Objektbericht: Zweischalige Ganzglasfassade incl. Sonnenschutz und Selbstreinigung
(11.7.2006) Die Glas Marte GmbH mit Sitz in Bregenz hat mit der Erweiterung ihres Verwaltungsgebäudes das umfangreichste Modernisierungs- und Erweiterungsprojekt ihrer Firmengeschichte fertiggestellt. Das 1930 gegründete Unternehmen, das zu den größten Glasbe- und -verarbeitungsunternehmen in Österreich zählt, schmückt sich nun mit einer innovativen Ganzglas-Fassade an seinem erweiterten Verwaltungsgebäude. Damit die Kosten für die Klimaregulierung und für den Unterhalt der Fassade minimiert werden können, entschieden sich die Bauherren u.a. für einen optimierten Sonnenschutz und den Einsatz des selbstreinigenden Glases Pilkington Activ.
Bregenz, idyllisch am Ufer des Bodensees gelegen, keine zehn Kilometer von Deutschland und der Schweiz entfernt (siehe Google Maps), ist der Sitz des traditionsreichen Familienunternehmens. Die rund 200 Mitarbeiter arbeiten dort, wo andere Urlaub machen: In unmittelbarer Nähe befinden sich in einmaliger Natur eingebettet die Skigebiete im Bregenzerwald, am Arlberg oder im Montafon. Zahlreiche kulturelle Angebote wie die Bregenzer Festspiele und die Schubertiade machen die Stadt auch ganzjährig zu einem beliebten Urlaubsziel.
Kommunizierte Unternehmensphilosophie
Offenheit gegenüber Gästen, ein ökologisches Bewusstsein und Wirtschaftlichkeit - diese Mischung findet sich nicht nur in der Region, sondern auch in der Unternehmensphilosophie von Glas Marte wieder. Die Leitgedanken, so die Vorgabe, sollte die Glas-Fassade des erweiterten Verwaltungsgebäudes nach außen hin sichtbar machen. Gleichzeitig wurde großer Wert auf eine ökologisch wie ökonomisch sinnvolle Konstruktion gelegt. Die Kosten für Wartung, Pflege und Instandhaltung sollten auf ein Minimum reduziert werden.
In Anbetracht der Vorgaben entschieden sich die Bauherren für eine zweischalige Ganzglas-Fassade. Ihre großflächige Verglasung mit wenigen, kaum sichtbaren Konstruktionsteilen vermittelt in großzügiger Weise Offenheit und Transparenz. Diese klare Architektursprache wird durch einen optisch praktisch nahtlosen Wechsel zwischen verschiedenen Materialen noch verstärkt. Vor allem aber in technischer Hinsicht stellt sie ein Optimum an moderner Fassadentechnologie dar und sie zeigt, was mit Glas und entsprechendem Know-how alles möglich ist.
Vor der Sonne geschützt
Ausgeklügelt ist vor allem der Sonnenschutz. Da sind zum einen großflächige, leicht transparente Abschirmungen, die sich in dem ca. 40 cm breiten Zwischenraum der Fassade befinden und den Innenraum vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Sie dienen gleichzeitig als Sichtschutz und verdunkeln im geschlossenen Zustand die innen liegenden Räumlichkeiten. Durch den Pufferraum, der bei geschlossenen Lamellen der äußeren Fassadenschicht entsteht, sind die Abschirmungen keinen Wetter- und Windgeschwindigkeitsrestriktionen unterworfen. Außerdem sorgt eine raumhohe Dreifach-Isolierverglasung mit einem Ug-Wert von 0,6 W/m²K und einem g-Wert von 34% an der inneren Verglasungsebene zusätzlich für einen effektiven Schutz. Sie reicht ohne Sockelleiste vom Boden bis zur Decke und ist oben wie unten linienförmig gelagert. Die Ganzglasstöße sind hingegen in der Regel senkrecht. Durch diese Konstruktion konnte die innere Verglasungsebene mit dünnen Glasscheiben ausgeführt werden, um die äußere Glashaut als statische Komponente zu berücksichtigen und ihr so die Windlasten zu übertragen.
Bewegliche und selbstreinigende Lamellen
Die äußere Schicht der Fassade besteht aus beweglichen, senkrechten und exzentrisch angetriebenen Ganzglaslamellen. Bestehend aus Verbundsicherheitsglas (VSG) aus teilvorgespanntem Glas (TVG) verbinden sie im geöffneten wie im geschlossenen Zustand Funktionen des Schall- und Sonnenschutzes. Wärmedämmende Eigenschaften übernehmen die geschlossenen Lamellen ebenfalls, indem sich im Fassadenzwischenbereich ein Pufferraum aufbaut. Eine Besonderheit befindet sich auf deren Außenseiten. Sie sind mit der Titandioxid-Beschichtung von Pilkington Activ versehen, die über aktiv reinigende Eigenschaften verfügt:
- In einem ersten Schritt wird die Beschichtung durch die UV-Strahlung des Tageslichts aktiviert und so aktiver Sauerstoff freigesetzt. Dieser löst organische Verschmutzungen an der Grenzfläche zur Beschichtung an und verringert ihre Haftung zur Glasscheibe. Kleinere Verschmutzungen wie Fingerabdrücke werden gleich ganz aufgelöst.
- Die zweite besondere Eigenschaft ist die Filmbildung. Die Beschichtung zieht Wasser an, so dass sich ablaufendes (Regen-) Wasser nicht zu Tröpfchen verformt, sondern zu einem dünnen Film über die gesamte Fläche des Glases ausbreitet. Dadurch ist das Wasser in der Lage, den gelösten Schmutz zu unterwandern und abzulösen.
Der Nutzen von Pilkington Activ wurde von Glas Marte in einer eingehenden Prüfung bestätigt: Deutlich geringere Reinigungskosten gegenüber unbeschichtetem Glas, keine Notwendigkeit zur Installation von Befahranlagen bei gleichzeitig nahezu gleich bleibenden strahlungstechnischen Werten.
Glas Marte nutzte den Bau der eigenen Fassade, um Berechnungen und Studien aus der Planungsphase in der Praxis zu bestätigen. Unterschiedliche Punkte u.a. bezüglich eines wirkungsvollen Sonnenschutzes wurden dabei verifiziert. So wurde nachgewiesen, dass sich durch leicht geöffnete Lamellen die Hinterlüftung sowie die Oberflächentemperaturen der Glasbauteile verringern lassen. Dadurch muss das Isolierglas nur noch mit den Strahlungstransmissionswerten der äußeren Verglasung und nicht mehr mit dem Gesamtenergiedurchlassungsgrad (g-Wert) der äußeren Verglasung beaufschlagt werden. Glas Marte hat so mit dem Bau der Ganzglas-Fassade den Beweis erbracht, dass sich auch funktional hochwertige und optisch ansprechende Glasfassaden kostenmäßig optimieren lassen.
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