Deutscher Fassadenpreis 2013: Historische Gebäude und Stilfassaden
(13.10.2013; Fassadenpreis 2013) Eine gute Portion Archäologe, Kulturguterhalter und dabei Energiesparer und Detailbesessener muss in jedem stecken, der erfolgreich historische Fassaden neu gestaltet. Die vielen Facetten dieser besonderen Aufgabe spiegelt das Gewinnerfeld aus vier Preisträgern in dieser Kategorie wider.
1. Preis – markante Ansichtssache
Für ein Gebäude gibt es wohl kaum größere Prominenz als die, zur Postkartenansicht seiner Stadt zu gehören. Der Alten Schule an der Alten Brücke in Heidelberg, unterhalb des berühmten Schlosses gelegen, wird diese Ehre schon seit vielen Jahren zuteil. Jetzt hat das 1706 erbaute Gebäude eine neue Farbfassung erhalten (siehe Google-Maps).
Fassade sowie Türen, Fenster und Läden wurden farblich so gestaltet, dass die Töne den Charakter des Gebäudes unterstreichen:
- Das Gaubenholzwerk wurde mit weißem Lack beschichtet, die Dachgesimse mit grauem.
- Die Holzklappläden erhielten einen grauen Lackanstrich.
- Die Fassade wurde rot pigmentiert und stellt nun eine visuelle Achse zum benachbarten Brückentor mit seinen markanten rötlichen Sandsteinelementen her.
- Alle Steinquader der Hausecken erhielten einen Granit-Farbton, genau wie die Fensterlaibungen.
- Die Tür des Gebäudes veredelt jetzt eine Lasur im Farbton eiche.
Das Ergebnis ist eine der Bedeutung im Stadtbild angemessene Farbgestaltung. Die Jury vergab dafür den 1. Preis in der Kategorie Historische Gebäude und Stilfassaden. Sie ehrt damit die Macher dieser feinen Arbeit: für die Planungsleistung vano hofmann-merbecks Bauträger aus Heidelberg und für die Umsetzung den Malerbetrieb Christian und Stefan Meisel (Dossenheim).
2. Preis – energetisch ästhetisch ertüchtigt
Wärmedämm-Verbundsystem und historische Fassade - kann das Ergebnis einer energetischen Fassadensanierung in optischer und gestalterischer Hinsicht überzeugen? Im Fall des 1900 erbauten Gebäudes in der Matternstraße in Berlin so sehr, dass diese gelungene Arbeit mit dem 2. Preis in der Kategorie Historische Gebäude und Stilfassaden ausgezeichnet wurde (sine Bing-Vogelperspektive und/oder Google-Maps).
Der Bauherr legte Wert darauf, dass die Fassade ihr ursprüngliches Aussehen wieder erhalten sollte. Ein Archivbild und die Ansicht eines ähnlichen Gebäudes in dem Straßenzug dienten als Grundlage für die Sanierung mit 12 cm dicker Wärmedämmung. Ergänzend wurden verfälschende geschlossene Balkonbrüstungen entfernt und durch Metallgeländer im passenden Stil der damaligen Zeit ersetzt. Eine Vielzahl von neuen Fassaden-, Konsolen- und Schlusssteinprofilen ergänzen das originalnahe Bild.Im Erdgeschoss wurde zusätzlich eine Bossenstruktur nachgeahmt. Den Feinschliff erhielt die Fassade mit der Farbgebung in griffigen Apricot- und Weißtönen, bei der Wert auf Kontrast bei gleichzeitiger Harmonie gelegt wurde. Mit diesen Maßnahmen konnte eine Stilfassade mit bemerkenswerter Wirkung geschaffen werden, die den Charme und den Glanz der Fassade in ihrer Entstehungszeit eindrucksvoll widerspiegelt. GÜLZOW Re-Us Malereibetrieb aus Berlin steht hinter dieser aufwendigen, energieeffizienten Rekonstruktion und wurde dafür ausgezeichnet.
3. Preis – feines Fach(hand)werk
Einem rund 500 Jahre alten Haus in Hirschberg an der Bergstraße (Baden-Württemberg; siehe Google-Maps) haben ihre privaten Besitzer seine Strahlkraft wiedergegeben. Hinter der verputzten Fassade verbarg sich ein reiches Fachwerk, das nun erst durch seine liebevolle, fachmännische Farbfassung Kleinod-Qualitäten entfaltet.
Das Gebälk hebt sich vom weißen Gefach in Ochsenblutrot ab, begleitet und gesteigert von feinen Beistrichen in Gelbocker und Taubenblau. Dass bei der üppigen Fachwerkkonstruktion und deren Betonung darauf verzichtet wurde, die Klappläden in einer weiteren Farbe zu streichen und sie in der Balkenfarbe zurück genommen werden, spricht ebenso für die Sensibilität der Verantwortlichen wie die feine Ausdeutung kleiner Details.
Die Jury verlieh diesem Objekt und dem ausführenden Handwerksbetrieb Verputz-, Stuck- & Ausbau Happes aus Schönau in der Kategorie Historische Gebäude und Stilfassaden den 3. Preis.
Anerkennung – Farbe schafft Ensemblewirkung
Eine durchdachte Gestaltung verbindet hier zwei Gebäude in
Rosenheim zu einer Einheit (siehe Bing-Vogelperspektive und/
Ähnlich konsequent wurde das weniger ansehnliche Hinterhaus von 1972 über das Medium Farbe ensembleartig mit dem Altbau verbunden. Nach Auffassung der Jury verdient das hierzu entwickelte Farbkonzept eine Anerkennung in der Kategorie Historische Gebäude und Stilfassaden: Sie geht zu gleichen Teilen an hinz.architektur, Georg Schmaus Malerbetrieb und die Eigentümerin Ulrike Hinz, alle aus Rosenheim.
Vorstellung der ausgezeichneten Projekte 2013 in den Kategorien ...
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- WDVS kann langweilig (wie alle anderen Fassadensysteme auch) - muss aber nicht! (23.10.2014)
- Jedes dritte Denkmal als Opfer der Sparpolitik gefährdet (15.9.2014)
- Mit Deco-Profilen und 4 cm Dämmung: WDVS trifft in Cottbus auf Denkmalschutz (20.6.2014)
- Deutscher Fassadenpreis 2013 zeichnet 22 Objekte aus (13.10.2013)
- Deutscher Fassadenpreis 2013: Sonderprämierungen Österreich und Schweiz (13.10.2013)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldung:
siehe zudem: