Öko-Mauerstein aus Bakterien, Sand und Harnstoff
(29.6.2010) Ginger Krieg Dossler (32), US-amerikanische Professorin für Architektur, hat eine neue Generation von nachhaltigen Mauersteinen erfunden. Sie bestehen aus Bakterien, Sand und Harnstoff - einem Hauptbestandteil von Urin - und brauchen nicht gebrannt zu werden. Statt dessen härten die Steine aufgrund chemischer Reaktionen bei Zimmertemperatur aus. Für die Erfindung hat die Forscherin den Next Generation Design Award 2010 erhalten.
Die Mauersteine werden mit einem Verfahren hergestellt, das sich mikrobiell-induzierte Calcit-Abscheidung nennt: In einer Reihe von chemischen Reaktionen kleben die Mikroben und der Sand zusammen wie Klebstoff. Die Steine, die wie Sandstein aussehen, sind hart wie gebrannte Ziegel oder sogar Marmor, berichtet das Metropolis Magazin. Im Prinzip sei die Erfindung fertig, obwohl noch einige Änderungen durchgeführt werden müssen, da die Steine giftig fürs Grundwasser sein können.
Frau Dossler, die an der American University Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten lehrt, hat die Idee zu diesen Ziegeln gehabt. Nach einigen erfolglosen Versuchen hat die Forscherin schließlich den Schlüssel gefunden. Einer der Knackpunkte sei dabei gewesen, dass man länger warten muss, bis die Bakterien die chemische Reaktion starten. Bisher gibt es die Ziegel allerdings nur im "Legostein-Format".
Ein Nachteil des Verfahrens ist, dass dabei relativ große Mengen von Ammoniak entstehen. Mikroben bauen den Ammoniak zu Nitraten um. Diese sind im Grundwasser unerwünscht. Um dieses Problem zu lösen, plant Dosier ein System, bei dem die Emissionen abgeschieden und anschließend in den Produktionszyklus einfließen sollen.
Suche nach nachhaltigen Baumaterialien
Für das Metropolis Magazin sind die neuen "Öko-Ziegel" jedenfalls ein viel versprechender Ansatz. Jährlich werden weltweit 1,3 Bio. Ziegel hergestellt. Ein großer Teil davon wird immer noch in Handarbeit in kohlegefeuerten Öfen gebrannt. Die Baustoff-Industrie ist damit ein wesentlicher CO₂-Emittent.
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