Probleme mit Datenkabeln in der Kanalisation
(14.6.2016) Wenn Kabel in Abwasserleitungen eingebracht werden, kann das zu Problemen beim Betrieb und der Sanierung der Kanalisation führen - gefolgt von weiteren finanziellen Belastungen für die Kanalnetzbetreiber und damit für die Bürger als deren Nutzer. Kosten, die eigentlich die Kabelnetzbetreiber für den Ausbau ihrer Netze tragen müssten, wären dann auf die Bürger umverteilt. Initiativen, die sich für den Einbau von Datenkabeln in Abwasserrohren einsetzen, sollten daher fachlich kritisch bewertet werden - zu diesem Schluss kommt die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) in ihrer Stellungnahme zum Entwurf des Gesetzes zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetzG). Das Bundeskabinett hatte Ende Januar 2016 einen entsprechenden Gesetzesentwurf verabschiedet und in das weitere Gesetzgebungsverfahren eingebracht.
Beweislastverschiebung zugunsten der Kabelnetzbetreiber
Die sichere Abwasserbeseitigung ist nach geltendem Recht eine hoheitliche Aufgabe, bei deren Erfüllung der Abwasserbeseitigungspflichtige nicht beeinträchtigt werden darf und die er uneingeschränkt wahrnehmen muss. Nach dem vorliegenden Gesetzesentwurf muss jedoch der Abwasserbetrieb den Nachweis bringen, wieso die Einbringung von Kabeln in einen Kanal im konkreten Fall nicht möglich ist. Diese Beweislastverschiebung bevorteilt die Telekommunikationsnetzbetreiber einseitig und berücksichtigt die Abwasserbeseitigungspflicht nicht ausreichend.
Keine Quersubventionierung des Breitbandkabelausbaus durch Abwasserentgelte
Die DWA verlangt daher, dass es sicherzustellen sei, „dass alle Kosten und Folgekosten, die aufgrund der Kabeleinbringung in die Abwasserleitungen zusätzlich entstehen, von den Kabelnetzbetreibern zu tragen sind. Eine Quersubventionierung des Breitbandkabelausbaus durch die Abwasserentgelte ist nicht zulässig.“ Höhere Kosten durch Kabel in Kanalrohren können für die Kanalisationsbetreiber zum Beispiel bei der regelmäßigen Reinigung und Inspektion sowie bei der Sanierung entstehen.
Liste der Ablehnungsgründe unvollständig
§77g des Entwurfs des DigiNetzG sieht zwar Gründe vor, aus denen der Betreiber einer Infrastruktur die Verlegung von Kabeln in dieser Infrastruktur ablehnen kann. Doch ist diese Liste aus Sicht der Wasserwirtschaft unvollständig. Wichtige Ablehnungsgründe fehlten und seien bei den weiteren Beratungen des Gesetzentwurfs zu ergänzen:
- Die Einsatzmöglichkeiten von Geräten zur Kanalinspektion und -sanierung insbesondere bei kleinen Rohrdurchmessern dürfen nicht eingeschränkt werden.
- Die Rohre müssen uneingeschränkt mit den üblichen und bewährten Verfahren gereinigt werden können, auch durch Hochdruckspülungen.
- Wenn Baumwurzeln in die Kanalisation eingewachsen sind oder sonstige Hindernisse vorliegen, müssen Kanalfräsen und Wurzelschneidgeräte eingesetzt werden können.
- Das Rohrmaterial darf durch die Befestigung der Kabelsysteme nicht geschwächt oder beschädigt werden. Weiterhin müssen die bewährten Verfahren zur Rohrsanierung uneingeschränkt einsetzbar bleiben.
- Hausanschlüsse müssen überall wo nötig - auch nachträglich - eingebaut werden können. Eventuell im Kanal liegende Kabel dürfen dies nicht verhindern oder für die Hauseigentümer oder Mieter verteuern.
Keine generelle Ablehnung
In Summe lehnt die DWA die Mitnutzung vorhandener Infrastrukturen für den Breitbandausbau nicht generell ab, sieht aber aus den genannten (und weiteren) Gründen aus rechtlicher und wirtschaftlicher Sicht den Einbau von Kabeln in Abwasserleitungen kritisch. Die DWA stellt daher hohe technische Anforderungen an die Verlegung von Kabeln in der Kanalisation, so dass Betrieb und Unterhalt der vorhandenen Infrastruktur nicht beeinträchtigt werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Stellungnahme der DWA zum Entwurf des DigiNetzG vom 3. September 2015
- Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA)
- Kabelleitungstiefbau-Report 2021 von der Bauindustrie (22.10.2021)
- Abwassergebühren könnten um bis zu 25% steigen (4.2.2018)
- Tiefbau Markenfusion bei Saint-Gobain Building Distribution Deutschland (22.10.2017)
- 68 Seiten „Entwässerungssysteme Verkehrswegebau“ von den Fränkischen Rohrwerken (19.4.2017)
- DWA-Branchenführer 2017 erschienen (12.2.2017)
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ausgewählte weitere Meldungen:
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siehe zudem:
- Tiefbau / Entwässerung im Außenanlagen-Magazin bei Baulinks
- Literatur / Bücher über Außenanlagen bei Baubuch / Amazon.de