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Spielarten von Hightech-Glas

(27.6.2011) Die Zeiten, in denen Glas einfach nur als durchsichtiges Bindeglied zwischen Mensch und Natur diente, sind vorbei. „Modernes Flachglas ist ein universell einsetzbares Produkt, das in jedem Bereich heutiger Wohn- und Geschäftshäuser Verwendung findet“, erklärt Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas (BF).


Foto: Saint-Gobain/BF

Die Bandbreite der zur Verfügung stehenden Glasarten ist riesig: Sie reicht zum Beispiel von schaltbarem Glas über dimmbares Glas und Profilbauglas bis hin zu Sonnenschutzglas, selbstreinigendem Glas und Solarglas. „Wer jetzt denkt ‚das brauche ich nicht für mein Haus’ übersieht das unglaubliche Potenzial an Energieersparnis und Komfortsteigerung, das jede dieser Glasarten für das Eigenheim bereithält“, bekräftigt Jochen Grönegräs.

Schaltbar oder dimmbar?

Zwei paar Schuhe, ein gemeinsamer Effekt: Das Glas verändert auf Knopfdruck sein Aussehen. Beim schaltbaren Glas wird der klare Durchblick durch Anlegen einer elektrischen Spannung erreicht; ansonsten ist das Glas milchig weiß und erscheint blickdicht, so dass sich diese Glasart besonderer Beliebtheit in Innenräumen z.B. als visuelle Trennwand erfreut.

Bilder aus dem Beitrag "Prima Klima: Schaltbares Glas im Klassenzimmer" vom 18.4.2008

Dimmbares Glas, das als Verglasung im Fenster dient, verdunkelt sich dagegen durch Anlegen einer geringen Spannung in mehreren Stufen von glasklar hin zu einem angenehmen Blau. Durch die damit verbundene Reduzierung der Durchlässigkeit für Sonnenenergie können zusätzliche mechanische Verschattungssysteme entfallen und das Licht im Raum wirkt auch bei grauem Himmel angenehm - siehe auch Beitrag "'Smart Windows' - schaltbare Fensterscheiben mit Energiespar-Effekt" vom 14.12.2010.

Gebogen und mit Profil

Mit gebogenem Glas können heute auch ungewöhnliche Architekturprojekte im Bereich von Gebäudefassaden, Schaufensteranlagen und Möbeln umgesetzt werden. Biegewinkel von bis zu 180 Grad und große Formate bieten Architekten und Bauherren unzählige Einsatzmöglichkeiten - siehe z.B. Beitrag "Gebogenes Glas mit eingelegtem Natursteinfurnier" vom 2.3.2011.

Eine Renaissance in der Architektur hat in den letzten Jahren Profilbauglas erlebt: „Hierbei handelt es sich nicht um weiter verarbeitetes Flachglas, sondern um in U-Form gegossene Glasprofile, die aus statischen und gestalterischen Gründen gerne im Gewerbebau verwendet werden“, so Grönegräs - siehe zudem Beitrag "Forschungsprojekt untersucht Zukunftsanwendungen mit Pilkington-Profilbaugläsern" vom 2.2.2011.

Sonnenschutzglas contra Sonnenschutz im SZR

Zwei Systeme, ein Thema: Der Schutz vor der Sonne. Sonnenschutzglas absorbiert oder reflektiert die auftreffende Sonnenstrahlung. Erreicht wird die Absorption durch eine Färbung des Glases mit Eisen- oder Kupferoxid und die Reflexion durch eine Beschichtung mit Edelmetallen oder Metalloxiden - siehe auch Beitrag "Neues ultraselektives High-Tech-Sonnenschutzglas von Interpane" vom 27.5.2011 oder "Schaltbares Sonnenschutzglas für Kunst und Denkmalschutz" vom 8.1.2011.

Systeme im „SZR“, dem Scheibenzwischenraum, arbeiten völlig anders: Hier sitzt eine Jalousie bzw. ein Rollo geschützt zwischen den Glasscheiben; damit entfallen die Anbringung im Mauerwerk und aufwändiges, zeitraubendes Reinigen - siehe auch Beitrag "Dreifachverglasung mit integrierter Tageslichtlenkung von Okalux" vom 1.2.2011.

Solarglas zur Energiegewinnung

Solarmodule für das Dach sind bekannt. Dass dafür allerdings ein ganz besonderes Glas herhält, wissen die wenigsten. Während „normales“ Flachglas einen gewissen Eisengehalt aufweist und bei seitlicher Draufsicht grün erscheint, ist Solarglas weitgehend frei von Eisen und damit extrem lichtdurchlässig. „Genau darauf kommt es bei Solarglas an. Nur so lässt sich eine hohe Licht- und damit Stromausbeute erreichen“, erklärt der Glas-Experte.

Selbstreinigendes Glas contra Putztuch

Hydrophob innen, hydrophil und photokatalytisch außen lautet die Devise bei selbstreinigendem Glas. Glasscheiben mit hydrophober Beschichtung besitzen eine Wasser abstoßende Oberfläche. Sie werden bereits seit vielen Jahren im Innenbereich zum Beispiel in Glasduschen verwendet.

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Grafik aus der Meldung "Selbstreinigendes Glas" vom 15.2.2004

Im Außenbereich hingegen kommt heute eine Mischung aus hydrophilen - also Wasser anziehenden - und photokatalytischen Beschichtungen zum Einsatz. Die Fotokatalyse bewirkt den nachhaltigen Abbau von organischem Schmutz durch natürliches UV-Licht. Mit dem Abtransport der umgewandelten Schmutzreste befasst sich anschließend die hydrophile Beschichtung.

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