denkmal 2004 - Europäische Messe für Restaurierung, Denkmalpflege und Stadterneuerung
(27.8.2004) Vom 27. bis 30. Oktober 2004 wird Leipzig wieder zum internationalen Treffpunkt in Sachen Restaurierung, Denkmalpflege und Stadterneuerung. Zum sechsten Mal lädt die Europäische Messe "denkmal" Restauratoren, Handwerker, Denkmalpfleger, Planer, Wissenschaftler und Bauherren zur Information und zum Diskurs über die Bewahrung von Baudenkmälern sowie von Kunst- und Kulturgütern in aller Welt ein. Seit ihrer Premiere 1994 entwickelte sich die Messe zu einem in Europa einmaligen Forum, das wie keine andere Veranstaltung Fragen der Denkmalpflege, Restaurierung und Stadterneuerung im Komplex aufgreift.
Unter der Schirmherrschaft der UNESCO präsentieren etwa 400 Aussteller aus ganz Europa ihre Spezial-Angebote, innovativen Produkte und ihr Know-how. Die Messe-Schwerpunkte bilden Materialien, Geräte, Werkzeuge, Instrumente, Verfahren und Technik für die Instandsetzung und Restaurierung. Institutionen, Einrichtungen und Verbände informieren über ihre Anstrengungen und Ergebnisse in der Denkmalpflege und Restaurierung. Weitere Bereiche der "denkmal" sind die archäologische und Bodendenkmalpflege; die Gartendenkmal- und Kulturlandschaftspflege; die Stadt- und Dorferneuerung; Sicherheitstechnik, Fachliteratur, Einrichtungen für Gebäudetechnik; EDV; Aus- und Weiterbildung sowie Denkmalpflege und Tourismus. Viele Aussteller nutzen die Messe, um ihre Produkte zum ersten Mal zu zeigen.
Partnerland: Italien
Zu den Höhepunkten zählt in diesem Jahr die Präsentation Italiens als Partnerland. Auf dem italienischen Gemeinschaftsstand sind Ausbildungseinrichtungen, Regionen sowie Experten aus verschiedenen Bereichen der Restaurierung vertreten. Sie geben den Besuchern Einblicke in ihren reichen Erfahrungsschatz, in aktuelle Projekte und die lange Tradition der Restaurierung in diesem Mittelmeerland. Spezialisten demonstrieren an Originalobjekten ihr restauratorisches Können. Namhafte Restauratoren und Architekten halten zudem Vorträge zur Restaurierung von Kirchen, zu digitalen Techniken und zum Einsatz von Lasern bei der Restaurierung von Fresken. Weitere Gemeinschaftsbeteiligungen erwartet die "denkmal" aus Polen, Russland, dem Baltikum und Ungarn.
nahezu 70 Einzelveranstaltungen
Internationalität kennzeichnet auch das anspruchsvolle Kongressprogramm, das in diesem Jahr nahezu 70 Einzelveranstaltungen wie Foren, Seminare, Fachgruppentreffen, Tagungen und Kongresse umfasst. "Stärker als bisher lassen wir in den Podien Fachleute aus verschiedenen Ländern zu Wort kommen und miteinander diskutieren. Damit wollen wir einen lebendigen Wettstreit der Meinungen initiieren", informiert denkmal-Projektleiterin Ulrike Lange. In diesem Kontext führt der "1. Europäische Kongress für Denkmalpflege und Stadterneuerung" Experten aus Polen, Ungarn, Russland, den Niederlanden und Deutschland zusammen. Eine Debatte thematisiert das Für und Wider von Rekonstruktionen zerstörter Bauwerke wie der Dresdner Frauenkirche und des Warschauer Königsschlosses. Die zweite Runde greift das Wechselspiel von Alt und Neu sowie die Einflüsse der Umgebung auf das Einzeldenkmal auf. Dem Bauen im historischen Kontext widmet sich auch die diesjährige Messeakademie der denkmal. Etwa 200 Stundenten entwarfen hierbei im Vorfeld der Messe tragfähige Ideen zur Schließung von Baulücken. Eine hochkarätig besetzte Jury kürte die zehn besten Entwürfe, die zur Messe ausgestellt und in einem Kolloquium am 30. Oktober vorgestellt werden.
