Projektbericht: Sehr individuelle Architektur mit wilder Deckung
(24.10.2006) Alternative Bauweisen wurden unter Architekten stets kontrovers diskutiert. Doch Klimawandel und schwindende Energiereserven zwingen uns zur schmerzhaften Einsicht, dass wir nicht die Beherrscher der Natur sind, sondern nur ein Teil von ihr. Und die Lösung? Seit fast 100 Jahren erhebt das organische Bauen den Anspruch, Mensch und Natur miteinander zu versöhnen.
So gesehen ist organisches Bauen keine architektonische Stilrichtung, denn "organisch" kann bei einem modernen Bauherrn durchaus auch geradlinig bedeuten. Entscheidend ist, dass Bauwerk und Umwelt eins werden, dass sie sich gegenseitig nicht missbrauchen oder schaden. Ein organisches Bauwerk folgt zwingend den Vorgaben einer nachhaltigen Bewirtschaftung, ist ökologisch, recyclingfähig, energiesparend oder sogar energieautark. Nur auf diese Weise, so die Überzeugung der organisch planenden Architekten, leben Mensch und Natur auch auf Dauer im Einklang.
Das hier vorgestellte Junggesellenhaus in Bad Neuenahr folgt den Wohnvorstellungen eines durch und durch grünen Junggesellen. Der Bauherr ist Programmierer, sein Zuhause eine grüne Insel und ein Teil seiner Lebensart. Technisch betrachtet ist das Haus eine Niedrigenergiehaus mit viel Wärmedämmung unter dem Schieferdach. Die 17,5 cm dicken KS-Wände erhielten einen 18 cm dicken Mineralwolle-Dämmmantel. Das runde Dach stützt sich auf einem mächtigen Eichenstamm, den Architekt und Bauherr höchstpersönlich im Wald auswählten. Der Stamm fungiert als zentrale Achse des Hauses (Bild rechts) und der darauf liegende Dachstuhl forderte vom Zimmerer Talent und Präzision. Darüber spannt sich ein Schieferdach in Wilder Deckung, das vom Dachdecker virtuoses Können abverlangte. Die von Rathscheck Schiefer aus Mayen gelieferten Moselschiefer werden bei dieser Deckart einzeln von Hand zugerichtet.
Erschwingliche Träume
Der Wohntraum, der an jeder Rundung viel handwerkliches Können forderte, war dabei keineswegs unerschwinglich. Maurer, Zimmerer und Dachdecker lieben es, mal anders zu bauen als immer nur rechtwinklig. Mit Baukosten von rund 220.000 Euro bei einer Wohnfläche von 122 m² erscheint dieses handwerklich aufwändige und exklusiv detaillierte Bauwerk auch für eine breitere Bauherrenschaft geeignet. Das organische Bauwerk entstand im Jahr 1999 auf einem 798 m² großem Grundstück, nur vier Fußminuten vom Ortskern von Bad Neuenahr entfernt.
siehe auch für weitere Informationen:
- Wilde Dachdeckung für Romantiker mit eBay-Account (22.7.2011)
- Hohe Schiefer-Handwerkskunst für rut-wießen Jeckenturm (24.7.2008)
- Schieferdeckung im Alurahmen auf massivem Betondach (19.7.2007)
- Symmetrische Deckung: Neues Fassaden-System mit Schiefer (28.3.2007)
- Dach-Zentrum fragt: Planen Architekten am Bauherren vorbei (2.3.2007)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Klimawandel erhöht das Risiko von Sach-/Dachschäden (24.10.2006)
- Zink - ein natürlicher Baustoff für moderne Architektur und dauerhaften Schutz (5.10.2006)
- Frei Ottos Seiltragwerk in Stuttgart saniert mit Schiefer (24.7.2006)
- Welle(r)-Haus: Architektur als Gesamtkunstwerk und Herausforderung (2.3.2006)
- "Ratgeber Dach" vom RAL Deutschen Institut für Gütesicherung (12.2.2006)
- Schiefer ist nicht zwingend "schieferfarben" (14.11.2005)
- Projektbericht: Wilde Schiefer-Deckung - Ästhetik pur (21.3.2005)
- Wo Deutschland Schiefer deckt (15.1.2005)
- Moderne Schieferdeckarten im Vergleich (10.1.2005)