Querschnittserhebung zum Energieverbrauch und Raumklima in Theaterspielstätten
(29.7.2019) Die Gebäudesanierung spielt eine wichtige Rolle, damit Deutschland seine Klimaziele erreichen kann. Öffentliche Gebäude sollen dabei eine Vorbildfunktion einnehmen - das gilt insbesondere auch für die rund 150 Theaterspielstätten im Land, die in vielen Städten eine identitätsstiftende Wirkung haben. Sie eignen sich deshalb ganz besonders, wenn es um eine Sanierung mit Vorbildcharakter geht.
Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der TH Köln hat jetzt ein Benchmarking für diesen Gebäudetypus entwickelt, das den Häusern die Identifizierung von besonders energieintensiven Bereichen ermöglicht und Auskunft über den Raumkomfort gibt. Projektleiterin Prof. Eva-Maria Pape vom Institut für Energieeffiziente Architektur der TH Köln stellt dazu fest: „Theater wurden in Deutschland größtenteils zwischen 1820 und 1970 erbaut oder wiederaufgebaut. Entsprechend groß ist der Sanierungs- und energetische Optimierungsbedarf. Die Ergebnisse unseres Forschungsprojekts zeigen, an welchen Stellen die Häuser ansetzen können, wenn sie ihre Gebäudetechnik modernisieren.“
Im Rahmen des Forschungsprojektes führte die Hochschule in 13 Theaterspielstätten für eine Querschnittserhebung jeweils drei bis vier Wochen lang Messungen durch; hinzu kam ein Intensivmonitoring über zwölf Monate im Scharoun Theater Wolfsburg.
Größte Energieverbraucher: Klimatisierung und Beleuchtung
Je nach Größe der untersuchten Spielstätten liegen ...
- der jährliche Strombedarf zwischen 200 und 2.000 Gigawattstunden (GWh) und
- der Energieverbrauch für Heizung sowie Warmwasser zwischen 500 und 2.500 GWh.
„Nach unseren Analysen ist die Beleuchtung, vor allem aufgrund der Scheinwerfer im Theatersaal und auf der Bühne, durchschnittlich der größte Stromverbraucher. Ebenfalls einen hohen Verbrauch verursachen die Lüftungsanlagen mit der entsprechenden Konditionierung der Luftmengen. Entsprechend hohe Spitzenlasten gibt es während der Vorstellungen. Über das Jahr hinweg ist der Stromverbrauch relativ gleichmäßig“, resümiert Projektmitarbeiterin Carolin Kley, die die Datenanalyse vorgenommen hat.
Raumkomfort: keine Zugluft, aber zu warm und zu trocken
Um den Raumkomfort zu ermitteln, wurde im Rahmen eines studentischen Wettbewerbs ein Messtorso mit menschlichen Proportionen entwickelt, der die Messtechnik enthält und im Zuschauerraum platziert wurde. Eine Jury entschied sich für das Modell von Max Salzberger und Michael Lautwein von der Fakultät für Architektur:
„Mit dem Torso haben wir Lufttemperatur, relative Luftfeuchte, Luftgeschwindigkeit und CO₂-Konzentration jeweils im Kopf- und im Fußbereich gemessen. Parallel wurden die Zuschauerinnen und Zuschauer nach ihrem subjektiven Komfortempfinden befragt“, erläutert Prof. Dr. Jörg Reintsema vom Institut für Technische Gebäudeausrüstung.
Am besten schnitten die Spielstätten bei den Messungen der Zugluft ab: Weder der Messtorso noch die menschlichen Nutzer nahmen nennenswerte unangenehme Luftbewegungen wahr. Die Temperatur der Luft im Zuschauerraum hingegen lag in den meisten Häusern sowohl bei den durchschnittlichen als auch bei den maximalen Werten über dem thermischen Neutralitätspunkt von 22°C, der im Heizfall von den meisten Personen als behaglich wahrgenommen wird. Dabei stimmte das Empfinden der Zuschauer mit den Messergebnissen überein.
Als ungünstig gilt zudem eine relative Luftfeuchtigkeit von unter 30%. „In einigen Spielstätten haben wir Werte von unter 20 Prozent ermittelt, insbesondere, wenn die Belüftungssysteme die Zuluft nicht automatisch befeuchten. Da der Mensch die Luftfeuchtigkeit nicht direkt wahrnehmen kann, sondern nur durch sekundäre Symptome wie trockene Haut oder eine Reizung der Augen, sind die Ergebnisse der Umfrage in diesem Bereich nicht eindeutig und weichen teils von den Messergebnissen ab", sagt Koordinatorin Birgit Meier-Wiedemann von der Fakultät für Architektur.
An dem Forschungsprojekt „Energetische Querschnittserhebung deutscher Theaterspielstätten und Monitoring Scharoun Theater Wolfsburg mit Schwerpunkt Komfortuntersuchungen“ nahmen teil: Opernhaus Bonn, Theater Krefeld, Theater Detmold, Theater Freiburg, Theater des Westens Berlin, Theater Nordhausen, Theater Osnabrück, Opernhaus Nürnberg, Schauspielhaus Nürnberg, Theater Mannheim, Theater Schwerin, Opernhaus Chemnitz, Schauspielhaus Chemnitz und für das Intensivmonitoring das Scharoun Theater Wolfsburg. Das Vorhaben wurde gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen des Förderprogramms Forschung für Energieoptimiertes Bauen (EnOB).
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Institut für EnergieEffiziente Architektur an der TH Köln
- Institut für Technische Gebäudeausrüstung an der TH Köln
- Fakultät für Architektur - Technische Hochschule Köln
- Technische Hochschule Köln
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siehe zudem:
- Lüftungstechnik und Klimatechnik im Raumlufttechnik-Magazin auf Baulinks
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