Offener Brief zur Kürzung der Städtebauförderung
(4.7.2010) Auf die von der Koalition geplanten, drastischen Kürzungen in der Städtebauförderung hat der Präsident der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, Herr Prof. Dr. Michael Krautzberger, mit einem offenen Brief an Bundesminister Dr. Peter Ramsauer reagiert. Darin stellt Prof. Krautzberger fest:
- Die Städtebauförderung sei eines der wichtigsten strukturpolitischen Instrumente.
- Sie wirke unmittelbar lokal.
- "Mitnahmeeffekte" - ein bekanntes Problem von "Subventionen" - seien so gut wie ausgeschlossen. Städtebauförderung sei eben auch keine "Subvention", sondern eine Strukturmaßnahme.
- Der größte Teil der Förderung komme den Mittel- und Kleinstädten zugute und stärke damit die ausgewogene Struktur des Landes. Und: Die Bauaufträge kämen nahezu ausschließlich Unternehmen, Handwerk und ihren Beschäftigten in den betroffenen Gemeinden und ihrem Umland zugute.
- Es gäbe keine andere staatliche Förderung, die nahezu ausschließlich dem mittelständischen Baugewerbe und dem Handwerk zugute komme.
- Der Multiplikatoreffekt, also die durch die öffentlichen Mittel evozierten privaten Mittel, sei unübertroffen.
- Der Nachholbedarf im Städtebau sei unübersehbar: Die seit der
Herstellung der deutschen Einheit lange Zeit auf die neuen Länder
fokussierte öffentliche Förderung habe zu inzwischen drastischen
Schleifspuren in den Städten und Gemeinden
Nord-, West- und Süddeutschlands geführt. - Trotz aller Leistungen der bisherigen Förderung in den östlichen Städten und Gemeinden sei dort in Stadt und Land der Nachholbedarf noch immer beträchtlich.
- Die europäischen Nachbarländer würden der städtebaulichen Erneuerung nach wie vor großes Gewicht geben - Deutschland würde sich hier von einem erfolgreichen europäischen Geleitzug abkoppeln: Städte und Gemeinden seien die Zentren des wirtschaftlichen Geschehens, deren Infrastruktur auch im europäischen Wettbewerb weiter gestärkt werden müsse.
- Schließlich: Die Lage der Städte und Gemeinden, die in der gegenwärtigen Krisensituation besonders getroffen seien, werde durch die Kürzung der Städtebauförderung noch weiter in Bedrängnis gebracht.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
zumeist jüngere Beiträge, die auf diesen verweisen:
- Streit um Höhe der Mittel für die Städtebauförderung (11.7.2011)
- Städtebauförderung 2011 (30.12.2010)
- Weniger wenig Städtebauförderung: 610 - 155 = 455 (15.11.2010)
- Rücknahme der Mittelkürzungen beim CO₂-Gebäudesanierungsprogramm abgelehnt (10.11.2010)
- Experten kritisieren Mittelkürzungen (2.11.2010)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- stadt:pilot 03 über kleine Orte (4.7.2010)
- Neuer Beirat für Raumentwicklung beim BMVBS konstituiert (27.6.2010)
- Kommentare zur Mittelkürzung beim CO₂-Gebäudesanierungsprogramm (14.6.2010)
- "Stadtmarketing mit Licht" auf 40 Seiten (5.6.2010)
- BMVBS-Broschüre "Stadtquartiere für Jung und Alt" fasst zusammen (2.5.2010)
- BBSR-Wohnungsmarktprognose bis 2025: "Weiterhin Wohnungsneubau erforderlich" (14.2.2010)
- Studie zur Stadtflucht: Kostenparadoxon der Baulandentwicklung (7.2.2010)
- "Bitte lächeln, Alte Stadt" - Fotowettbewerb zum Denkmalschutz (31.1.2010)
- Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche um 104 Hektar pro Tag (16.11.2009)
- Mit Porotons Unterstützung: "Stadtbild und Energie" (20.9.2009)
- Via Satellit: Energetischer Zustand der Gebäude in NRW (22.6.2009)
- Mikroklimamodell zur kleinskaligen Analyse des Stadtklimas (14.6.2009)
- Standortsuche und Bauanträge zukünftig übers Internet (11.6.2009)
- NRW-Portal zum Thema "energetische Sanierung kommunaler Gebäude" (26.4.2009)
- Veränderungssperre: Ein scharfes Schert gegen unliebsame Projekte (8.2.2009)
- Difu-"Flächenpost": Gute Ideen zum nachhaltigen Flächenmanagement (20.9.2008)
- FoKoS: Wohngebiete besser planen (18.2.2007)
- Stadtmarketing - Nutzen nur durch strategische Ausrichtung (19.2.2006)
siehe zudem:
- kommunale Verbände, öffentliche Hand und Immobilien auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Stadtplanung, Landschaftsbau und Gartenbau bei Baubuch / Amazon.de