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Dominiert von Wohntürmen: Fünf Finalisten beim Internationalen Hochhaus Preis 2016


Statuette Internationaler Hochhaus Preis von Thomas Demand (Bild vergrößern)
  

(18.9.2016; Nachtrag vom 2.11.: Die Würfel sind gefallen: Das New Yorker Wohnhochhaus „VIA 57 West“ hat ge­won­nen.) Die Jury des diesjährigen, mit 50.000 Euro dotier­ten Internationalen Hochhaus Preises (IHP) hat unter 30 Nomi­nierten aus 14 Ländern 5 Finalisten gekürt:

  1. Four World Trade Center (New York/USA) von Maki & Associates, Tokio/Japan
  2. 432 Park Avenue (New York/USA) von Viñoly, New York/USA
  3. SkyHabitat (Singapur) von Safdie Architects, Bos­ton/USA
  4. SkyVille@Dawson (Singapur) von WOHA Architects, Singapur
  5. SIEGER: VIA 57 West (New York/USA) von Bjarke Ingels Group (BIG), Kopenhagen/Dänemark

Der IHP versteht sich als der weltweit wichtigste Architektur­preis für Hochhäuser. Er richtet sich an Architekten und Bau­herren, deren Gebäude mindestens 100 m hoch sind und in den vergangenen zwei Jah­ren fertiggestellt wurden. Die Jury beurteilt die eingereichten Projekte nach fol­genden Kriterien:

  • zukunftsweisende Gestaltung,
  • Funktionalität,
  • innovative Bautechnik,
  • städtebauliche Einbindung,
  • Nachhaltigkeit und
  • Wirtschaftlichkeit.


432 Park Avenue © Viñoly, DBOX

Der Preis wird am 2. November 2016 von der Stadt Frankfurt am Main mit dem Deut­schen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank Deutsche Girozentrale in der Frank­furter Paulskirche verliehen.

Dreimal New York, zweimal Singapur

Der Trend weg vom Bürohochhaus hin zum Wohnturm wird auch in diesem Jahr von den Finalisten fortgeführt. Es scheint, dass „die Innovation im Wohnungsbau statt­findet“, Jury-Mitglied Brigitte Shim. Die diesjährigen Finalisten zeigen zudem, dass New York im Wettstreit um innovative Entwicklungen beim Bau von Hochhäusern wieder eine entscheidende Rolle spielt. Generell sind die Trends in Asien und Nordamerika die global bestimmenden Kräfte. „In Asien lässt sich beobachten, wie die Auswirkungen tropischer, klimatischer und umweltbedingter Veränderungen effektiv in den Entwurf neuer Typen von Wohnhochhäusern einbezogen werden. In New York setzen die Fi­nalisten auf die ein oder andere Art ein Zeichen der Macht.“, wie Jury-Mitglied Ole Scheeren resümiert.

Four World Trade Center (New York/USA)
Four World Trade Center
© Maki & Associates, Tectonic (Bild vergrößern)
   
  
  

432 Park Avenue © Viñoly, DBOX (Bild vergrößern)
  

Das Four World Trade Center (New York/USA, Bild rechts, Google-Maps) von Maki & Associates ist nach dem 7 World Trade Center der zweite neue Turm, der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 am Ground Zero fertiggestellt wurde. Leise und unprätentiös fügt sich der Büroturm in seine bedeut­same Nachbarschaft ein. Dabei reflektiert die Glasfassade die Umgebung so gut, dass sich die Konturen des Turms nahezu auflösen. Durch diesen Effekt wird der kostbare Baugrund zwar wirtschaftlich genutzt, aber gleichzeitig dem emotionalen Ort weiterer Raum gewährt.

