Wissenschaftler prognostizieren Sturmschäden
(15.6.2005) Welche Regionen sind besonders anfällig für Stürme? Mit welchen Schäden an Wohngebäuden muss eine Gemeinde pro Jahr durchschnittlich rechnen? Soche Fragen lassen sich nun mit Hilfe eines Schadensmodells für jede einzelne Gemeinde Baden-Württembergs vorausgesagen. Wissenschaftler des Center for Disaster Management und Risk Reduction Technology (CEDIM) der Universität Karlsruhe und des GeoForschungsZentrums (GFZ) haben dazu ein Modell auf der Grundlage von Schäden vergangener Stürme entwickelt. Es gehört zum Projekt „Risikokarte Deutschland“, welches das CEDIM zur Vorhersage, Bewältigung und Schadensbegrenzung von Naturkatastrophen seit drei Jahren bearbeitet. Hinzu gekommen sind jetzt erste Ergebnisse zum Thema Sturm.
„Mit der Sturmschadensrisikokarte können wir zum ersten Mal statistische Aussagen über die Sturm-Gefahr für eine ganze Region machen und die zukünftig zu erwartenden Schäden prognostizieren“, erklärt Professor Dr. Christoph Kottmeier, Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung. Die Risikokarte basiert auf einer gemeinsamen Arbeit des Instituts für Hydromechanik und des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung. Sie erfasst die Häufigkeit, mit denen außergewöhnlich hohe Windgeschwindigkeiten an ausgewählten Orten auftreten.
Simuliert werden auch extrem starke Stürme, so wie sie bisher noch gar nicht aufgetreten sind - und kommen zu einem erschreckenden Ergebnis: Bei einem Sturm, der um 10% höhere Windgeschwindigkeiten als der Orkan Lothar im Jahre 1999 aufweist, entstünde ein dreifach höherer Schaden an Gebäuden: Anstelle von 300 Mio. Euro wie 1999 wäre in diesem Fall mit 950 Mio. Euro zu rechnen. Von CEDIM erstellte Karten und Risikoanalysen können für die Prävention im Katastrophenfall im Hinblick auf Stromversorgung, Verkehrsleitung und Einsatz von Rettungskräften von Nutzen sein.
Eine Arbeitsgruppe des CEDIM beschäftigt sich speziell mit den Schäden, die extreme Wetterlagen an Infrastrukturen (Verkehr und Strom) anrichten können. „Solche Schäden können die Wirtschaftsaktivitäten ganzer Regionen lahm legen“, konstatiert Professor Dr. Werner Rothengatter, Leiter des Instituts für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsförderung. Sein Team teilt das Management dieser Risiken in drei Bereiche ein:
- Erstens gilt es, die kritischen Punkte in Netz-Infrastrukturen herauszufinden, deren Störungen große Folgen für die menschliche Gesundheit und die Wirtschaftstätigkeit haben.
- Zweitens können Schäden durch Vorsorge begrenzt werden, indem gefährdete Anlagen beispielsweise erdbeben- oder überflutungssicher gemacht werden. Ausweichmöglichkeiten sind ein weiterer Weg, um die Auswirkungen von Katastrophen zu vermindern - ihre effiziente Nutzung setzt ein leistungsfähiges Informationssystem voraus.
- Dritter Bereich ist die Schadensbegrenzung. Dazu zählt ein leistungsfähiges Rettungssystem und eine rasche Schadensbeseitigung.
Versicherungsprämien für kritische, große Infrastrukturteile
Versicherungen bieten sich zur Begrenzung der Schäden an. Bei großen Netz-Infrastrukturen tritt häufig der Staat als Versicherung ein, so dass die aus Naturereignissen resultierenden Kosten nicht transparent werden. Bei der Ausdehnung von öffentlich-privaten Partnerschaften für den Bau und der Unterhaltung von Verkehrsnetzen gibt es erste Versuche, Versicherungsprämien für kritische Infrastrukturteile zu ermitteln.
siehe auch:
- Center for Disaster Management und Risk Reduction Technology (CEDIM) der Universität Karlsruhe
- GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ)
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siehe zudem: