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Bericht vom Stahlbautag 2010 in Weimar

(17.10.2010) Auf dem Deutschen Stahlbautag, der vom 7.-8. Oktober 2010 in Weimar stattfand, sendete die Branche positive Aufbruchsignale. Die gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung gibt auch dem Stahlbau wieder Impulse. Die Produktion ging zwar in 2009 erwartungsgemäß um 12,7% auf 1,986 Mio Jahrestonnen zurück, sie lag damit aber immer noch um 13,5% über dem langjährigen Durchschnitt von ca. 1,75 Mio. Für 2010 wurden die ursprünglichen Prognosen auf 1,85 Mio. Tonnen angehoben, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um rd. 7% entsprechen würde. Dabei muss beachtet werden, dass der Stahlbau gegenüber der gesamten Bauwirtschaft mit zeitlicher Verzögerung reagiert und durch den schwachen Wirtschaftsbau und politische Unsicherheiten beim Kraftwerksbau besonders betroffen ist. Allerdings sehen die Kraftwerksbauer den Markt im europäischen Ausland und international mittelfristig durchaus positiv.

Preis des Deutschen Stahlbaues 2010: Cape Town Stadium in Greenpoint/ Südafrika (Foto: Bruce Sutherland) 

"Sorge bereiten die unzureichenden Margen der mittelständischen Stahlbaubetriebe", so Dr. Volkmar Bergmann, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Stahlbau-Verbandes DSTV. "Die äußerst volatilen Vormaterialpreisschwankungen führen schon im Angebotsstadium zur absoluten Verunsicherung der Stahlbauunternehmen." Preisbindungen über längere Zeiträume kämen kaum zustande. Das Abgehen der Rohstofflieferanten von Jahresverträgen treffe die deutschen Stahlbauunternehmen deshalb besonders hart. Dr. Bernhard Hauke, Geschäftsführer von >>bauforumstahl unterstrich die Bedeutung der Nachhaltigkeit für die Stahlbaubranche. Mit der ganzheitlichen Betrachtung im Bauwesen habe ein unumkehrbarer Prozess begonnen, der dem Stahlbau Aufwind gebe. "Für die Herstellung brauchen die (Stahl)Produzenten zwar pro Tonne etwas mehr Energie als für andere Baustoffe, dafür kann mit einer Tonne Stahl aber auch wesentlich mehr Bauwerk errichtet werden", so Knut Göppert vom Ingenieurbüro Schlaich Bergermann und Partner (SBP).

EPD für warmgewalzte Profile und Grobbleche

Unter der Federführung von >>bauforumstahl haben die Profilhersteller ArcelorMittal, Peiner Träger und Stahlwerk Thüringen sowie die Grobblechhersteller Dillinger Hütte und Ilsenburger Grobblech beim Institut Bauen und Umwelt eine Umwelt-Produktdeklaration (EPD) für warmgewalzte Profile und Grobbleche erstellen lassen. Die Umweltdaten der europäischen Qualitätsstahlhersteller seien im Vergleich zur sog. Ökobau.dat (Datenbank des Bundes mit Durchschnittswerten der Branche) um mehr als 20% besser, bei einzelnen Werten sogar deutlich besser. "Hier zahlt sich aus, dass in den vergangenen Dekaden kontinuierlich in eine moderne, umweltfreundliche Stahlproduktion investiert wurde und dies bei hohen sozialen Standards", so Bernhard Hauke. "Das ist nicht überall auf der Welt so. Mit der Umwelt-Produktdeklaration für Baustahl made in Europe besteht für die Produkthersteller die Möglichkeit, sich über den reinen Preiswettbewerb hinaus zu differenzieren, was zukünftig hoffentlich auch bei öffentlichen Auftraggebern in die Entscheidungsfindung bei der Auftragsvergabe einfließt."

Vorteile soll die Umwelt-Produktdeklaration sowohl für die Nachhaltigkeitszertifizierung nach dem Deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen (DGNB) oder dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) des Bundes als auch für die erforderlichen Nachweise der neuen Bauproduktenverordnung bringen, die Mitte 2011 in Kraft tritt. Mit der darin enthaltenen neuen Anforderung "Nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen" werde mehr Wert auf Recyclingfähigkeit, Umweltfreundlichkeit und Dauerhaftigkeit der Bauwerke gelegt. Stählerne Bauprodukte seien hier laut Hauke im Vorteil. Schließlich bestätige die EPD dem Stahl auch die Erfüllung der aus der neuen EU-Abfallrahmenrichtline erwachsenden Forderungen einer Recycling- und Verwertungsquote von mindestens 80% für Bau- und Abbruchabfälle ab 2020 sowie der - quasi Vorwegnahme - der neuen Abfallhierarchie:

  • Vermeidung,
  • Wiederverwendung,
  • Recycling,
  • Sonstige Verwertung (z.B. energetisch),
  • Beseitigung (Deponierung).

"Baustoffe sind demnach so auszuwählen, dass sie möglichst hochwertig wiederverwendet bzw. recycelt werden können. In der Umwelt-Produktdeklaration Baustahl ist eine Sammelrate von 99% dokumentiert, für anschließende direkte Wiederverwendung der Baustahlprodukte 11% bzw. für tatsächliches Recycling unter Beibehaltung oder Verbesserung der Baustoffeigenschaften 88%", so Bernhard Hauke. Es sei nur konsequent, diese Vorteile des Stahlbaues jetzt auch offensiv zu kommunizieren.

Charta Nachhaltiger Stahlbau des Netzwerkes Stahl

<!---->Nach der vor zwei Jahren in Deutschland gestarteten "Initiative Nachhaltiger Stahlbau" ist auf europäischer Ebene Ende September 2010 in Brüssel die Nachhaltigkeitsstrategie für den europäischen Stahlbau (Steel Network Sustainable Construction Charter) unterzeichnet worden. Unterzeichner sind ...

Die Charta bekräftigt die Absicht, die Zusammenarbeit und den Dialog unter allen Akteuren im Stahlbau zu intensivieren, um Strategien für einen effizienten Umweltschutz, Forschung und Innovationen sowie Aufklärung über die Stahlanwendung für nachhaltige Bauwerke zu entwickeln. Die Unterzeichner sehen die Charta als Beitrag, der globalen Erwärmung Einhalt zu gebieten, ganz entsprechend der im Juni dieses Jahres vom Europäischen Rat verabschiedeten Strategie für 2020, bei der wirtschaftlichen Entwicklung drei Ziele zu verfolgen:

  • intelligentes Wachstum,
  • nachhaltiges Wachstum und
  • umfassendes Wachstum.

Laut der Charta bietet "Stahl vielfältige Chancen, um im Sinne der Nachhaltigkeit hohe Standards für Umwelt- und Gesundheitsschutz mit wirtschaftlichem Wachstum zu verbinden. Sein Potenzial macht Stahl zu einem unverzichtbaren Partner für eine nachhaltige Entwicklung".

Tag der Stahl.Architektur und Preis des Deutschen Stahlbaues 2010

Der Deutsche Stahlbautag 2010 in Weimar verzeichnete über 600 Teilnehmer. Am erstmals veranstalteten Tag der Stahl.Architektur wurden am 8. Oktober 2010 die traditionellen Stahl-Architekturpreise verliehen. Den Preis des Deutschen Stahlbaues 2010 erhielten für das Cape Town Stadium (Bild) gemeinsam ...

"Damit wird im Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika eines der Meisterwerke moderner Stadionarchitektur, ein offensichtlicher Exportschlager, ausgezeichnet", sagte Bernhard Hauke im Namen der Auslober - siehe auch Beitrag "Stahlbaupreis 2010 für gmp und das Cape Town Stadium" vom 21.6.2010.


Bild vergrößern(Foto: Thomas Spier-ApolloVision))  

Erstmals wurde außerdem ein Sonderpreis für den Aussichtsturm "Landmarke Lausitzer Seenland" der Architekten Stefan Giers und Susanne Gabriel vergeben. "Der Turm steht als Metapher für unsere gemeinsame Geschichte, unsere Gegenwart und unsere Zukunft, in der zwar alle industriellen Spuren, die Schürfungen des Braunkohletagebaus in einer idyllischen Seenlandschaft verschwinden werden, aber der Wandel spürbar bleibt," so die Jury. Hauke dankte dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, das die Patenschaft für diesen Sonderpreis übernommen hat - siehe auch "Rostiger Nagel" erhält BMVBS-Sonderpreis des Deutschen Stahlbaues 2010.

Förderpreis des Deutschen Stahlbaues 2010

Den 1. Preis beim "Förderpreis des Deutschen Stahlbaues 2010" gewinnen in diesem Jahr fünf Studierende der Universität Stuttgart (Thomas Geiß, Christian Hahn, Claudia Kaufmann, Christopher Kieser, Michael Schnell), betreut vom Institut für Baukonstruktion 2 (Prof. Stefan Behling, Gunter Hauf, Stefan Robanus). Darüber hinaus vergab die Jury einen Sonderpreis für "Venice Hub" an Stefanie Hickl und Thomas Quisinsky vom gleichen Institut (Betreuer: Prof. Stefan Behling, Prof. Werner Sobek) - siehe auch Beitrag "Stahlbau-Förderpreis 2010 entschieden" vom 8.6.2010.

Die Auszeichnung des Deutschen Stahlbaues 2010 geht an Ministerialrat a. D. Dipl.-Ing. Joachim Naumann, der damit für sein Engagement zur Förderung der Baukultur im Brücken-, Tunnel- und Ingenieurbau sowie in Forschung, Entwicklung und Normung geehrt wird.

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