Tipps einer Schornsteinfegerin: "Richtig heizen mit festen Brennstoffen"
(19.3.2006) Im Gespräch Schornsteinfegerin Angelika Winter (32), Linz a. Rhein
Redaktion: "Immer mehr Leute kaufen sich eine moderne Feuerstätte. Viele wissen aber gar nicht, wie man damit richtig umgeht, welche Brennstoffe verwendet werden dürfen und wie überhaupt ein Feuer angemacht wird. Welche Tipps geben Sie diesen Menschen als Schornsteinfeger?"
Schornsteinfegerin Angelika Winter: "Damit eine moderne Feuerstätte zugleich dem eigenen Komfort dient und den Anforderungen des Umweltschutzes und der Sicherheit genügt, ist stets auf den Einklang zwischen Gerätetechnik und Schornstein, Brennstoffeinsatz und der richtigen Handhabung zu achten. Drei Dinge braucht ein Feuer: Brennstoff, Sauerstoff und Hitze. Fehlt eine dieser drei Komponenten oder stimmt ihr Verhältnis nicht, kommt es auch nicht zu einer effektiven und sauberen Verbrennung!"
Redaktion: "Können Sie das noch etwas konkreter erklären?"
Angelika Winter: "Feste Brennstoffe wie Holz oder Braunkohlen- und Holzbriketts bestehen aus flüchtigen und festen Bestandteilen. Zuerst werden die nicht sichtbaren flüchtigen Bestandteile verbrannt. Hierdurch entsteht so viel Energie, dass auch die festen Bestandteile in brennbare Gase aufgespaltet werden und mit dem Sauerstoff der Luft reagieren können. Wichtig ist daher eine optimale Luftzufuhr. Zuwenig Luft führt zu Sauerstoffmangel und unvollständiger Verbrennung. Zuviel Luft senkt entweder die Temperatur im Feuerraum und reduziert den Wirkungsgrad oder führt zu einer Überhitzung des Feuerraums. In beiden Fällen wird die Wärme nicht richtig genutzt und es kommt zu vermeidbaren Emissionen."
Redaktion: "Und was empfehlen Sie zum Anzünden?"
Angelika Winter: "Man legt geeignete Feueranzünder, eine ausreichende Menge dünnes Anzündholz, ein paar Braunkohlenbriketts, Holzscheite oder Holzbriketts auf den sauberen Rost. Dann bringt man den Luftregler in Anzündstellung bzw. öffnet die Luftzufuhr vollständig. Danach werden die Feueranzünder angezündet und die Feuerraumtür geschlossen. Wenn der Brennstoff vollständig entzündet ist, stellt man die Luftregler auf die gewünschte Leistungsstufe gemäß der Bedienungsanleitung. Bitte niemals ungeeignete Anzündhilfen wie Benzin verwenden!"
Redaktion: "Was ist beim weiteren Heizen zu beachten?"
Angelika Winter: "Nach der Anzündphase entsteht ein Glutbett. Für den Heizbetrieb rüttelt man einfach die Asche ab und schürt das Glutbett. Dazu legt man Braunkohlenbriketts, Holzscheite oder Holzbriketts auf die Glut und stellt den Luftregler wieder auf Anzündstellung bzw. öffnet vollständig die Luftzufuhr. Diesen Vorgang kann man beliebig oft wiederholen, wobei man nicht vergessen sollte, zwischendurch den Aschekasten zu leeren."
Redaktion: "Wie werden Sie darauf aufmerksam, wenn Fehler gemacht werden?"
Angelika Winter: "Oftmals erfahren wir von Nachbarn, die sich über Rauch oder Geruchsbelästigungen beschweren, von einem möglicherweise unsachgemäßen Umgang mit der Feuerstätte. Oft ist es so, dass die Betreiber der Feuerstätten vergessen, dass vor Beginn des Heizbetriebs im Schornstein eine kalte Säule Luft steht, die durch die Anfangshitze erst heraus getrieben werden muss. Bei Heizbeginn sollte daher eine nicht zu große Brennstoffmenge, aber ausreichend Kleinholz verwendet werden."
Redaktion: "Was wird sonst noch falsch gemacht?"
Angelika Winter: "Beispielsweise ist Omas alter Tipp - die Briketts in feuchtes Papier einwickeln, damit sie länger brennen - genau falsch. Das führt zu Schwelbrand, Qualm und hoher Umweltbelastung. Ein weiterer Fehler ist es, die Glut über Nacht mit zu wenig Luft halten zu wollen. Auch das führt zu einer unvollständigen Verbrennung mit den bekannten Folgen. Um die Glut zu erhalten sollte der Brennstoff voll entzündet sein, bevor man die Luftzufuhr drosselt."
Redaktion: "Wie sieht es denn überhaupt mit den Brennstoffen aus?"
Angelika Winter: "Zunächst einmal gilt: Feuerstätten sind keine Müllverbrennungsanlagen! Behandeltes, gestrichenes oder beschichtetes Holz gehört ebensowenig ins Feuer wie jeder andere Abfall. Das Verbrennen dieser Stoffe ist verboten und schadet eventuell auch der Feuerstätte und dem Schornstein, was erhebliche Reparatur- oder Sanierungskosten zur Folge haben kann; auf jeden Fall schadet es der Umwelt. Holz muss in jedem Fall zwei bis drei Jahre an einem trocken Ort, gut belüftet, ablagert worden sein. Wer eine Feuerstätte betreibt, sollte nur zugelassene Brennstoffe wie Braunkohlenbriketts, Holzscheite oder Holzbriketts verwenden und immer die vom Hersteller des Heizgerätes mitgelieferte Bedienungsanleitung beachten!"
Redaktion: "Und woher bezieht man am günstigsten seine Brennstoffe?"
Angelika Winter: "Wenn man keinen eigenen Wald hat, sind Kaminholz, Holz- und Braunkohlenbriketts ganzjährig beim Brennstoffhandel sowie den Raiffeisen-Märkten und während der kühlen Jahreszeit in SB- und Baumärkten erhältlich. Wer sein Kaminfeuer besonders bequem genießen möchte, setzt auf den Brennstoffhändler. Er liefert auf Wunsch bis in den Keller."
Redaktion: "Zum Schluss: Was ist bei der Entsorgung der Asche zu beachten?"
Angelika Winter: "Da alle festen Brennstoffe Asche bilden, ist das Aschefach regelmäßig zu entleeren. Die erkaltete Asche sollte in einem feuerfesten Aschebehälter aus Metall gesammelt werden. Darin sollte sie zunächst auskühlen. Anschließend kann sie über die Restmülltonne problemlos entsorgt werden. Dabei ist aber darauf zu achten, dass sich beim Einfüllen der Asche in die Mülltonne keine Glutreste mehr in der Asche befinden."
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