13. eGovernment Benchmark Report der EU-Kommission
(10.10.2016) Europas öffentlicher Sektor muss den Ausbau seiner Online-Dienstleistungen nachdrücklich beschleunigen, wenn er die Erwartungen von Bürgern und Unternehmen an digitale Verwaltungsdienste nachkommen will. Der 13. eGovernment Benchmark Report offenbart zugleich eine „digitale Diagonale“, eine Reihe von Ländern vom Süd-Westen in den Nord-Osten Europas, die beim eGovernment über dem europäischen Durchschnitt liegen.
Infografik Digitale Diagonale © Capgemini 2016
Marc Reinhardt, Leiter Public Sector bei Capgemini, einem der Mitautoren des Reports für die Europäische Kommission, betont, dass zwar einige Länder kontinuierlich Fortschritte machen beim Ausbau ihrer eGovernment-Angebote, aber in einem grenzüberschreitenden digitalen Markt dürften die restlichen Länder nicht abgehängt werden. „Das gilt auch innerhalb Deutschlands, wo unsere föderale Struktur ähnliche Entwicklungen produzieren könnte“, warnt Reinhardt.
Aufschließen statt abhängen
Seit 2001 untersucht die Europäische Kommission, wie öffentliche Dienste in Europa „doppelt so gut, in der Hälfte der Zeit, für die Hälfte der Kosten“ transformiert werden könnten. Der Gesamtdurchschnitt des aktuellen Benchmarks von 34 teilnehmenden Ländern zeigt eine vorsichtige Beschleunigung in der Umsetzung von eGovernment-Angeboten.
Der Benchmark bewertet vier aus der digitalen Agenda der EU abgeleitete Indikatoren:
- Wie verfügbar und nutzerfreundlich sind öffentliche eServices (Nutzerzentriertheit)?
- Wie gestalten sich Servicevorgänge (Schlüsseltechnologien)?
- Wie sieht die Kontrolle der Nutzer über ihre persönlichen Daten (Transparenz) aus?
- Wie verfüg- und nutzbar sind grenzüberschreitende Services für Bürger und Unternehmen (grenzüberschreitende Mobilität)?
Schere zwischen der digitalen Diagonale
Im Zeitverlauf haben sich die Werte in allen bisherigen Benchmarks positiv entwickelt. Und doch wird die Schere zwischen der digitalen Diagonale, also den Wegbereitern der digitalen Verwaltung mit Island, Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Estland, Lettland, Litauen, Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich, und den restlichen europäischen Ländern größer.
Fortschritte bei elektronischer Steuererklärung und Authentifizierung
Die vier zentralen Indikatoren werden jährlich wechselnd anhand von insgesamt sieben konkreten Lebenslagen für Unternehmen und Bürger untersucht, die eine Interaktion mit öffentlichen Stellen notwendig machen. Aktuell analysiert wurden Verwaltungstransaktionen von Unternehmen, Nutzung eines Kfz, Umzug sowie Verfahren zur Erhebung geringfügiger Forderungen. Die Studie zeigt, dass sich Online-Dienstleistung im Steuerbereich und die elektronische ID europaweit am schnellsten entwickeln. Die hier weitestgehend sehr gut umgesetzten Serviceangebote umfassen unter anderem eGovernment-Angebote zur Körperschaftssteuer, Mehrwertsteuererstattung und Bußgeldverfahren.
Deutschland: Fortschritt bei Transparenz, Nachholbedarf bei Nutzerorientierung
In Deutschland war im europäischen Vergleich der größte Entwicklungssprung im Bereich der transparenten Verwaltung zu beobachten - für Unternehmen vor allem bei regelmäßigen Verwaltungstransaktionen und für den Bürger beim Umzug.
Nachholbedarf gibt es weiterhin bei der Nutzerzentriertheit; hierbei liegt Deutschland sogar unter dem EU-Durchschnitt im hinteren Mittelfeld. Bemängelt werden vor allem die geringe Benutzerfreundlichkeit sowie der benötigte Zeitaufwand zur Erledigung der Online-Services durch die Anwender in den vier untersuchten Lebenslagen.
„Transparenz schafft Vertrauen und Vertrauen ist eine Voraussetzung für die Nutzung von eGovernment-Angeboten. Hier hat Deutschland im europäischen Vergleich überdurchschnittlich zugelegt, auch dank Transparenzgesetzen wie in Hamburg und Bremen. Positiven Einfluss hat sicher auch die langsam zunehmende Verbreitung von Open Government Ansätzen. Fortschritte im Bereich der Portale und Servicekonten verbessern unsere Werte sowohl bei Transparenz als auch bei der Nutzerfreundlichkeit,“ resümiert Reinhardt.
Ähnlich verhält es sich im Bereich „grenzüberschreitende eGovernment-Angebote“. Die Angebote für Unternehmen sind hier sehr viel breiter und besser als für die Bürger umgesetzt. Diese Kluft ist über die Jahre in allen untersuchten Staaten größer geworden. Erklärung hierfür ist, dass vor allem bei Transaktionen zwischen staatlichen Einrichtungen und Unternehmen (Business2Government-Transaktionen) die Fallzahlen höher und die Professionalisierung auf beiden Seiten ausgereifter sind, was die technische Umsetzung einfacher macht.
Marc Reinhardt kommentiert die Parallelen in Deutschland und Europa so: „Die Nutzerorientierung ist überall in Europa im Fokus, und trotzdem oft noch schwach ausgeprägt. Ich begrüße daher die aktuellen deutschen Vorstöße von Bund und Ländern, die zunehmend auf den direkten und wahrnehmbaren Nutzen der Nutzer abzielen. Wir haben jahrelang Fundamente gelegt - nun ist es an der Zeit, auf ihnen auch mehr nützliche Services zu errichten. Sind die Fundamente so stabil wie in Deutschland gelegt - wie sich an den aktuellen Ergebnissen abzeichnet - kann die Aufholjagd umso schneller sein.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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siehe zudem:
- AVA-Programme und Büro-Software im Bau IT-Magazin von Baulinks