Hylotox 59: (Nicht nur) viele Kunst- und Kulturgüter sind durch Biozide und Insektizide belastet
(17.10.2016) Hochwertiges Holz zum Bauen oder Sanieren war in der DDR Mangelware. Darum wurde zum Schutz des vorhandenen Materials in rauen Mengen das Holzschutzmittel Hylotox 59 eingesetzt - auch in Innenräumen. Hylotox 59 besteht aus chlorhaltigem DDT (Dichlor-Diphenyl-Trichlorethan) und Lindan. Behandelt wurden mit der giftigen Substanz Dachstühle, Holzpanele, Dielen, Möbel und Musikinstrumente.
Kristalline Rückstände des Holzschutzmittels Hylotox 59 (Detail) Foto © BAM
Berlin (Bild vergrößern)
Seit 1989 ist Hylotox 59 aus chemischen und gesundheitlichen Gründen verboten. Doch die Rückstände des Holzschutzmittel sind auch Jahrzehnte nach ihrer Applizierung riech- sowie sichtbar und verursachen massive Mehrkosten bei der Sanierung. Auch viele Kunst- und Kulturgüter sind kontaminiert und müssen regelmäßig von geschulten Restauratoren gereinigt werden, um Personal, Objekte und Räumlichkeiten vor weiteren Belastungen zu schützen.
Oberflächentechnikverfahren zur Schadstoff-Reduzierung
Die Industrieforschungseinrichtung INNOVENT hat zusammen mit der Bundesanstalt für Materialforschung Berlin ein Forschungsprojekt initiiert, das die reinigenden Eigenschaften moderner Oberflächentechnikverfahren zur Reduzierung der Schadstoffe feststellen kann. So kommen Plasma- und Lasertechnologien auf Hylotox 59-belasteten Holzprobekörpern zum Einsatz, um deren Eignung für die Restaurierung zu ermitteln. Das Gemeinschaftsvorhaben wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.
Untersuchungsergebnisse am 14. Dezember 2016
Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen am 14. Dezember 2016 in Sondershausen vorgestellt werden. Die Veranstaltung findet im Rahmen des dritten Workshops des Forums Inn-O-Kultur statt. Weitere Themen sind die Konservierung von kontaminierten Objekten, Analytik von Schadstoffen und Holzschutz. Schutzmaßnahmen beim Umgang mit belasteten Kunst- und Kulturgütern werden ebenfalls vorgestellt.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Inn-O-Kultur
- INNOVENT e.V. - Technologieentwicklung Jena
- Bundesanstalt für Materialforschung Berlin
- Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
- Kunst im öffentlichen Raum der DDR von 1950 bis 1990 - fotografiert von Martin Maleschka (25.11.2018)
- „H₂O Wood-Controller“ zur Überwachung von Holzbauwerken (28.9.2017)
- Abgeschwächte Schadstoff-Richtlinie für Bauprodukte gefährdet den Gesundheitsschutz (19.3.2017)
- Baustoffe: „Ökologisch“ heißt nicht unbedingt gesund (15.1.2017)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Neue BBSR-Arbeitshilfe unterstützt Planer beim schadstoffarmen Bauen (3.10.2016)
- Dioxine in Holzschutzmitteln? (Bauletter vom 22.8.2016)
- „Holzschutz bei Ingenieurholzbauten“, eine Arbeitshilfe vom Informationsdienst Holz (19.7.2015)
- Holzschutzmittelskandal der 1980er Jahren aus heutiger Sicht (17.2.2015)
- Keine chemischen Holzschutzmittel mehr im Innenbereich von Gebäuden (12.10.2011)
- „Holzschutzmittel“ aktualisiert (19.11.2009)
- Wohngifte: Altlasten im Holz / DDT- und PCP-haltiges Holzschutzmittel verseucht die Raumluft (5.3.2000)
siehe zudem:
- Holzschutz, Bauchemie und Farben auf Baulinks
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