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Maximal 10 Euro/m² Miete im volumenoptimierten Ziegelhaus in Frankfurt-Oberrad

(9.4.2018) Knapper Wohnraum in Ballungszentren setzt die Wohnungswirtschaft erheblich unter Druck: Bezahlbare Mieten sollen nicht zu Lasten von Energieeffizienz und Qualität gehen. Vor diesem Hintergrund hat das Architekturbüro schneider+schumacher zusammen mit der Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding einen standardisierten Wohnbautypus entwickelt, der nun zum ersten Mal im Frankfurter Stadtteil Oberrad realisiert wird. Die Baukosten belaufen sich dem Vernehmen nach auf 1.090 Euro/m² BGF (Kostengruppe 300+400).

alle Fotos © schneider+schumacher 

Die Architekten setzten bei dem Projekt auf zwei parallele, volumenoptimierte Wohnriegel mit Satteldach. Darüber hinaus wurde der Keller weggelassen und die gesamte Gebäudeerschließung mit Treppenhäusern vor die Fassade platziert. Hierdurch reduziert sich das beheizte Gebäudevolumen auf die bewohnten Flächen. Zugleich ist der Wechsel zwischen Treppenläufen und den dazwischen gesetzten Balkonen gestalterisch ein Gewinn, indem die Fassade rhythmisiert und ihr die Monotonie der Länge genommen wird. Für einen barrierefreien Ausbau ist es jederzeit möglich, den Treppenläufen nachträglich eine Liftanlage beizustellen.

Modulares Prinzip für Kosteneffizienz

Den Wohneinheiten sind einfache Konstruktionsprinzipien zugrunde gelegt: kurze bzw. reduzierte Technikleitungen, eine optimierte Haustechnik sowie ein systematischer Aufbau und sich wiederholende Bauelemente. Je zwei Wohnungen sind zu einer modularen Einheit zusammengeschlossen und werden über die außenliegende Treppe zugänglich. Tritt man ein, steht man im Wohnzimmer oder der Küche mit Esstisch. Unnötige Energiefresser wie Eingangsdiele oder lange Erschließungskorridore gibt es nicht.

Grundriss © schneider+schumacher 

Die Spiegelung des Wohnungsgrundrisses ermöglicht eine Konzentration der haustechnischen Versorgung. Alle Küchen und Bäder werden über zentral angeordnete Schächte versorgt. Die einzelnen Wohnungen sind in einem Vier-Raum-System angelegt, das eine flexible Wohnungsgröße ermöglicht, indem jeweils ein Raum aus der „Partner“-Wohnung abgetrennt werden kann - somit entstehen also Zwei-, Drei- oder Vier-Zim­mer­woh­nungen. In der Gebäudemitte liegen das Bad und ein geräumiger Abstellraum getrennt durch einen schmalen Flur. Das Untergeschoss dient als Tiefgarage und erlöst die Mieter somit von langwierigen Parkplatzsuchen.

Ziegelmauerwerk für erhöhte Energieeffizienz

Auch in der Statik findet sich die konsequente Optimierung aller Bauteile wieder. Die gesamte Lastabtragung des Gebäudes erfolgt über seitlich gesetzte, querlaufende Stahlbetonschotten und längslaufende Stahlbetondecken. Die Wohnungswände selbst sind variabel konzipiert und in Trockenbauweise ausgeführt. Auch die Außenfassade ist aller statischen Funktionen enthoben; sie kann sich ganz der energetischen Optimierung der Gebäudehülle widmen - und man entschied sich für Hochlochziegel „Unipor W07 Coriso“ mit mineralischer Füllung - siehe auch Beitrag „Gefüllter Unipor-Ziegel incl. Wärmebrücken-Katalog erhält Passivhaus-Zertifikat“ vom 20.1.2009.

Die hochwärmedämmenden Mauerziegel mit einer Stärke von 36,5 cm wurden im Dünnbettmörtel versetzt und außen mit einem mineralischen Putz versehen. Gleichzeitig passten die Architekten ihre Planung exakt auf das Format des Steins an. Alle Mauerwerksabschnitte sind so angelegt, dass man den Ziegel nicht schneiden muss und keine Sonderteile benötigt. So kann der wärmegedämmte Hochlochziegel seine energetischen Qualitäten voll umsetzen. In Summe erreichen die Architekten auf diese Weise mit einem monolithischen Wandaufbau einen U-Wert der Außenwand von 0,18 W/m²K.

Foto © Unipor 

Energetische Versorgung nach Plan

Flankierend zu den baulichen Maßnahmen wurde eine Wärmerückgewinnung realisiert, die für Heizung und Warmwasser nutzbar ist. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach deckt zudem einen erheblichen Teil des benötigten Stroms ab, eine Frischwasserstation ermöglicht niedrige Systemtemperaturen. Die technische Gebäudeausstattung in den 46 Wohnungen ist ansonsten auf das Notwendige reduziert und wird über zentrale Schächte kosteneffizient in den Wohnungen verteilt. Eine Fensterfalzlüftung reduziert die energetischen Lüftungsverluste kontrolliert auf das erforderliche Maß.

Trotz der luftdichten Hülle, der Wärmerückgewinnung sowie Fenstern mit 3-fach-Ver­glasung verließen Bauherr und Architekten bei diesem Modellprojekt das Grundkonzept eines Passivhauses. Stattdessen realisierten sie ein KfW-Effizienzhaus 55.

„Frankfurter Klimaschutzhaus“

Die gesamte energetische Versorgung fußt auf dem eigens für das Projekt entwickelten „Frankfurter Klimaschutzhaus“. Zu Gunsten geringerer Baukosten werden in Sachen Komfort und Energieeffizienz nicht ganz die Werte eines Passivhauses erreicht, doch die Zielsetzung war auch eine andere: Hoher Wohnkomfort sowie gute energetische Werte bei einem Quadratmeterpreis unter zehn Euro. Damit liegt der Mietpreis rund ein Drittel unter den üblichen Preisen auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt.

Bautafel

  • Objektadresse: Im Wiener, 60599 Frankfurt Oberrad
  • Bauherr und Projektleitung: ABG Frankfurt Holding GmbH
  • Entwurf und Detailplanung: schneider+schumacher
  • Bauausführung (Rohbau): Hochbau Engel GmbH
  • Grundstücksfläche: 2.206 m²
  • Wohnfläche insgesamt: 2.949 m²
  • Errechneter Jahresheizwärmebedarf: 27 kWh/m²a
  • Wandbaustoff Mauerwerk: Unipor W07 Coriso
  • Baukosten: 1.090 Euro/m² BGF (Kostengruppe 300+400)
  • Bauzeit: Januar 2017 bis März 2018

Weitere Informationen zum W07 Coriso können per E-Mail an Unipor angefordert werden.

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