Protokollband Nr. 28 "Wärmeübergabe- und Verteilverluste im Passivhaus" jetzt verfügbar
(12.10.2004) Was sind eigentlich "Wärmeübergabeverluste"? Dieser Frage wird im Einführungskapitel des Protokollbandes Nr. 28 von Dr. W. Feist (PHI) nachgegangen. Die in den einschlägigen Publikationen vorgegebenen Definitionen werden untersucht und hinsichtlich ihrer Grundannahmen kritisiert. Die Schlussfolgerung, dass Passivhäuser aufgrund ihrer gegenüber dem Bestand geringeren relativen Heizlast wesentlich höhere Aufwandszahlen für die Wärmeübergabe aufweisen, wird widerlegt.
Die Diskussion um die Wärmeübergabeverluste ist für den Neubau von Bedeutung, weil der Berechnungsgang der EnEV im Zusammenhang mit den entsprechenden Normen (DIN V 4701 Teil 10 und DIN V 4108 Teil 6) gerade für hocheffiziente Gebäude wie Passivhäuser unrealistische Vorgaben macht. Im zweiten Abschnitt des Protokollbandes werden die Berechnungsgänge von Prof. D. Wolff (FH Braunschweig/Wolfenbüttel) erläutert.
Im Gegensatz zu den Wärmeübergabeverlusten, welche bei den im Passivhaus üblichen Wärmeverteilsystemen (Frischluftheizung bzw. Heizkörper) vernachlässigt werden können, muss auf die Minimierung von Wärmeverteilverlusten sowohl bei der Planung als auch bei der Ausführung der Anlagen besondere Sorgfalt gelegt werden. Hier werden im Protokollbandbeitrag von Dr. R. Pfluger (PHI) anhand von Simulationsrechnungen verschiedene Systeme verglichen und energetisch sowie ökonomisch bewertet. Messergebnisse ausgeführter Anlagen in Passivhäusern werden sowohl aus dem Reihenhaus- als auch Geschosswohnungsbaubereich angeführt. Für die Bewertung der Nutzbarkeit der Wärmeabgabe von Verteilleitungen wurden Simulationsrechnungen anhand eines Modells für einen Reihenhausabschnitt durchgeführt und Planungsempfehlungen abgeleitet.
Im vorletzten Beitrag werden die Ergebnisse der umfangreichen Simulationsrechnungen von J. Schnieders (PHI) dokumentiert, welche zur Beantwortung der eingangs gestellten Frage durchgeführt wurden: Wie hängen Übergabeverluste vom Dämmstandard des Gebäudes ab und welche Größenordnung weisen sie auf. Über die Kritik der in der Literatur veröffentlichten Ansätze hinaus wird die These aufgestellt, dass aufgrund des Toleranzbereiches des menschlichen Behaglichkeitsempfindens (nach Fanger) gewisse Abweichungen der operativen Temperatur von der Solltemperatur nicht zu einem Reglereingriff des Nutzers führen. Anhand der Simulationsergebnisse konnte gezeigt werden, dass der Schwankungsbereich des Komfortniveaus (PMV) unabhängig vom Baustandard im gesamten Kernwinter bei unveränderter Thermostatstellung sogar noch innerhalb der Grenze von ASHRAE vorgegebenen "Comfort Class A" gehalten wird. Eine Anhebung der mittleren Raumtemperatur durch den Nutzer (durch Sollwertverstellung am Thermostat) ist also aus Komfortgründen zur Kompensation von regelungstechnischen Defiziten nicht zu erwarten. Es entstehen also auch keine daraus abgeleiteten Wärmeübergabeverluste. Auch die Auswertung der Messergebnisse ist damit vereinbar, dass diese Wärmeverluste vernachlässigbar gering sind.
Abschließend stellt Dr. W. Feist die Wärmeübergabeverluste "im Licht der Baupraxis" dar und zeigt anhand umfangreicher statistischer Messdatenauswertungen von Gebäuden unterschiedlichen Dämmstandards, dass Wärmeübergabeverluste in Passivhäusern im Rahmen der Messgenauigkeit vernachlässigbar gering sind.
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ausgewählte weitere Meldungen:
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siehe zudem:
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