BBSR legt dritten Raumordnungsbericht vor
(9.7.2012) In den Landkreisen und kreisfreien Städten sind die Lebensverhältnisse weitestgehend vergleichbar. Viele Regionen vor allem im Süden
Deutschlands befinden sich weiterhin auf Wachstumskurs. Der demografische Wandel
droht jedoch die Kluft zwischen wachstumsstarken und strukturschwachen, dünn
besiedelten Räumen zu vertiefen. Das geht aus dem Raumordnungsbericht 2011
hervor, den das Bundesinstitut für
Ein Schwerpunkt des Raumordnungsberichts sind die Folgen des demografischen Wandels für die Infrastrukturauslastung: Zwar wächst derzeit in einem Großteil der Kreise im Süden Baden-Württembergs und Bayerns sowie im Westen Niedersachsens die Bevölkerung noch überdurchschnittlich. In weiten Teilen Ostdeutschlands und vereinzelt in strukturschwachen Räumen der alten Bundesländer hat sich jedoch die Schrumpfung der Bevölkerung verfestigt. Besonders betroffen sind in Ostdeutschland die ländlichen Kreise, auch im Umland größerer Städte. Die mit dem Bevölkerungsrückgang einhergehende Abnahme der Siedlungsdichte stellt vor allem dünn besiedelte ländliche Regionen bei der Versorgung mit Infrastruktur vor große Probleme. So fehlen vielerorts bereits heute Allgemeinärzte. Die Krankenhaus-Grundversorgung ist hingegen nach wie vor überall gut: Drei Viertel der Bevölkerung erreichen das nächste Krankenhaus mit dem PKW innerhalb von 10 Minuten, 97,5 Prozent innerhalb von 20 Minuten.
Der Weg zur Arbeit wird länger
Die Pendeldistanzen nehmen weiter zu auf inzwischen durchschnittlich 17 Kilometer pro Wegstrecke, da immer weniger Menschen in ihrer Wohngemeinde arbeiten. Überdurchschnittlich weit ist der Arbeitsweg für die Arbeitnehmer an den Rändern der großen Ballungszentren wie Hamburg, Frankfurt und Berlin sowie in den dünn besiedelten, peripheren Räumen im Nordosten Deutschlands. Häufig werden im Umland der großen Städte lange Wege in Kauf genommen, weil die Immobilienpreise in den Zentren sehr hoch sind. Gleichzeitig müssen viele Arbeitnehmer aus den dünn besiedelten ländlichen Regionen Ostdeutschlands zwangsweise pendeln, da Arbeitsplätze in Wohnortnähe fehlen.
Flächeninanspruchnahme weiter abgeschwächt
Die Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen hat sich weiter abgeschwächt. Im Zeitraum 2007 bis 2010 nahmen die Siedlungs- und Verkehrsflächen insgesamt um 2,7 Prozent zu, im Durchschnitt um 87 Hektar pro Tag. Die Zunahme der Gebäude- und Freiflächen ist stetig zurückgegangen und liegt inzwischen bei 30 Hektar pro Tag. Am stärksten wachsen die Siedlungs- und Verkehrsflächen in den dünn besiedelten Regionen außerhalb der Ballungszentren, dort vor allem am Rand kleiner Gemeinden. Gleichzeitig fallen viele Flächen und Gebäude in den Kommunen selbst brach.
Diese und viele weitere Trends der Raumentwicklung macht der Bericht mit mehr als 100 Karten und Abbildungen anschaulich. Aus der Analyse werden künftige räumliche Herausforderungen abgeleitet. Dazu zählen:
- die Herstellung gleichwertiger regionaler Lebensverhältnisse,
- die Sicherung der Daseinsvorsorge,
- die Erhaltung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit deutscher Regionen,
- die Gewährleistung einer zukunftsfähigen Mobilität,
- der Ausbau erneuerbarer Energieproduktion und der Schutz des Klimas sowie die Anpassung an den Klimawandel,
- die Begrenzung der Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke.
Schlussfolgerungen und Strategieempfehlungen für die Politik runden jedes Kapitel ab. Die Aussagen des Raumordnungsberichtes basieren auf zahlreichen Datenquellen, die durch das räumliche Informationssystem des BBSR laufend erfasst und auf einem aktuellen Stand gehalten werden. Der Bericht richtet sich nicht nur an politische Entscheidungsträger, Wissenschaft und Raumordnungspraxis, sondern bietet allen fachlich Interessierten eine verständliche, übersichtliche und räumlich konkrete Darstellung der Lebensbedingungen und Standortqualitäten in Deutschland.
Die Veröffentlichung kann kostenfrei per E-Mail an BBSR angefordert werden und lässt sich unter bbsr.bund.de > Veröffentlichungen > Sonderveröffentlichungen downloaden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Siedlungs- und Verkehrsfläche wächst täglich um 81 Hektar (20.1.2013)
- ARL Handwörterbuch der Raumordnung zum freien Download (13.1.2013)
- Städtebauliche Großprojekte: mehr Kosten als Nutzen? (3.12.2012)
- ifo Konjunkturtest: Bauwirtschaft mit günstigeren Geschäftsaussichten (2.12.2012)
- BBSR legt Marktanalyse zu Wohn- und Gewerbeimmobilien vor (2.12.2012)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- „Markt für Wohnimmobilien 2012“: Hauspreisanstieg bleibt vorerst moderat (24.6.2012)
- Morgenstadt: Impulse für eine lebenswerte Stadt der Zukunft (19.4.2012)
- Deutscher Wohnungsbau nicht mehr am europäischen Tabellenende (8.4.2012)
- Mieten 2011 verbreitet gestiegen – Neubau zieht an (1.4.2012)
- 21,7% mehr genehmigte Wohnungen im Jahr 2011 (18.3.2012)
- 2011 wurden Immobilien für 165 Milliarden Euro verkauft (29.2.2012)
- Immobilienbranche profitiert laut Frühjahrsgutachten von der Schuldenkrise (13.2.2012)
- IÖR-Recherchetool für die Stadt- und Regionalplanung grundlegend überarbeitet (24.1.2012)
- Baukultur des Öffentlichen. Bauen in der offenen Gesellschaft (2.1.2012)
- Detaillierte Daten zur regionalen Entwicklung der Wohnungs- und Immobilienmärkte (1.1.2012)
- Lebenslagen in Deutschland im Vergleich auf der CD-ROM "INKAR 2011" (1.1.2012)
- Weniger Städte und Kreise durch neue Eingemeindungen und Kreisgebietsreformen (1.1.2012)
- Siedlungs- und Verkehrsfläche wächst täglich um 87 Hektar (16.10.2011)
- Renaissance der Großstädte - eine Zwischenbilanz der BBSR-Studie (13.9.2011)
siehe zudem:
- Immobilien, kommunale Verbände und öffentliche Hand auf Baulinks
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