Die Kunst der Furnierherstellung
- Das Zeichen "Furnier - Echt Holz" hilft das wertvolle Naturprodukt von Imitaten zu unterscheiden
(3.8.2005) Holz
oder nicht Holz? Diese Frage ist nicht immer leicht zu beantworten. Viele
Menschen wissen vermutlich gar nicht, dass ihre Möbel überhaupt keine
Holzoberfläche haben, sondern bedruckte Folien oder bedrucktes Papier.
Echtholz-Furniere sind heute kaum noch von preiswerten Imitaten zu
unterscheiden. Immer mehr renommierte Möbelhersteller und
Furnier ist das Edelste, das man aus Holz herstellen kann. Als Rohstoff kommen nur ausgewählte Baumstämme in Betracht. Sie müssen außergewöhnlich gut gewachsen und besonders ausdrucksstark gemasert sein. Der natürliche Wuchs, die Struktur der Jahrringe und die Farbgebung eines Baumes machen jedes Furnier zum Unikat - selbst wenn es in Serie hergestellt wurde.
Individuelle Bearbeitung jedes Baumstamms
Die Idee der Furnierherstellung hatten vor 3.000 Jahren die Ägypter. Für sie war Holz eine Rarität und wurde daher geschätzt wie Edelsteine. Sie entwickelten die Technik, dünne Holzblätter vom Baumstamm abzuschälen und verkleideten damit ihre Schreine. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Schältechnik immer mehr verfeinert. Doch bis heute sind der Herstellungsprozess und die anschließende Weiterverarbeitung sehr aufwendig und größtenteils Handarbeit. Jeder Baumstamm wird individuell bearbeitet. Keine Maschine kann die Erfahrung und die erforderlichen Fachkenntnisse ersetzen. Die Kunst der Furnierherstellung beherrschen in Deutschland nur circa zwölf Betriebe mit knapp 1.000 Beschäftigten.
Die Furnierhersteller suchen im Wald die besten Bäume aus. Sie prüfen die Beschaffenheit der Baumstämme, schauen nach Rissen oder anderen Beschädigungen. Im Furnierwerk wird anschließend anhand der Holzart, des Wuchses, der Stammdurchmesser und des gewünschten späteren Furnierbildes entschieden, wie jeder einzelne Baumstamm verarbeitet wird. Je nach Schnittrichtung ergibt sich eine unterschiedliche Holzmaserung.
Bis aus den Baumstämmen Furnierblätter entstehen, vergehen noch einige Tage. Auf die richtige Länge geschnitten und entrindet kommen sie zunächst in die Dämpf- oder Kochgrube. Je nach Holzart werden die Holzstämme mehrere Stunden oder sogar Tage bei Temperaturen von 40 bis 90° Celsius gedämpft. Der Vorgang macht die Holzfasern weich und geschmeidig, so dass sie bei der weiteren Verarbeitung nicht auseinander reißen. Darüber hinaus hat das Dämpfen Einfluss auf die Farbgebung. Das kräftige Braun von Nussbaum oder die rosa Farbe der Buche werden erst durch das Dämpfen hervorgerufen. Der Vorgang erfordert viel Erfahrung, denn falsche Temperaturen, Koch- oder Dämpfzeiten können Qualität und Farbe der wertvollen Hölzer nachteilig beeinflussen.
Nach ihrem heißen Bad werden die Holzstämme geputzt, um Sandkörner, Steinchen und Schmutz zu beseitigen. Anschließend werden sie glatt gehobelt. Erst dann beginnt die eigentliche Furnierherstellung. Aus den noch nassen Holzstämmen werden für Möbel 0,1 bis 2,5 Millimeter starke Furnierblätter gemessert oder geschält. Die Blätter kommen dann in einen speziellen Trockner mit Bügeleffekt, damit sie nicht wellig werden. Temperatur und Trocknungszeit sind je nach Holzart unterschiedlich. Abschließend werden sie auf die gewünschte Größe geschnitten, vermessen, nummeriert und verpackt.
Ein naturbestimmtes Kunstwerk
Der Schreiner wählt aus den gelieferten Furnieren individuell für jedes Möbelstück die einzelnen Blätter aus, fügt sie entsprechend der Holzmaserung zu einem Bild zusammen und leimt sie auf - mit dem Ergebnis, dass es kein zweites identisches Möbelstück gibt. Abschließend wird die Oberfläche veredelt. Die Kombination aus modernster Technik und Handarbeit lässt ein naturbestimmtes Kunstwerk mit feinen individuellen Maserstrukturen entstehen. Leichte Verwachsungen oder Farbnuancen im Furnier sind keine Mängel, sondern naturgegebene Erscheinungen. Brandl: "Furniere sind ein Original aus der Natur und das unterscheidet sie von Imitaten."
Das wertvolle Naturprodukt wird gern und oft kopiert. Die Imitate bestehen aus bedruckter Folie oder bedrucktem Papier. Selbst der Tastsinn wird in die Irre geführt: Durch Prägungen fühlen sich die Nachahmungen täuschend echt an. Wer beim Möbelkauf Wert auf das Besondere legt, sollte auf das Siegel "Furnier – Echt Holz" achten. Es hat eine unmissverständliche Aussage: Bei dem gekennzeichneten Möbelstück wurde garantiert Holz verwendet. Das Zeichen zeigt eine stilisierte Baumscheibe, die gleichzeitig an einen Fingerabdruck erinnert. Denn der ist genauso unverwechselbar wie Furnier.
siehe auch:
- Butt Cut: Hirnholz-Furnier von Schorn & Groh im Plattenformat (17.10.2012)
- "Furnier ist das Filet des Baumes" (22.11.2011)
- Furnier macht Zimmertüren zu Unikaten (28.9.2011)
- Furnier-Handbuch für den modernen Innenausbau zum kostenlosen Download (19.5.2011)
- Neue Furniere und durchgängiges Farbkonzept bei Bene (31.10.2006)
- weitere Details...
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- Rohstoff Holz - Nachhaltige Wertschöpfung (1.3.2004)
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siehe zudem: