„HarWin“ erforscht Leichtbaufenster aus Polymer-Glas-Verbundmaterialien
(9.11.2012) Im Angesicht von Ressourcenverknappung ist vor allem der verantwortungsbewusste Umgang mit Energie in der Gesellschaft bereits tief verankert. Doch bezüglich der Energieeffizienz von Gebäuden sind noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgelotet. Das Projekt „HarWin“ (Harvesting solar energy with multifunctional glass-polymer windows) hat sich zum Ziel gesetzt, Leichtbaufenster aus neuartigen Polymer-Glas-Verbundmaterialien zu entwickeln, die den Energieverbrauch von Gebäuden durch „intelligente“ Nutzung von Tageslicht drastisch senken.
Zur Umsetzung dieses ambitionierten Vorhabens hat die Europäische Kommission rund 3,4 Mio. Euro für eine Projektlaufzeit von 36 Monaten zur Verfügung gestellt. Die Leiterin des Lehrstuhls für Werkstoffverarbeitung an der Universität Bayreuth, Prof. Monika Willert-Porada, koordiniert das Projekt. Im Kick-off-Meeting am 2.10. legten die Projektpartner - fünf Forschungsinstitutionen und sechs Industrieunternehmen aus Deutschland, Finnland, Belgien, Polen, Großbritannien und der Schweiz - den Fahrplan für die kommenden drei Jahre fest. Die Bayerische Forschungsallianz war maßgeblich an der Entwicklung des EU-Antrags beteiligt und unterstützt HarWin beim Projektmanagement und der Verbreitung der Projektergebnisse.
Bisher verfügbares, für den Leichtbau benötigtes Verbundglas, das im Gegensatz zu klassischem Fensterglas besonders ressourceneffizient in der Herstellung ist, ist für Fenster im Gebäudebereich ungeeignet. Die Wärmeleitung ist zu groß, eine Geräuschdämmung nicht realisierbar. „Konkretes Ziel des HarWin-Projektes ist es, mit Hilfe von neuen glasbasierten Zusätzen die Wärmeleitung von laminierten und beschichteten Glasscheiben zu senken und Schalldämmung zu ermöglichen“, so Prof. Willert-Porada. Es soll dabei nicht bei einem reinen Forschungsvorhaben bleiben, vielmehr streben die Partner eine direkte industrielle Umsetzung der Ergebnisse an. Damit erfüllt HarWin auch die Vorgaben der Europäischen Kommission, die mit ihrer „Energy-Efficient-Buildings”-Initiative den Ressourcenverbrauch von Gebäuden in Europa durch eine Optimierung des Materialeinsatzes bei Fenstern senken will. Zudem soll die Maßnahme zur Stärkung des europäischen Bausektors führen.
Neue Materialien und Technologien für intelligente Fenster
Das
neue Verbundglas nutzt Glaspartikel, die Licht je nach Bedarf
absorbieren oder reflektieren. Des Weiteren beabsichtigt das
Projektteam, Materialien zu verwenden, die sich zur
Wärmespeicherung und
Die Grundlage für das EU-Projekt HarWin legte ein Bayerischer Forschungsverbund, der seit Dezember 2009 von der Bayerischen Forschungsstiftung mit 2,2 Mio. Euro gefördert wird: In „FORGLAS“ (Bayerischer Forschungsverbund Multifunktionale Werkstoffe aus Glas für energieeffiziente Gebäudetechnologien) entwickelte Prof. Willert-Porada zusammen mit 16 Projektpartnern einen Teil der Materialien, die nun bei HarWin zum Einsatz kommen sollen - siehe Baulinks-Beitrag „Forschungsverbund Forglas gestartet: Glas für energieeffiziente Gebäudetechnologien“ vom 16.12.2009.
Drei Unternehmen und das Fraunhofer-Institut für Silikatforschung in Würzburg, die an FORGLAS beteiligt waren, wirken ebenfalls im HarWin-Konsortium mit. Das Know-how aus FORGLAS, verbunden mit dem hochaktuellen Thema „Energieeffizienz“, hat eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass HarWin starten kann: „Der Steigerung der Energieeffizienz in Gewerbe- und Wohngebäuden kommt eine zentrale Rolle im 7. Forschungsrahmenprogramm der EU zu“, so Prof. Willert-Porada. „Diesem Umstand ist unter anderem zu verdanken, dass wir in HarWin die in FORGLAS entwickelten multifunktionalen Werkstoffe nunmehr auf europäischer Ebene mit maßgeblicher Beteiligung bayerischer Institute und Firmen für ein neues Anwendungsgebiet – Leichtbaufenster – untersuchen und einsetzen können.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Lehrstuhl für Werkstoffverarbeitung - Universität Bayreuth
- Bayerische Forschungsallianz GmbH (BayFOR)
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siehe zudem:
- Fensterglas bei Baulinks
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