Expertentagung: „Mehr ... durch weniger?“ - Bauen jenseits der Energieeffizienz
(19.10.2014) Warum wir trotz aller Bemühungen um gut gedämmte Häuser kaum weniger Energie verbrauchen, war Leitfrage der Expertentagung „Mehr... durch weniger?“ am 16. Oktober im ZDF Konferenzzentrum. Auf Einladung der Architektenkammer Rheinland-Pfalz und in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium berieten Experten unterschiedlicher Disziplinen darüber, wie Bauen in Zukunft aussehen muss.
Dass Energieeffizienz alleine nicht ausreicht, wenn wir alle immer mehr konsumieren, stand am Anfang der Debatte. Gesucht wurde der Ausstieg aus einem Teufelskreis, in dem jeder Einsparerfolg durch den parallel steigenden Verbrauch, beispielsweise von Wohnfläche oder Beleuchtung, sofort aufgezehrt wird - siehe z.B. Baulinks-Beitrag „LED-Lampen lassen Stromverbrauch steigen“ vom 7.12.2010.
Nutzen, teilen, leihen, tauschen statt besitzen!?
„Wir benötigen eine Doppelstrategie“, so die stellvertretende rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Eveline Lemke: „Einerseits müssen wir Effizienz weiter stärken und vorantreiben, auf der anderen Seite müssen wir nach Mitteln und Wegen suchen, wie wir Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen insgesamt senken können.“ Dabei werde mehr und mehr deutlich, dass zwei Fragen nicht länger ausgeklammert werden dürfen:
- Was brauchen wir wirklich?
- Wie können unsere Bedürfnisse mit minimalem Ressourcenverbrauch erfüllt werden?
„Das Stichwort heißt hier nutzen, teilen, leihen, tauschen, statt besitzen. Mit anderen Worten: Wir müssen verstärkt Anstrengungen unternehmen, technologische Innovationen mit sozialen Innovation zu verzahnen,“ stellte Frau Lemke fest.
Suffizienz - Nachdenken darüber, was wirklich nötig ist
„Mit effizienten Technologien und dem Einsatz regenerativer Energien allein, lassen sich die nötigen CO₂-Einsparungen nicht erreichen, wir brauchen dazu mehr Suffizienz - also das Nachdenken darüber, was wirklich nötig ist“, so Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Aber Reker auch fest, dass die meisten Bewertungs- und Anreizsysteme zum Energiesparen heute vom Menschen und seinem persönlichen Verhalten abstrahieren. „Einen nutzerunabhängigen Weg zum Energiesparen gibt es nicht“, war Reker sich sicher. Er plädierte dafür, dem Konzept der Energieeffizienz, also der Frage nach möglichst energiesparenden Technologien, das der Suffizienz folgen zu lassen. Der zweite Schritt bezieht das Nutzerverhalten ein und bemisst sich an dem, was wirklich nötig ist.
Zürich will CO₂-Verbrauch bis 2050 um 80% reduzieren
Reker lenkte den Blick nach Zürich. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, den
CO₂-
Der Frage nach dem grundsätzlich Nötigen widmeten sich dann aus unterschiedlichen Perspektiven die Referenten des Nachmittags, wobei die Privatdozentin Dr. Uta von Winterfeld vom Wuppertal Institut und Dr. Lars-Arvid Brischke vom ifeu-Institut die Frage eher grundsätzlich auffassten, während Architekten aus Berlin, Wien und Zürich mit interessanten Beispielen vom einzelnen Wohnhaus über Schulen bis zu ganzen Stadtquartieren aufwarten konnten.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- MehrWert statt Müll: Broschüre zur Tagung am 4. Dezember 2014 in Mainz (7.12.2014)
- Wenig Baurelevantes unter den Preisträgern des Bundespreises Ecodesign 2014 (16.11.2014)
- Änderung der ElektroStoffV für weniger Schadstoffe in Elektrogeräten (10.11.2014)
- VDI 2074: Recycling in der Technischen Gebäudeausrüstung spart Abfälle und Kosten (10.11.2014)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Ergebnisse der Städte-Umfrage 2014 zur Förderung der Bauwerksbegrünung (13.10.2014)
- Fraunhofer UMSICHT: So viel Ressourcenaufwand steckt tatsächlich in Produkten (28.9.2014)
- Neue Studie zu innovativen Finanzierungsmodellen für öffentliches Grün (8.9.2014)
- VDI-Broschüren zur Ressourceneffizienz von Dämmstoffen und zu hochwertigem Recycling (6.7.2014)
- Charta „Zukunft Stadt und Grün“ fordert grüne Stadtentwicklung (26.1.2014)
- Deutscher Rohstoffeffizienz-Preis 2013 verliehen (1.12.2013)
- 90% der mineralischen Abfälle und Böden werden recycelt (20.11.2013)
- Fachbuch: Umweltgerechte Baustoffe - Graue Energie und Nachhaltigkeit von Gebäuden (17.2.2013)
- „Blau ist das neue Grün“: Von Green Buildings zu Blue Buildings (28.6.2011)
siehe zudem: