Ein Viertel aller Bauträger ist quasi pleite
- Deutsche Bauträger weisen eine alarmierende Eigenkapitalschwäche auf.
- Langfristige Produktionsprozesse werden viel zu kurzfristig finanziert, die Kapitalbindungsdauer beträgt im Mittel 40 Tage.
- Eine der Immobilien Zeitung vorliegende Analyse des BFW deckte bei mehr als 25% der Befragten ein negatives Eigenkapital auf.
(29.6.2004) Ein Jahr lang prüfte der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) die Bilanzen von fast 200 Jahresabschlüssen unter seinen 1.700 Mitgliedsunternehmen. Ziel war es, repräsentative Benchmarks zu ermitteln, mittels derer die Unternehmen ihre eigene Stellung im Markt besser einschätzen können. Erhoben wurden von Bestandshaltern, Bauträgern und Projektentwicklern u.a. Daten zu den Kennziffern ...
- bilanzieller Umsatz,
- Bilanzsumme,
- Jahresüberschuss,
- Betriebsergebnis,
- Kostenstruktur,
- Cashflow und
- Eigenkapitalrentabilität.
Die nun vorliegenden Ergebnisse offenbaren die existenzbedrohende wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen. So variiert im Bauträgergeschäft die Kapitalbindungsdauer, die anzeigt, in welchem Zeitraum ein Unternehmen seine Verbindlichkeiten erfüllen kann, von 47 Tagen bei den kleinen Unternehmen bis zu nur 18 Tagen bei den größeren Betrieben. Bei bestandshaltenden Firmen beträgt der Durchschnittswert 25 Tage, was hier jedoch auf das Überwiegen von mittelgroßen Unternehmen zurückzuführen ist. Die besten 25 Prozent weisen lediglich noch eine Kapitalbindungsdauer von drei Tagen auf.
Bei der Analyse der Kapitalstruktur erkannten die BFW-Experten, dass die Bauträgerbetriebe im Durchschnitt mehr als zwei Jahresumsätze benötigen, um ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten zurückzahlen zu können. Bestandshaltende Unternehmen sind in aller Regel sehr viel besser aufgestellt, weil lediglich 40% der Kredite kurzfristig aufgenommen werden - gegenüber 90% im Bauträgergeschäft. Als alarmierend bewertet Frank Vierkötter, Vorsitzender des BFW-Arbeitskreises Betriebswirtschaft und Chef der Interhomes AG, Bremen, dass von den Bauträgerunternehmen mehr als 25% ein negatives Eigenkapital ausweisen und damit quasi pleite sind. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote beläuft sich auf erschütternde 6%. Ausgeglichen wird die Kapitalschwäche oft durch persönliche Haftungen. Als hoch problematisch sieht Vierkötter allerdings an, dass bei der Cashflow-Analyse Bauträgerunternehmen im Durchschnitt mehr als 20 Jahre brauchen würden, um - ohne Verwendung anderer Vermögensgegenstände - ihre Schulden zu bezahlen. Selbst bei den Top 25 würde dies immer noch sechs Jahre dauern. Dagegen sieht der Mittelwert bei den bestandshaltenden Unternehmen mit zwölf Jahren sehr viel besser aus, die besten 25 Prozent würden sogar lediglich 2,25 Jahre brauchen, ermittelten die BFW-Experten.
siehe auch:
- Zahlungsplan und Abschlagszahlungen beim „ABC der Gemeinheiten bei Bauverträgen“ (23.10.2005)
- Fertighausskandal im Kreis Bad Kreuznach (21.8.2005)
- Zahlungsplan muss Baufortschritt entsprechen (29.6.2005)
- VPB kritisiert skandalöse Bauverträge und überzogene Zahlungspläne (19.4.2005)
- KAMPA strukturiert Hausaufbau neu (23.8.2004)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldung:
- McKinsey: Öffentliche Wohnungsunternehmen sind ein Sanierungsfall (18.5.2004)
- VPB fordert: Bauherren als Verbraucher rechtlich stärken (25.2.2004)
- Dünne Wände, dicker Streit - Bauträger müssen sich an die im Vertrag angegebenen Maße halten (23.12.2003)
- VPB rät: Verträge mit Bauträgern vor Abschluss genau prüfen lassen (7.7.2003)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen Bauträger, Immobilien, Architekt und Wirtschaft bei Amazon - konkret z.B.:
- Hersteller-, Anbieter-, Industrie- und Verbraucher-Verbände bei BAULINKS.de