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Zigtausend Quadratmeter Dachfläche an einem „Regenfallrohr“

(22.2.2008) In Iphofen, südöstlich von Würzburg, hat die Knauf Gips KG ihren Sitz. Mitte 2005 hat ihr neues Logistikzentrum und ihre neue Gipsplatten­weiter­ver­ar­beitung den Betrieb aufgenommen - siehe Google-Maps. Bis Ende 2006 wurden zudem ein Hochregallager und zwei neue Bandstraßen fertig gestellt. Mit einer überbauten Hallenfläche von 83.000 m² ist dieses Projekt das weltweit bedeutendste der Unternehmensgruppe. Sämtliche Bauten verfügen über Flachdächer, die immer eines gemeinsam haben: Die innen liegende Dachentwässerung.


Das weltweit größte Projekt von Knauf Engineering sind derzeit die Neubauten am Standort Iphofen.

Jahrhundertealte Weinbautradition und der Sinn für Genuss machen Iphofen zu einem Zentrum internationaler Weinfreunde. Eine wirtschaftliche Belebung erfuhr die fränkische Stadt im 20. Jahrhundert mit dem Gipsabbau durch Knauf. Das im Jahr 1932 gegründete Unternehmen mit zwischenzeitlich rund 1.100 Beschäftigten am Ort ist ein führender Hersteller von Baustoffen und Gipsen, Dämm- und Isolierstoffen sowie Formteilen und Verpackungen. Eine Kuriosität ist die ICE-Bahnstrecke Würzburg-Nürnberg, die das Werkgelände in eine Südhalle (44.500 m²) und eine Nordhalle (25.000 m²) teilt. Beide Hallen sind mit einem Tunnel, der unter der Bahnstrecke verläuft, verbunden.

Optimale Hallen-Raumausnutzung

140.000 Kubikmeter Erde wurden bei dem Bauvorhaben bisher bewegt. 84 Millionen Euro lässt sich Knauf die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im Hinblick auf Produktqualität und Logistik kosten. Die Spannweite der Stahlkonstruktion von Stütze zu Stütze beträgt größtenteils 45 Meter. Für eine freie Lagerfläche kommen die Hallen dadurch mit wenigen Säulen aus. Das war auch die Aufgabenstellung für Thomas Krämer, den Projektleiter und Technischen Planer von Knauf.

Bei der Gesamtfläche der Dächer spielt das Thema Dachentwässerung eine besonders große Rolle. Herkömmliche Entwässerungssysteme mit vielen Dacheinläufen und ebenso vielen Fallleitungen schränken nicht nur die Gestaltung des Gebäudes sowie die Nutzung stark ein, sie erschweren auch die Bauausführung und verzögern durch das viel zu komplexe Grundleitungssystem den Bauablauf. Darüber hinaus sind sie aufwändig im Material, unnötig kostenintensiv in der Verlegung und bei verschiedenen Dachkonstruktionen oftmals nicht einzusetzen. Deshalb entschied sich die Knauf Engineering GmbH für das Dachentwässerungssystem Pluvia von Geberit. (Knauf Engineering ist verantwortlich für die geologische Untersuchung und Erschließung des Vorkommens, die Planung und den Bau von schlüsselfertigen Fabriken bis hin zur Inbetriebnahme der Produktionsanlagen und die technische Betreuung der laufenden Fabrik.)

Die Wahl des Materials ist ausschlaggebend

Insgesamt 286 Dacheinläufe wurden im Abstand von acht bis zwölf Metern angebracht und 5.300 Meter PE-Rohre verlegt. Die Materialeigenschaften und die absolut dichten Schweißverbindungen von Geberit PE eignen sich ideal für Industrie- und Unterdruckregenentwässerungen sowie erdverlegte Leitungen. Statisch belasten Pluvia-Leitungen aus leichtem Kunststoff (HDPE) die Dächer im Gegensatz zu schweren metallischen Werkstoffen kaum.


Flexible Anschlussrohre an den Pluvia Dacheinläufen ermöglichen eine zeitsparende Anbindung an die Pluvia Regenwasserleitung.

Der Dachaufbau der Hallen setzt sich aus Trapezblech, Dampfsperre und dem Dämmstoff Rocksilk Knauf RoofBoard zusammen. Die Dachhaut ist PVC-frei.

Die Geberit Pluvia-Dachwassereinläufe wurden direkt unter dem Dach mit einer Sammelleitung ohne Gefälle zusammengeführt. Die großen Dachflächen können somit über eine einzige Fallleitung entwässert werden. (Im Bild rechts: Adam Recktenwald, Geberit Verkaufsberater Technik, und Knauf Projektleiter Thomas Krämer "müssen" mit einem Fallrohr auskommen.) Die Planung wurde dadurch einfacher und die Bauzeit reduziert. Kostenintensive Grundleitungen entfielen, die planerischen Möglichkeiten und die Nutzung des Gebäudes wurden um ein Vielfaches erhöht. Knauf Engineering wurde von Geberit bei der Planung tatkräftig unterstützt. Fachkundige Beratung und Betreuung gab es nicht nur durch den Geberit Verkaufsberater vor Ort. Fachleute der Geberit Objektbearbeitung in Pfullendorf arbeiteten die Berechnungen und viele Details aus.

Hohe Leistung durch Unterdruck

Nach DIN 1986-100 darf der Füllungsgrad der Regenwasserleitung innerhalb des Gebäudes max. 0,7 (h/d = 0,7) betragen. Dieser Füllungsgrad sorgt für eine ausreichende Be- und Entlüftung der Rohrleitung. Beim Pluvia Dachentwässerungssystem wird gezielt die Vollfüllung des Leitungssystems und somit eine Selbstabsaugung durch eine Unterdruckbildung angestrebt (h/d = 1,0). Die Vollfüllung wird durch einen speziellen Pluvia Dachwassereinlauf und durch den hydraulischen Abgleich (Dimensionierung) des Abwassersystems erreicht.


Pluvia kann bei allen gängigen Dachaufbauten - rund 20 verschiedenen Dachfolien, Bitumendachbahnen und begrünten Dächern (hier Warmdach/Leichtbau) - verwendet werden.

Die Energie für den Unterdruck ergibt sich aus dem Höhenunterschied zwischen Dachwassereinlauf und dem Übergang zur Freispiegelentwässerung. Durch die Vollfüllung der Rohre entsteht am oberen Ende der Fallleitung ein Unterdruck. Dieser Unterdruck steht den nachfolgenden horizontalen Leitungen zur Verfügung.

Übrigens: Bereits auf der ISH 2005 stellte Geberit den neuen Pluvia Notüberlauf vor. Damit können große sichtbare Notüberlauföffnungen an der Fassade entfallen. Das Überlaufwasser läuft nicht an der Fassade herunter, sondern durch ein Entwässerungssystem im Gebäude nach unten und über der Geländeoberkante ins Freie. Der Notüberlauf wird auf der gleichen Dichtungsebene eingebaut wie die Dachentwässerung.

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