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Handwerker-Portal erneut in der Millionen-Pleite

(10.1.2008) Auch der zweite Anlauf des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), eine bundesweite Vergabeplattform im Internet aufzubauen, ist schief gegangen: Das Deutsche Vergabe- und Beschaffungsnetz (DVBN) musste Ende 2007 Insolvenz anmelden; das Insolvenzverfahren wurde am 1.1.2008 eröffnet. Von der Insolvenz sind vier Unternehmen - darunter altenda und Ventasoft - mit etwa 60 Beschäftigten betroffen.

Ziel des Deutschen Vergabe- und Beschaffungsnetzes war es, für öffentliche und private Handwerksaufträge das führende Internetportal in Deutschland zu werden. Eigenen Angaben zufolge sollen Ende 2007 immerhin 30.500 Handwerksbetriebe sowie 2.000 Ausschreiber registriert gewesen sein; 12.800 Ausschreibungen sind über das Portal angeblich abgewickelt worden.

DVBN-Gesellschafter ist die Venture-Kapitalgesellschaft Grazia Equity GmbH aus Stuttgart, die laut eigenen Angaben bis zum Sommer 2007 schon einen "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in die DVBN-Gruppe investiert" hatte ("30 Millionen in 1½ Jahren" wurde auf der DEUBAU kolportiert). Noch im Juni 2007 erklärte DVBN-Geschäftsführer Jörg Lübcke gegenüber dem Handelsblatt, dass "der Gesellschafter Grazia Equity bis zum geplanten Break-even in die Unternehmensgruppe DVBN" investieren wolle. Dies sei die für ein Start-up übliche Vorgehensweise für einen Investor. Grazia hat nun aber offensichtlich die Geduld verloren.

Für den Spitzenverband des Handwerks ZDH ist die Insolvenz besonders unangenehm, weil so Lizenzeinnahmen von einer halben Million Euro pro Jahr wegfallen - zumal der Verband noch immer an mehreren Millionen Euro Schulden aus der Insolvenz des früheren Internetportals "handwerk.de" zu knabbern hat; der DVBN hatte dieses Portal übernommen (siehe u.a. auch Beitrag "handwerk.de/ bleibt weiter online" vom 20.2.2004).

Die Umstände rund um das Deutsche Vergabe- und Beschaffungsnetz waren in der Online-Branche nicht unumstritten: Neben dem ZDH warb auch der Städte- und Gemeindebund (DStGB) ganz offen für das Vergabeportal; beide gaben ihm damit einen offiziellen Charakter. Darüber beklagten sich logischerweise Betreiber alternativer Vergabe-Portale. (Der DStGB soll pro Jahr rund 120.000 Euro vom DVBN erhalten haben - unabhängig von der Geschäftsentwicklung des Internetportals.)

altenda ist übrigens ganz schnell bei webvergabe.de gelandet. Und Ventasoft wurde von RIB übernommen (siehe AECWEB.de-Beitrag "RIB übernimmt Ventasoft im Zuge eines Asset Deals" vom 10.1.2008).

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