„Die verspiegelte Fassade und die skulpturale Qualität dieses Projekts sind so hervorragend ausgeführt, dass es Momente gibt, in denen das Gebäude bei einem Perspektivwechsel zu verschwinden scheint. Diese Immaterialität bietet eine Antwort auf die Frage, was man aus dem Nichts erschaffen kann.“ (Ole Scheeren)

Deutlich überragt der schlanke Turm 432 Park Avenue (New York/USA, Bild rechts, Google-Maps) seit der Fertigstellung des Rohbaus im Oktober 2014 alle anderen Gebäude im nördlichen Manhattan. Aktuell ist der Bau von Rafael Viñoly Architects mit 426 m das höchste Wohnhochhaus der Welt und das dritt­höchste Gebäude in den Vereinigten Staaten. Neu entwickelte Tragwerkstechniken ermöglichten erst diese schwindelerregen­de Höhe auf einem verhältnismäßig kleinen Grundriss. Mit sei­nen extrem schlanken Proportionen dient das Projekt als Exem­pel für neue Türme in den dichtesten Metropolen dieser Welt.

Für den Jury-Vorsitzenden Stefano Boeri ist klar, dass „Viñoly einen Markstein schaffen wollte, einen neuen Prototyp des Hochhauses. Seine superschlanke Nadel mit dem erstaunlichen Schlankheitsgrad von 1:15 ist die perfekte Ikone der Idee ei­nes Hochhauses und wird ganz bestimmt auf der ganzen Welt Nachahmer finden.“

Die weiße, 133m hohe Wohnskulptur SkyHabitat (Singapur, Bild unten, Google-Maps) von Safdie Architects besteht aus zwei abgetreppten Zwillingstürmen, die über drei „sky bridges“ miteinander verbunden sind (Bild). In einer grünen Parklandschaft gele­gen, passt sich das Gebäude mit seiner offenen Struktur den Anforderungen des ex­tremen Klimas an. Gleichzeitig bietet es seinen Bewohnern ansprechende Frei- und Gemeinschaftsflächen. Somit ist das Projekt ein hochwertiges Beispiel für neue Wohn­formen in den Tropen:


© Safdie Architects, Edward Hendricks

Für Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums präsentiert das Projekt „ein neues, faszinierendes Konzept der vertikalen Stadt. Es ist eine Wohn­maschine, mit bestimmten hochwertigen Annehmlichkeiten wie Balkonen für jede Woh­nung, Dachgärten, Pools etc. für all seine Mittelklassebewohner. Es hebt den Woh­nungsbau auf eine neue Ebene.“


© WOHA, Patrick Bing­ham-Hall (Bild vergrößern)

SkyVille @ Dawson (Singapur; Bild rechts, Google-Maps) von WOHA ist 148 m hoch und ein bemerkenswertes Beispiel für den sozialen Wohnungsbau in Singapur mit 960 Wohnun­gen. Die flexibel gestalteten Einheiten des „hyperdichten“ Komple­xes wurden in kleine „Dörfer“ gruppiert, die sich diverse Ge­meinschaftsflächen teilen. Kleine Communities entwickeln sich und der Zusammenhalt wird gestärkt.

„Es ist eine Art Dorf unter freiem Himmel, das sich über zwei anderen Dörfern befindet, wodurch man Teil des Ganzen und gleichzeitig Teil einer kleineren Einheit ist“, unterstreicht Bri­gitte Shim. Somit leistet dieser Typ Hochhaus einen besonde­ren Beitrag gegen die Anonymität in den Megacities dieser Zeit.

Der 136 m hohe Hybrid VIA 57 West (New York/USA, Bild unten, Google-Maps) von Bjarke Ingels Group (BIG) ist eine Mischung aus klassischem Hochhaus und traditio­neller europäischer Blockrandbebauung. Das Gebäude liegt direkt am Hudson River und ragt in Form eines silber schimmernden Tetraeders in die Höhe:


© Bjarke Ingels Group, Nic Lehoux

Unter seiner stählernen Dachhaut gruppieren sich über 700 Wohnungen um einen be­grünten Innenhof. Dieser dient in einer industriell geprägten Nachbarschaft mit High­way, Elektrizitätswerk und Müllaufbereitungsanlage als ruhige Oase zum gemein­schaftlichen Verweilen. Zusätzlich bietet der Prototyp eines „Courtscrapers“ mit sei­nem „innovativen Design“ (Thomas Schmengler, Jury-Mitglied) am Westrand von Man­hattan durch seine einzigartige Form allen Bewohnern eine unverbaubare Aussicht auf den Fluss.

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