Projektbericht: Berlins "Blaues Wunder" - die Kunststofflaufbahn im renovierten Olympiastadion
(19.9.2004) Das "Blaue Wunder" von Berlin, die neue Leichtathletikfläche im renovierten Olympiastadion (siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps), ist zur Eröffnungsfeier am 31. Juli und zum Leichtathletikwettbewerb ISTAF am 12. September gut angenommen worden. Hersteller der Kunststofffläche ist die BSW GmbH, Bad Berleburg. Die gesamte Sportfläche umfasst über 9.000 Quadratmeter und entspricht den Anforderungen für internationale Wettkämpfe. Die Fläche besteht aus polyurethan-gebundenem, eigens für diese Zwecke hergestellten EPDM-Granulat.
Die architektonische Besonderheit der Sportfläche entsteht in erster Linie durch ihre für Sportstadien ungewöhnliche blaue und graue Farbgebung. Sämtliche Hauptsportflächen - Laufbahnen sowie Anlaufflächen für Sprungdisziplinen und Speerwurf - sind im charakteristischen Blau des Bundesligisten Hertha BSC gehalten. Architektonisch stellt diese Farbgebung eine Reminiszenz an den Verein dar. Vor allem bei Fußballspielen wird sich die Farbe der Laufbahn mit der blauen Fankleidung des Publikums zu einem identitätsstiftenden Gesamteindruck verbinden. Blau löst hier das traditionelle Ziegelrot ab, das auch heute noch bei zeitgenössischen Kunststofflaufbahnen überwiegt, gleichsam als Rudiment der früher verwendeten Aschebahnen.
Dabei ist die blaue Farbgebung ein bewusster Bruch mit den Sehgewohnheiten von Publikum und Sportlern. Die Farbe verleiht dem Stadion einen zeitgenössischen, modernen Charakter und wird im Zusammenspiel mit dem neuen Membrandach zu einem augen-fälligen Signal der Modernisierung. Außerdem kennzeichnet Blau in Abgrenzung zum Grau der Nebenareale die Hauptsportflächen, also alle in ihren Maßen exakt vorgeschriebenen Bereiche, auf denen die Sportwettkämpfe ausgetragen werden.
Die grauen Nebenflächen wiederholen dabei die dominierende Farbe des Stadions, das nicht zuletzt aus Gründen des Denkmalschutzes in seiner herkömmlichen Farbgebung belassen wurde. Auch die Tribünenplätze, die Dachstreben und das Membrandach selbst sind in Grautönen gehalten, so dass sich der Sportboden mit ihnen zu einer optischen Einheit verbindet.
Die Leichtathletikfläche wurde im Insitu-Verfahren installiert. Mit diesem Verfahren werden keine vorgefertigten Elemente verlegt, sondern die Basis- und Nutzschicht wird vor Ort eingebaut, indem die einzelnen Komponenten gemischt und flüssig appliziert werden. Die verlegte Fläche ist Regupol Compact Klasse I, Typ A, nach IAAF (International Association of Athletics Federations):
- Mit dieser Zertifizierung, die nach unabhängigen Prüfungen vor Ort vergeben wird, erfüllt sie die Anforderungen der IAAF an Leichtathletikböden für internationale Wettkämpfe.
- Der Terminus "Klasse I" definiert in Bezug auf Kunststoffbelagssysteme die physikalischen Eigenschaften hinsichtlich des Kraftabbaus, der Zugfestigkeit, der Standardverformung und anderer Parameter. Der erforderliche Kraftabbau beträgt demnach mindestens 35 Prozent. (Bei Leichtathletikflächen für den Amateur- und Schulsport wird allgemein ein etwas höherer Kraftabbau (bis max. 50 Prozent) zur Gewährleistung der gewünschten Schonung der Gelenke von weniger trainierten Sportlern bevorzugt.)
- Die Typenbezeichnung "A" weist auf die uneingeschränkte Eignung für alle Leichtathletikdisziplinen und deren gleichzeitiger Durchführung bei Wettkämpfen hin.
siehe auch:
ausgewählte weitere Meldungen:
- Everroll Fitness- und Sportböden in neuem Design (20.7.2004)
- BSW erzielt starke Umsatzzuwächse bei Regupol-Sportböden für Innen- und Außenanlagen (7.9.2003)
- Neues Sanierungssystem für alte Sport-Hallenböden (14.4.2003)
siehe zudem:
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