Lackindustrie zwischen Exportboom und Ölpreisschock
(11.10.2004) Exporte sind der Motor für die Produktion von Lacken und Farben in Deutschland. Der Wert aus Ausfuhren stieg in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um 12 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Exporte belaufen sich bislang auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Wichtige Zielländer der Exporte sind die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Insbesondere die Hersteller von Bautenanstrichstoffen können durch gestiegene Exporte nach Osteuropa zumindest teilweise die Flaute bei der inländischen Baukonjunktur kompensieren. Stimulierend wirkt der Export auch beim Absatz von Industrielacken. Da die deutschen Investitionsgüterhersteller und die Autofabriken zunehmend Aufträge aus dem Ausland erhalten, steigt auch der Absatz von Industrielacken, die mittelbar vom Export profitieren. "Die deutsche Lackindustrie hängt mehr als je zuvor am Export," äußerte hierzu der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der deutschen Lackindustrie, Dr. Dietmar Eichstädt. "Ohne diesen doppelten Exporterfolg hätte das hohe Produktionsniveau in Deutschland in den letzten Monaten nicht gehalten werden können."
Allerdings verzeichnet der Verband der deutschen Lackindustrie in den letzten Monaten nicht nur Aufwärtstendenzen bei Export und Produktion, auch die Rohstoffe für die Lackindustrie haben sich massiv verteuert. Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Kostensteigerungen im letzten Quartal des laufenden Jahres nochmals beschleunigen werden. Preislich eng an das Rohöl gebundene Lösemittel stiegen im Verlauf des Jahres um insgesamt über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Bei einigen Lösemittelsorten betrug die Verteuerung bis zu 25 Prozent. Auch die Bindemittel, die den Lackfilm bilden, sind von den Rohölpreisen betroffen: In vielen Bereichen gab es in den letzten Monaten Preissteigerungen von bis zu 15 Prozent. Bei einzelnen Epoxidharzen haben die Hersteller ihre Abgabepreise um fast 40 Prozent erhöht.
Für die Lackhersteller noch bedrohlicher als die Preissteigerungen sind Tendenzen, keine längerfristigen Lieferverträge mehr abzuschließen. Die Rohstoffhersteller gehen zunehmend dazu über, ihre Lieferungen an die Lackproduzenten zu kontingentieren und Liefer- bzw. Preiszusagen nur noch für wenige Wochen abzugeben. Dies belastet naturgemäß die Ertragslage der Lackhersteller, die aufgrund der Konjunkturkrise der letzten Jahre ohnehin unbefriedigend ist.
Im Hinblick auf die Kostensituation wird auch für das Jahr 2005 keine Entlastung erwartet, da inzwischen davon ausgegangen werden muss, dass die festgestellte Knappheit bei verschiedenen Rohstoffen nicht durch Spekulationskäufe begründet ist. Wegen der besonders starken Nachfrage aus Asien sind vielmehr die Produktionsanlagen für strategische Rohstoffe mittlerweile an Kapazitätsgrenzen gestoßen. Hiervon betroffen ist auch das für die Lackindustrie wichtige Weißpigment Titandioxid.
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