
Generell ist die Erhebung und Bewertung der relevanten Gebäudekennwerte zentraler Bestandteil der neuen DGNB Zertifizierung. So ist das aus der Analyse gewonnene Wissen über die realen Verbräuche und Qualitäten des Gebäudes Grundlage für die Ableitung konkreter Verbesserungsmaßnahmen. Nur auf Basis der tatsächlichen Performance eines Gebäudes kann der nächste Optimierungszyklus sinnvoll geplant und umgesetzt werden. Dabei wird unter anderem definiert, wie die angedachten Maßnahmen zeitlich einzuplanen sind, damit sie bestmöglich in den Betriebsablauf passen und gleichzeitig kostenoptimiert sind.
Klimaschutzfahrplan und DGNB Auszeichnung „Klimapositiv“
Aus dem so angestoßenen Prozess leitet sich ein projektindividueller Klimaschutzfahrplan für das Gebäude ab, mit dem der Weg in die Klimaneutralität bis spätestens 2050 beschrieben wird. Dieser ist Teil des Kriteriums „Klimaschutz und Energie“, das mit einem Anteil von 30% an der Gesamtbewertung das am stärksten gewichtete innerhalb der Zertifizierung ist.
In diesem Kontext wird auch die CO₂-Bilanz gebäudespezifisch erfasst. Diese bezieht sich immer auf ein konkretes Betrachtungsjahr. Gegenübergestellt werden ...
- einerseits die verursachten Treibhausgasemissionen, die aus den Energieverbräuchen der Gebäudenutzung resultieren, und
- andererseits die Emissionen, die durch eigene Energiegewinnung am Standort und deren Export vermieden werden.
Gebäude, die schon jetzt eine CO₂-Bilanz von Null oder kleiner Null erreichen, erhalten zusätzlich zum DGNB-Zertifikat in Platin, Gold, Silber oder Bronze die neue DGNB Auszeichnung „Klimapositiv“. Diese ist jeweils für das betrachtete Jahr gültig.
Um die Auszeichnung „Klimapositiv“ fortlaufend erhalten zu können, müssen jährlich die entsprechenden Daten aus der CO₂-Bilanzierung zur Prüfung an die DGNB übermittelt werden. Sowohl zur CO₂-Bilanzierung als auch für die Erstellung eines Klimaschutzfahrplans stellt die DGNB den Anwendern der Zertifizierung kostenfreie Tools zur Verfügung.
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siehe zudem:
- nachhaltiges Bauen im Architektur-Magazin sowie Bestandsumbau (SanReMo) auf Baulinks
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