Über die Folgen der EU-Osterweitung für die praktische Denkmalpflege geht es bei der Podiumsdiskussion des Vereins Restaurator im Handwerk e.V. und des Verbandes der Restauratoren e.V. am 29. Oktober. Die Stadt Leipzig lädt bereits zum Messeauftakt zu einem eintägigen Workshop zum EU-Projekt "Urban Technology Network" ein, bei dem unter anderem Pilotprojekte aus Venedig, Ljubljana und Leipzig präsentiert werden. Das Deutsche Nationalkomitee Denkmalschutz veranstaltet eine Diskussionsrunde zum Verhältnis von Bauherr und Denkmalpfleger.
Historische Bauforschung ist Thema einer Veranstaltung und Ausstellung
"Ökologie und Ökonomie bei der Sanierung historischer Bauen" lautet das Thema einer Tagung am 28. Oktober für Architekten, Bauingenieure und Bauherren, die der Arbeitskreis Bautechnik der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) organisiert. Die Arbeitsgruppe "Historische Bauforschung" (ebenfalls Vereinigung der Landesdenkmalpfleger) stellt ihre Veranstaltung am Folgetag unter die Überschrift "Von der Spurensuche zur praktischen Anwendung: Historische Bauforschung in der staatlichen Denkmalpflege". Dem gleichen Thema wendet sich auch die Ausstellung am Gemeinschaftsstand der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger und der Landesdenkmalämter zu. Die Exposition stellt an ausgewählten Beispielen Methoden, Elemente und Verfahren der historischen Bauforschung vor. Experten beraten die Besucher unter anderem zu Steuern und staatlichen Zuschüssen, Denkmaleintragung, Fragen der Bautechnik, Restaurierung, Planung, Instandsetzung und Sanierung von Kulturdenkmalen.
Um den Berufsstand der Restauratoren in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, informiert der Verband der Restauratoren e.V. (VDR) an seinem Stand über die Ausbildung und Tätigkeit von Restauratoren und die Aktivitäten des Verbandes. Außerdem demonstriert der VDR am Beispiel des so genannten Federzimmers im Dresdner Schloss Moritzburg den Verlauf einer gelungenen Restaurierung. Am 30. Oktober bietet der VDR zudem ein Fortbildungsseminar zum Vergaberecht in der Restaurierung an (Ansprechpartner: Eberhard Roller, Tel. 0228-2437366, Eintritt 60 Euro). Die Auftragsvergabe steht auch im Mittelpunkt der VOB-Tagung des Bauindustrie-Verbandes Sachsen/Sachsen-Anhalt.
Weitere Veranstaltungen widmen sich unter anderem der Schädlingsbekämpfung, der Verwendung von Kalkputzen, der Glasmalerei, dem Innenausbau mit Holz, der Altbausanierung im Passivhausstandard, der energetischen Sanierung von Denkmälern, der Betonsanierung, der Instandsetzung von Natursteinbauwerken, Brandschutz- und Klimafragen sowie der Problematik von Denkmalschutz und Tourismus. Außerdem können die Besucher Näheres über die Arbeit der Jugendbauhütten und zum Schulprojekt "denkmal aktiv" der Deutschen Stiftung Denkmalschutz erfahren.
Ausstellungen und Vorführungen lassen Besucher staunen
"Die denkmal ist auch in diesem Jahr wieder eine Messe, wo die Besucher etwas erleben und ins Staunen kommen", sagt Projektleiterin Ulrike Lange. So geben Tischler, Zimmerer, Parkettleger und Steinmetze mit Live-Vorführungen in den Anwenderzentren des Handwerks einen hautnahen Einblick in ihre Gewerke und ihr Know-how. An vielen Ständen restaurieren zudem Experten unter den Augen der Messebesucher beschädigte Objekte aus Glas, Holz, Stein und Stoff, fügen Mosaike zusammen oder zeigen restaurierte Gegenstände aus ihren Werkstätten und Manufakturen. Ausstellungen und Sonderschauen bereichern das Angebot der denkmal. Die Expositionen zeigen unter anderem Beispiele für Umnutzungen von Industriedenkmalen und den Einsatz von Farbe bei der Stadtgestaltung. Außerdem präsentieren sich das Turmuhrenmuseum Naunhof und das Sächsische Bauteilearchiv. Der sächsische Fachverband Holz und Kunststoff nutzt die Ausstellung "Die Gute Form" für die Nominierung der besten Gesellenstücke für den gleichnamigen Bundeswettbewerb. Mit einem großen Zuspruch der Fachwelt rechnet die Messeleitung für die Ausstellung zum Wiederaufbau des Warschauer Königsschlosses.
