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Deutscher Umweltpreis 2016 für Beton-Recycling (und Fairphone)

(16.10.2016) Zum 24. Mal wird am 30. Oktober von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) der Deutsche Umweltpreis verliehen. Mit 500.000 Euro ist er der höchstdotierte Umweltpreis Europas. 2016 geht der Preis an ...

  • Bas van Abel, den Gründer und Geschäftsführer von Fairphone, einem ver­gleichs­weise jungen Unternehmen, das u.a. Smartphones sozial- und umwelt­verträglich herstellt, sowie an ...
  • zwei Beton-Recycling-Pioniere - nämlich an Prof. Dr.-Ing. Angelika Mettke von der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg und an Walter Feeß, Geschäftsführer der Heinrich Feeß GmbH & Co. KG:

Die Träger des Deutschen Umweltpreises 2016: Prof. Dr.-Ing. Angelika Mettke und Walter Feeß.
Die Träger des Deutschen Umweltpreises 2016: Prof. Dr.-Ing. Angelika Mettke und Walter Feeß. (Fotos © DBU/Weisflog/Auerbach)

Mit Recycling-Beton Flächenverbrauch eindämmen

„Prof. Dr.-Ing. Angelika Mettke und Walter Feeß haben eingefahrene Strukturen in der Rohstoffwirtschaft durchbrochen und dem Grundsatz ‚Verwerten vor Deponieren‘ eine neue Qualität verliehen. Mettke und Feeß gelten als aktive Mitstreiter der Kreislauf­wirtschaft im Bauwesen und sind damit nicht nur Vorbilder, sondern auch Vorreiter für eine gesamte Branche. Sie haben Beton, den Baustoff des 20. Jahrhunderts, auf be­merkenswerte Weise umweltverträglicher gemacht,“ mit diesen Worten begründete Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2016 an die beiden Recycling-Pioniere.

Bottermann erinnerte: „Für die konventionelle Betonherstellung werden Schotter und Kies in großen Gruben abgebaut. Der Flächenverbrauch ist immens und hinterlässt karge Landschaften, die aufwendig für die Natur wiederhergestellt werden müssen. Außerdem gehen wertvolle land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen verloren. Altbeton aus Abbruch-Bauten für Recycling-Beton zu verwenden, ist ein wichtiges Standbein, um den Flächenverbrauch einzudämmen und Deponien zu entlasten.“ Hin­zu komme, dass die Kiesgruben nur selten dort liegen, wo der Beton benötigt wird. Dies bedeute lange Transportwege zwischen Abbaugebiet und Baustelle. Schon bei einer Fahrstrecke von 40 Kilometern könne rein rechnerisch die Klimabelastung einer Kleinstadt mit 35.000 Einwohnern eingespart werden.

Langlebigkeit von Bauteilen ausschöpfen

Frau Mettke widmete fast ihre gesamte bisherige wissenschaftliche Laufbahn dem Baustoff-Recycling. „Durch ihren ausdauernden Einsatz ist es ihr gelungen, den Roh­stoffverbrauch in nachhaltige Bahnen zu lenken und neue tragfähige Nachnutzungs­möglichkeiten für Altbeton zu entwickeln“, sagte Bottermann. Lag ihr Interesse an­fänglich noch bei der Wiederverwendung von bereits genutzten Betonplatten, gilt sie mittlerweile als Spezialistin für die Einsatzmöglichkeiten von Recycling-Beton. „Ziel ihrer Arbeit ist es, die Langlebigkeit von Bauteilen auszuschöpfen, um Rohstoffe und Energie einzusparen und Schadstoffausstöße zu senken. So leiste Mettke kontinu­ierlich einen großartigen Beitrag zum Schutz unserer Ressourcen.“


Zu den Erfolgen von Frau Mettke gehört, dass aufgrund ihrer Forschungsergebnisse der Berliner Senat 2013 beschloss, bei öffentlichen Bauvorhaben anteilig Recycling-Beton im Hochbau zu verwenden. (Foto © Weisflog/DBU)

Frau Mettke habe außerdem durch ihre didaktischen Fähigkeiten überzeugt. An der BTU Cottbus-Senftenberg unterrichtet u.a. Kreislaufwirtschaf: Bauliches Recycling mit den Schwerpunkten ...

  • Wiederverwendung von Bauelementen,
  • Flächenrecycling,
  • nachhaltiges Bauen sowie
  • Aufbereitung und Verwertung von Bauschutt.

2010 habilitierte sie zum Thema „Material- und Produktrecycling - am Beispiel von Plattenbauten“. Mit der anschließenden Verleihung der „Venia Legendi“ wurde der Grundstein der Lehrbefugnis für das Fachgebiet „Bauliches Recycling“ gelegt. Ihre For­schung hat gezeigt, dass Häuser aus gebrauchten Betonplatten Neubauten in Quali­tät, Komfort oder Sicherheit in nichts nachstünden. „Dank ihres planerischen Mitwir­kens sind Prototypen für den Neu- und Wiederaufbau von Vereinsheimen, Wohnhäu­sern und im Landschafts- und Deichbau entwickelt worden, die sich auch auf den in­ternationalen Markt übertragen lassen“, lobte Bottermann. Weiter erläuterte er: „Da­bei können die gebrauchten Betonelemente sowohl funktionalen Charakter, als auch eine gestalterische Funktion übernehmen.“ 


Arbeiten zusammen: Walter Feeß (l.) und Prof. Dr.-Ing. Angelika Mettke (2.v.r.). Zusammen mit Dipl.-Ing. Stephanie Schmidt (r.), BTU Cottbus, und Dip.-Ing. (FH) Teresa Wanner (2.v.l.), Universität Stuttgart-Hohenheim, besuchten sie die Recycling-Anlage der Firma Heinrich Feeß GmbH & Co. KG. (Foto © Mettke/DBU)

Unternehmer Feeß Wegbereiter für Recycling-Beton

So wie die promovierte Bauingenieurin gilt auch der Unternehmer Walter Feeß als Weg­bereiter für Recycling-Beton. Bereits vor 20 Jahren hat er den Grundstein für ein Ver­fahren gelegt, bei dem Altbeton geschreddert und zu kleinteiligem Material - der „re­zyklierten Gesteinskörnung“ - verarbeitet wird. Dieses werde im Austausch gegen neu abgebauten Kies oder anderes mineralischen Material anteilig in den Frischbeton ein­gearbeitet. „Mit innovativem Unternehmergeist entwickelte Walter Feeß als Pionier Re­cycling-Baustoffe aus Altbeton und Bauschutt. Damit ist es ihm gelungen, eine um­weltfreundlichere und marktfähige Alternative zu herkömmlichen Produkten zu schaf­fen. So kann Bau-Rohstoff gespart und wertvoller Boden geschont werden“, betonte Bottermann.

Frühzeitig das Potenzial erkannt

Der gelernte Bautechniker hat vergleichsweise früh das Potenzial des Verfahrens er­kannt und an den deutschen Markt angepasst. Mit seinem Familienunternehmen, das Feeß in zweiter Generation führt, leistet er damit einen aktiven Beitrag zum Natur­schutz. Bottermann: „Durch den wiederverwendeten Bauschutt, der zu Recycling-Ge­steinskörnung aufbereitet wird, hat Walter Feeß hochwertige Produkte entwickelt, die nicht nur für Recycling-Beton genutzt werden, sondern daneben für Straßenbaustoffe oder in Erden und Substraten als Torfersatz zur Humus-Herstellung, wodurch Moore geschützt werden können. Das ist angewandter Klimaschutz.“


Walter Feeß, Geschäftsführer der Heinrich Feeß GmbH & Co. KG aus Kirchheim unter Teck. (Foto © Auerbach/DBU)

Gesamte Wertschöpfungskette im Blick

Der Grund für die hohe Qualität des Recycling-Betons liegt dem Vernehmen nach in ei­nem speziellen Sortierungs- und Waschverfahren: Nur sortenreines Material ohne Ab­fall, Holz, Folien und anderen Fremdstoffen ergibt ein geeignetes Recycling-Material. Von der Entsorgung über die Aufbereitung bis hin zur Herstellung und Wiederverwen­dung von Bauschutt und Böden - mit seinem Unternehmen nimmt Feeß Einfluss auf die gesamte Wertschöpfungskette.

Verbesserte Umweltverträglichkeit und vergleichbare Wirtschaftlichkeit

Feeß ist es laut Bottermann gelungen, für die Recycling-Gesteinskörnung als Erster in Deutschland die bauaufsichtliche Zulassung vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) zu erhalten. Neben der Umweltverträglichkeit erfüllten die Recycling-Gesteins­körnungen alle Anforderungen zur Herstellung von Frischbeton und böten eine ver­gleichbare Wirtschaftlichkeit.

Der Skepsis auf dem Markt setze sich Feeß mit großer Überzeugungskraft entgegen und leiste so einen wichtigen Beitrag für nachhaltigeres Bauen in Deutschland, erklärte Bottermann. Er investiere viel Zeit, um interessierten Laien und Fachleuten aus ganz Deutschland die Vorteile des Recycling-Betons zu erläutern. „Das Engagement speist sich wesentlich aus seiner tief empfundenen Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen und hat damit unternehmerisches Handeln zur Folge, das nicht immer rein gewinnorientiert ist“, so Bottermann. Doch dass sich dieser unternehmerische Mut auszahle, spiegele der Erfolg seines Baustoffhandels wider. Rund 180 Mitarbeiter ar­bei­ten an drei Standorten, seit 2001 ist die Firma zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb. In Baden-Württemberg ist sie seit 2010 der erste zugelassene Lieferant für Betonzu­schlagsstoff und kann über dreißig verschiedene Recycling-Produkte anbieten.

Weitere Informationen zur rezyklierten Gesteinskörnung können per E-Mail an Heinrich Feeß angefordert werden.

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