Vorzieheffekte beim Eigenheimbau: Neubautätigkeit steigt auch in Ballungsgebieten wieder an
(19.9.2003) Im ersten Halbjahr 2003 hat die Neubautätigkeit in Deutschland erstmals wieder nach acht Jahren des Rückgangs zugenommen. Die Zahl der zum Bau genehmigten Wohnungen stieg insgesamt um 16,4 Prozent an. Im Vorjahr hatte die Genehmigungszahl noch einmal um 5,8 Prozent abgenommen. Diese Entwicklung gilt auch für die westdeutschen Ballungsräume. Hier nahm die Zahl der Baugenehmigungen insgesamt in den ersten sechs Monaten um 6,9 Prozent zu. Darauf hat heute das ifs Städtebauinstitut in Berlin aufmerksam gemacht.
Zurückzuführen sei dieser Anstieg fast ausschließlich auf die Genehmigungen von Ein- und Zweifamilienhäusern, die insgesamt um 23,6 Prozent und speziell in den westdeutschen Ballungsgebieten um 10,8 Prozent zugelegt hätten. Die Genehmigungen von Geschoßwohnungen (Gebäude mit drei und mehr Wohnungen) habe dagegen stagniert (+0,1 Prozent).
Dr. Stefan Jokl, Leiter des Instituts: "Leider kann man nicht von einer Trendwende sprechen. Es handelt sich hierbei um Vorzieheffekte aus dem Frühjahr als Folge der ursprünglich geplanten Stichtagsregelung für Einschränkungen bei der Eigenheimzulage. Im Juni 2003 gab es schon wieder Minusraten. Die jetzt von der Bundesregierung geplante gänzliche Streichung der Eigentumsförderung läßt für das zweite Halbjahr erneute Vorzieheffekte erwarten."
Der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern bleibe auch in den Ballungsgebieten die stabile Säule des Wohnungsbaus: In den ersten sechs Monaten 2003 habe die Zahl der Wohnungen im Eigenheimbereich mit absolut 26.181 um 46,2 Prozent über der Genehmigungszahl von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in Höhe von 17.905 gelegen. Im Jahr 2002 seien mit 47.245 Wohnungen 27,4 Prozent mehr Genehmigungen für Eigenheimbauten als für Geschoßwohnungen erteilt worden; 2001 seien es mit 48.362 Wohnungen 10,9 Prozent mehr gewesen. Im Jahr 1998 habe dagegen die Zahl der Geschoßwohnungen mit 69.311 noch 19,2 Prozent über derjenigen des Eigenheimbaus mit 58.124 gelegen.
Mit Ausnahme der Stadtstaaten Bremen und Berlin sei der Eigenheimbau in allen Ballungsräumen deutlich gestiegen: am stärksten in Nürnberg mit +40,4 Prozent, gefolgt vom Rhein-Main-Gebiet mit +15,0 Prozent, Stuttgart mit +13,7 Prozent sowie Hamburg mit +12,2 Prozent, München mit +11,9 Prozent und Hannover mit +11,4 Prozent.
Bei den Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser sei die Entwicklung im ersten Halbjahr 2003 uneinheitlich: Während sechs Ballungsräume (Bremen, Hannover, Rhein-Ruhr-Gebiet, Rhein-Main-Gebiet, Rhein-Neckar-Gebiet und Stuttgart) unterschiedlich starke Zuwächse zu verzeichnen hätten, sei der Mehrfamilienhausbau in Berlin, Nürnberg, Hamburg und München zum Teil deutlich zurückgegangen.
Jokl: "Die Behauptung, die Eigenheimzulage trage zur Zersiedelung und Stadtflucht bei, läßt sich anhand der westdeutschen Ballungsgebiete widerlegen: Seit der Einführung der Eigenheimzulage im Jahr 1996 ist der Anteil des Eigenheimbaus in den Ballungskernen an den Eigenheimbauten in den Ballungsräumen insgesamt, also einschließlich des Umlandes, von 20,9 Prozent auf 27,7 Prozent im ersten Halbjahr 2003 gestiegen."
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