Warme Heizung auch bei Stromausfall verspricht "Notfallpaket" für Solaranlagen
(4.2.2004) Strom weg - und nun? Für manchen ist es schon Katastrophe genug, wenn der Gefrierschrank abtaut, Kaffeemaschine und Fernseher den Dienst verweigern. "Viel schlimmer aber ist, dass in einem solchen Fall Heizung und Warmwasser nicht mehr funktionieren und es im Haus richtig kalt wird", meint der Solarexperte Timo Leukefeld.
Aus vielen Gesprächen mit Kunden seiner Firma Soli fer in Freiberg nahe Dresden weiß der Deutsche Solarpreisträger, dass die folgenschweren Stromausfälle des letzten Jahres in den USA, Schweden, Großbritannien, Italien und Dänemark auch in Deutschland zu erhöhtem Sicherheitsdenken bei vielen Menschen geführt haben. Wie verlässlich ist die Energieversorgung? Selbst wer Wohnung und Wasser mit Sonnenenergie wärmt, sitzt bei einem Stromausfall schnell im Kalten, denn für Pumpen, Umschaltventile und Regler braucht die Solaranlage Strom. Auch der Heizkessel versagt dann den Dienst.
Gemeinsam mit der TU Bergakademie Freiberg hat Timo Leukefeld deshalb ein völlig neuartiges "Notfallpaket" für genau solche Situationen entwickelt, und setzt dabei auf das Motto: Solardach statt Dachziegel. "Wir verändern ein bis zwei Glasfelder so, dass sie nicht mehr Wärme nutzbar machen, sondern Photovoltaikmodule enthalten, die Strom produzieren. Optisch sind sie nicht von den anderen zu unterscheiden, so dass die Ästhetik erhalten bleibt und nicht durch ein zusätzlich montiertes Element gestört wird", beschreibt er die Grundidee. "Weil die Solarzelle Gleichstrom erzeugt, kommen in den Keller Akku und Wechselrichter, für die wir ein schickes Gehäuse entwickelt haben. Fällt wirklich der Strom aus, schaltet das Gerät automatisch um auf Notbetrieb - es bleibt warm und heißes Wasser steht nach wie vor bereit."
Ein Nebeneffekt: Ist der Akku einmal voll aufgeladen, kann er Strom ins Hausnetz abgeben, so lange er nicht für den Notfall gebraucht wird. "Er wird nicht das ganze Haus versorgen, aber zum Beispiel tagsüber bei genügend Sonneneinstrahlung den Strom für die Geräte im Stand by-Modus liefern", meint Timo Leukefeld.
Für das "Notfallpaket" haben der Ingenieur und drei Diplomanden der Freiberger Uni über Monate hinweg Messungen durchgeführt, wieviel Strom die verschiedensten Anlagen verbrauchen. "Interessant ist, dass die Hersteller zumeist gar keine Angaben zum Stromverbrauch ihrer Solartechnik machen können. Bei Soli fer haben wir aber im Interesse der Kunden jetzt schon verschiedene Verbesserungen wie Stromsparmodus für Regler und Drehzahlregelung für die Pumpe eingesetzt. Wir legen Wert auf niedrige Betriebskosten. Mit einer Kilowattstunde Strom sollten im Einfamilienhaus bei einer kombinierten Solaranlage für Heizungsunterstützung und Warmwasserbereitung mindestens 50 bis 80 Kilowattstunden Wärme gewonnen werden."
Für jede Anlage wird abhängig von Stromverbrauch und Heizkesselgröße ein individuelles "Notfallpaket" berechnet. Der Kunde entscheidet selbst, welchen Zeitraum er damit im Krisenfall überbrücken will. "Ein bis zwei Tage sind eine sinnvolle Größe, aber wir können flexible Pakete zusammenstellen, zum Beispiel für nur einen halben Tag bis hin zur Stromversorgung übers ganze Jahr in der Laube ohne Netzanschluss."
Timo Leukefeld legt Wert auf die Feststellung, dass dieses Konzept völlig neuartig ist. "Es gibt zwar bereits Anbieter, die auch den Strom für den Betrieb der Solarwärmeanlagen mit Sonnenenergie erzeugen, aber sie bieten lediglich ein kostenintensives Extra-Element an, um den Kunden die jährlich rund zehn Euro Stromkosten zu ersparen. Bei Stromausfall gelangen Wärme und Heißwasser nicht in die Wohnräume. Wir wollen etwas ganz anders: die Sicherheit, dass die Anlage auch bei Stromausfall weiter reibungslos funktioniert."
Die Neuentwicklung soll im Schnitt zwischen 2000 bis 4000 Euro kosten, wobei der Preis davon abhängt, welcher Zeitraum im Notfall überbrückt werden soll. Aber ein "Notfallpaket" für einen halben Tag kann im Preis schon unter 2000 Euro liegen. Auch die Nachrüstung bei bereits installierten Solaranlagen ist möglich.
Erstmals öffentlich vorgestellt werden soll das "Notfallpaket" auf der Messe "Haus 2004" in Dresden vom 26. bis 29. Februar 2004. Verfügbar sein wird es ab Herbst 2004.
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