Traditionsgemäß gibt es zur Messe wieder eine Reihe von Preisverleihungen. Dazu gehören die begehrten Goldmedaillen der denkmal, der SIGNAL-IDUNA-Preis, der Hieronymus-Lotter-Preis, der Denkmalpflegepreis der Handwerkskammer zu Leipzig und der Bernhard-Remmers-Preis. Erstmals verleiht das Sächsische Innenministerium den "Sächsischen Staatspreis für Baukultur - Altbaupreis" im Rahmen der denkmal.
Architek-Touren in Leipzig und Umgebung
Zu architektonisch und restauratorisch reizvollen Kleinoden führen die beliebten Exkursionen zur denkmal. Dabei können die Teilnehmer beispielsweise hinter die Kulissen des Völkerschlachtdenkmals schauen, in den alten City-Tunnel steigen, die Leipziger Innenstadt entdecken oder sich über die Sanierung und den Umbau des Grassi-Museums informieren. Die Besichtigung von Kirchen in Leipzig und Umgebung will auf das oft konträr diskutierte Spannungsfeld von Denkmalpflege und neuzeitlicher Nutzung aufmerksam machen.
Spezial-Forum für Bauherren und Eigentümer
In diesem Jahr weitet die "denkmal" ihr Angebot für Bauherren und Eigentümer historischer Bauten aus. Im "Bauherren-Forum" vermitteln an den ersten drei Messetagen kompetente Referenten aus Handwerk, Wissenschaft und Industrie Informationen und Tipps in Hülle und Fülle rund um die Sanierung - von der Fassade bis hin zum Innenraum. Die Fachleute beraten unter anderem zu Fördermöglichkeiten, geeigneten Baumaterialien, Rechtsvorschriften sowie zu Fragen der Schadensermittlung. Sie geben Hinweise, was bei der Vorbereitung von Sanierungsmaßnahmen zu beachten ist und wer dabei behilflich sein kann.
LEHM 2004: Experten aus Europa, Afrika, Amerika und Asien diskutieren
Parallel zur denkmal finden auf dem Messegelände drei weitere Veranstaltungen statt. Erstmals ist die Internationale Messe und Fachtagung für Lehmbau LEHM in Leipzig zu Gast, die der Fachverband Lehm e.V. gemeinsam mit der Denkmalpflege-Organisation der UNESCO ICOMOS veranstaltet. Die Lehm 2004 steht unter dem Themenschwerpunkt "Lehm im Baudenkmal" und stellt damit einen unmittelbaren Bezug zur "denkmal" her. Auf dem Kongress vom 29. bis 30. Oktober sprechen Experten aus aller Welt unter anderem zur Lehmarchitektur im Iran, in Afghanistan, Persien, Kasachstan, Turkmenien, China, Indien, Marokko, Jemen, Ägypten, Peru, Usbekistan und Belgien. Außerdem diskutieren sie neue Techniken der Lehmbau-Sanierung.
Ebenfalls neu: Messe für Kunst und Antiquitäten
Premiere feiert ebenfalls die "Kunst- & Antiquitätenmesse" vom 28. bis 31. Oktober 2004. Restauratoren bietet diese Messe unter anderem die Möglichkeit, neue Kunden zu finden. Außerdem bildet die Messe einen zusätzlichen Anreiz für Verantwortliche und Mitarbeiter aus Museen, nach Leipzig zu kommen.
Ergebnisse der Stadterneuerung auch im Fokus der "euregia"
Schon weithin in der Fachwelt bekannt ist die Kongressmesse "euregia". Sie thematisiert die Entwicklung von Städten und Regionen und wird wieder rund 1.700 Experten aus ganz Europa in ihren Bann ziehen. Großen Raum räumt die Veranstaltung der Stadterneuerung ein. So stellen zum Beispiel Kommunen und europäische Modellregionen in Kurzpräsentationen und bei Diskussionen ihre Konzepte zur Vitalisierung der Städte vor. Erstmals sind zur "euregia" die Ergebnisse des Wettbewerbes "Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen" zu sehen. An dem Wettbewerb hatten sich 87 sächsische Städte und Gemeinden beteiligt, um Ideen zur städtebaulichen Wiederbelebung ihrer Innenstädte zu entwickeln.
siehe auch:
ausgewählte weitere Meldungen:
- Uni Siegen: Einjähriger Masterstudiengang 'Planen und Bauen im Bestand' (26.8.2004)
- Messe München, Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung e.V. und Heinze GmbH loben Innovationspreis aus (24.8.2004)
siehe zudem:
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