„Feindliche“ Übernahme von Sika durch Saint-Gobain?
(14.12.2014) Der französische Baustoffkonzern Saint-Gobain greift bei dem Schweizer Bauchemie-Unternehmen Sika gegen den Willen des Managements nach der Unternehmenskontrolle.
Laut Sika-Medienmitteilungen wurden der Verwaltungsrat und das Management der Sika AG am 5. Dezember 2014 darüber informiert, dass die französische Saint-Gobain-Gruppe beabsichtigt, indirekt sämtliche Aktien der Sika zu übernehmen, die bislang von der bisherigen Hauptaktionärin, der Familie Burkard, gehaltenen wurden. Bei einem Abschluss wäre Saint-Gobain mit 16.1% des Aktienkapitals und 52.4% der Stimmrechte neue Mehrheitsaktionärin der Sika. Saint-Gobain plant dem Vernehmen nach kein öffentliches Angebot für die Drittaktionäre der Sika AG. In jedem Fall bedarf es der Zustimmung der Kartellbehörde.
Ablehnung bei Sika-Verwaltungsrat und dem Management
Der Verwaltungsrat und das Management sind laut eigenem Bekunden nicht in die angekündigte Transaktion involviert gewesen und seien auch nicht nicht beratend beigezogen worden. Der Verwaltungsrat und das Management lehnen den geplanten Kontrollwechsel ab. Aus ihrer Sicht „fehlen industrielle Logik und Synergiepotenziale in der beabsichtigten Transaktion“. Zudem werde Aktienwert vernichtet, da Sika in der neuen Konstellation eine Fortsetzung der erfolgreichen Wachstumsstrategie verunmöglicht werde.
Die (noch) aktuelle Eigentümerstruktur von Sika ist einmalig. Aus historischen Gründen konnte die Familie Burkhard mit einem Aktienanteil von 16% die Sika kontrollieren. Den Drittaktionären, welche 84% des Aktienkapitals halten, wird kein Angebot unterbreitet. Das Vertrauen dieser Aktionäre basierte auf dem wiederholt öffentlich gemachten Bekenntnis der Familie, als Ankeraktionärin im besten Interesse aller Aktionäre zu handeln.
Die beabsichtige Transaktion würde zu einer fundamentalen Änderung der starken Unternehmenskultur der Sika führen. Im Gegensatz zu einem Familieneigentümer würden im Falle von Saint-Gobain als industriellem Investor verschiedenste Interessenkonflikte zum Nachteil der Drittaktionäre entstehen. Die ungebundenen Mitglieder des Verwaltungsrates und die Konzernleitung sind unabhängig voneinander zum Schluss gekommen, dass, falls die Transaktion wirklich realisiert werden sollte, sie nicht mehr in der Lage seien, die Interessen der Gesellschaft und all ihrer Stakeholder bestmöglich zu vertreten. Sie haben deshalb beschlossen, im Anschluss an das Closing der Transaktion geschlossen zurückzutreten. Das Closing wird nach der Zustimmung der Kartellbehörden erfolgen.
Zur Erinnerung: Sika ist ein Unternehmen der Spezialitätenchemie, führend in der Entwicklung und Produktion von Systemen und Produkten zum Kleben, Dichten, Dämpfen, Verstärken und Schützen für die Bau- und Fahrzeugindustrie. Sika ist weltweit präsent mit Tochtergesellschaften in 84 Ländern und produziert in über 160 Fabriken. Mehr als 16.000 Mitarbeiter erzielen einen Jahresumsatz von CHF 5.14 Milliarden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
- Cemex Deutschland organisiert sich neu (14.12.2014)
- Sika übernimmt führenden britischen Hersteller von Dicht- und Klebstoffen (17.6.2013)
- SageGlass: Sage (nach Übernahme durch Saint-Gobain) mit elektrochromem Glas auf der BAU (6.2.2013)
- Weber und Maxit gemeinsam auf Kurs (20.4.2008)
- HeidelbergCement verkauft maxit Group an Saint Gobain (7.8.2007)
- Hadley Profiltechnik beendet exklusive Partnerschaft mit Rigips (3.10.2006)
siehe zudem:
- Gewerbebau im Fertigbau-Magazin von Baulinks