Mehr Schatten als Licht bei der deutschen Lichtindustrie
- Aus Deutschland immer mehr High-tech
- Weltlichtmarkt stabil, Exportanteil deutscher Hersteller nimmt zu
(20.4.2004) Anders als auf dem relativ stabilen Weltmark für Leuchten, ist der deutsche Leuchtenmarkt rückläufig. Die deutsche Leuchtenindustrie sieht sich dabei im Jahr 2004 vor einer doppelten Herausforderung: Eine mangelnde Investitionsbereitschaft der privaten und öffentlichen Investoren lassen den Markt schrumpfen und zugleich erhöht sich der Wettbewerbsdruck insbesondere im Bereich der Niedrigpreis-Produkte durch Importeure. Die deutsche Industrie reagiert darauf durch Sortimentsverschiebung zu höherwertigen Produkten und verstärkten Anstrengungen im Export.
Dennoch ist die Produktion in Deutschland um 9,2 Prozent auf 2,3 Mio. € zurückgegangen. Der Rückgang betrifft alle Segmente der Branche, wenn auch unterschiedlich ausgeprägt. Entsprechend hat sich die Zahl der Beschäftigten um sieben Prozent auf nun 20.500 verringert. Die Marktversorgung 2003 liegt mit 2,27 Mio. € im Inland um sieben Prozent unter dem Vorjahr. Wesentliche Ursachen für die ungünstige Entwicklung sieht Dr. Alexander Zimmermann, Vorsitzer des ZVEI-Fachverbandes Elektroleuchten, in der Verunsicherung von Investoren über den weiteren Konjunkturverlauf und insbesondere in der seit Jahren schwachen Baukonjunktur.
Ein Großteil der rund 200 bedeutenden Mittelständischen Hersteller in Deutschland ist im Bereich von High-Tech-Produkten tätig, die Elektronik integrieren sowie Bus-Technologie, hohe Schutzarten, optische Systeme und komplizierte Entladungslampen. "Im Export ist unsere deutsche Leuchtenindustrie durchaus erfolgreich," stellt Zimmermann im Rahmen der Frankfurter Messe "Light + Building" fest. "Dass diese Messe sich innerhalb weniger Jahre zur Weltleitmesse entwickelt hat, ist deshalb für unsere Industrie besonders wertvoll." So liegt beispielsweise die Exportquote deutscher Anbieter nach Feststellungen des Zentralverbandes Elektrontechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. im Bereich technischer Leuchten bei 48 Prozent, nach 38 Prozent noch im Jahr 2000.
Während der Messe werden besonders Weiterentwicklungen zum Beispiel bei elektronischen Betriebsgeräten oder Systemen mit LED-Beleuchtung herausgestellt. Farbige Lichtfelder in der Architekturbeleuchtung, der Einsatz der digitalen DALI-Schnittstelle zur Steuerung von zonalem Licht sind weitere Chancen für innovative Lichtplanung.
Verdrängungswettbewerb durch Low-End-Produkte
Eine Verschiebung der Sortimentsstrukturen zugunsten von "Low-End"-Produkten aus Billiglohnländern ist bei Wohnraumbeleuchtung eingetreten. Der stärkste Rückgang ist daher in diesem Bereich mit 16 Prozent auf 530 Mio. € festzustellen. Mit 30 Prozent noch stärker ist der Einbruch in Stückzahlen. "Sechzig Prozent der in Deutschland verkauften Wohnraumleuchten werden inzwischen importiert," konstatiert Zimmermann. Diese Leuchten werden hauptsächlich über Großbetriebe des Handels, über Bau- und Wohnungsmärkte vertrieben. "Geschäftsaufgaben des Facheinzelhandels sind die Folge. In anderen europäischen Ländern ist es übrigens ganz ähnlich."
In diesem Zusammenhang beklagt Zimmermann, dass immer mehr Plagiate aus Fernost auf dem Weltmarkt zu finden seien. Hier sieht er Handlungsbedarf der Gesetzgebungsorgane zugunsten der europäischen Lichtindustrie.
Lampengeschäft schwach
"Zwar ist das Lampengeschäft überwiegend ein Ersatzgeschäft und damit die Abhängigkeit von der Baukonjunktur geringer als bei Leuchten, aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen auch uns zu schaffen," stellt Robert Pfarrwaller, Vorsitzer des ZVEI-Fachverbandes Elektrische Lampen, fest. Die verkaufte Stückzahl der Lampen ist in Deutschland im Jahr 2003 stabil geblieben. In einzelnen Segmenten wie Halogenlampen steht ein deutlicher Rückgang einem Zuwachs in anderen Segmenten wie Hochvolt-Halogenlampen gegenüber.
Die Hersteller sehen sich in vielen Fällen vor einem erheblichen Preisdruck. "Billigimporte in einigen Segmenten wie Energiesparlampen und Halogenlampen führen zu einer regelrechten Preiserosion," beklagt Pfarrwaller. "Die Qualitätsabweichungen zu Markenprodukten, von denen der Kunde beim Kauf nichts weiß, sind aber zum Teil erheblich". In Innovationen, einer Miniaturisierung und einer Verbesserung moderner Lichtquellen sieht Pfarrwaller eine Chance für die Hersteller. "Auch Leuchtdioden-Systeme haben ihren Weg in die Allgemeinbeleuchtung gefunden, da ihre Lichtausbeute anderen Lampen vergleichbar geworden ist."
Eine Herausforderung sieht Pfarrwaller in der Schaffung von mehr Lichtbewusstwein und mehr Bewusstsein für Markenqualität. "Allerdings ist das kein kurzfristiger Prozess."
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