Klinker-Verblendmauerwerk: Nichts dem Zufall überlassen
(5.12.2007) Durch das Angebot eines freiwerdenden Nachbargrundstücks erhielt die Fachhochschule Wedel die einmalige Chance, die notwendigen baulichen Erweiterungen zu realisieren und damit gleichzeitig einen großzügigen Campus zu schaffen (siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps). Ein neuer Boulevard verbindet die vorhandenen Gebäude mit dem Neubau, dessen helle, sandfarbenen Klinkerfassaden sich in den neuen Landschaftspark einfügen. Neben dem Audimax wurden in dem Neubau die Studiobereiche für den Studiengang Medieninformatik in direktem räumlichen Zusammenhang untergebracht. Ein Leseraum ergänzt das Angebot für die Studierenden.
Die Bestandsbauten auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind in gelben Klinkern errichtet. Davon sollte sich das Mauerwerk des Neubaus ableiten - jedoch in modifizierter Gestalt, um im Einklang mit der modernen Architektur die im Haus untergebrachten kreativen Wissensbereiche nach außen ablesbar zu machen. Monotonie, als Feind allen Schöpferischen, sollte u.a. durch ein großes Klinkerformat (390/90/190 mm) im Zusammenhang mit einer dezidierten Farb- und Formatdifferenzierung aufgelöst werden. Dabei wurde nichts dem Zufall überlassen. Das aus den drei Klinkerfarben Trevi, Taranto und Trionto (Firmenbezeichnungen des Klinkerherstellers GIMA, Girnghuber GmbH, Marklkofen) aufgebaute Mauerwerk folgt einem Verlegemuster, das von dem Planungsbüro woernerundpartner exakt vorgegeben worden war, und auf den Wechsel der Schichten aus 190 bzw. 52 mm hohen Klinkersteinen setzt. Der Rapport umfasst dabei in der Vertikalen jeweils vier hohe (190 mm) und vier flache (52 mm) Schichten bzw. im horizontalen Verlauf jeweils 12 Steinlängen á 390 mm.
Zur besonderen Herausforderung für den Verarbeiter - aber auch für den Hersteller - wurden die sich nach unten verjüngenden, vorkragenden Stützmauern im Eingangsbereich sowie an der Gebäuderückseite: Um diese sollte sich das vorgegebene Verlegemuster der Klinkerschale perfekt herumziehen. Die sich von Schicht zu Schicht mit der Verjüngung verändernden Ecksteine waren nicht nur zu produzieren, sondern darüber hinaus auch in den vorgegebenen Farbverlauf des eingebundenen Mauerwerks zu integrieren - eine logistische Aufgabe, die nur in der engen Zusammenarbeit zwischen Planer, Klinkerhersteller und ausführender Firma zufriedenstellend gelöst werden konnte.
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