Dämmstoff aus nachwachsendem Rohstoff auf dem Weg zum bezahlbaren Standard?
(23.7.2003) Die Preisschere zwischen konventionellen Dämmstoffen und Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen hielt viele willige Bauherren bislang davon ab, sich für einen Naturdämmstoff zu entscheiden. Obwohl die Vorteile jedem klar sind, war der Preisunterschied bisher zu groß um die Naturdämmstoffe aus ihrer Nische von ca. 3% des Dämmstoffmarktes zu hieven.
Die Firma emfa Baustoff GmbH bietet nun seit kurzem einen Dämmstoff aus nachwachsendem Rohstoff an, der durch die konsequente Nutzung aller Bestandteile der Rohstoffpflanze Hanf und einer speziell für Naturfaser konzipierten, industriellen Fertigungsstätte in der Lage sein soll(te), hocheffizient Naturdämmstoffe herzustellen. Der Abgabepreis an den Endkunden kann dadurch einen enormen Schritt in Richtung konventioneller Dämmstoffe machen.
Vor diesem Hintergrund rechnet emfa nun vor, dass der Aufpreis für ihre Produkte gegenüber herkömmlicher Glas- oder Steinwolle oder Polystyrol bei einem Einfamilienhaus durchschnittlich bei unter 1000 € läge. Dies entspreche einem Mehraufwand bei einem Neubauvorhaben von maximal 0,5% der Bausumme und bei Renovierungsmaßnahmen höchstens 10% der Investition - mit mehrfachem Nutzen:
- nicht nur winterlichen Kälteschutz durch vergleichbaren u-Wert, sondern auch sommerlichen Hitzeschutz durch höhere Speicherkapazität und mehr Masse
- ausgleichendes Feuchtigkeitsverhalten ermöglicht natürlich atmende Wände und dadurch ein gesundes Raumklima, gemütliche, kuschelige Wohnatmosphäre
- gute Schalldämmeigenschaften
- schadstoff-, schwermetall- und formaldehydfrei
- resistent gegen Insekten und Nagetiere durch natürliche Bitterstoffe
- kratzt und juckt nicht, auch nicht beim Verlegen
- positive CO₂ Bilanz und trägt zum Weltklimaschutz bei
- schützt vor Elektrosmog
- ist recyclebar und wächst nach
Dämmeigenschaften: Neben einem zeitgemäßen Dämmwert gegen Kälte, verspricht emfa Hanf eine enorme Speicherkapazität von 1700 (J / KgK) - was im Vergleich zu Dämmstoffen aus Schäumen und anorganischen Fasern (Glaswolle 700 Joule/KgKelvin) zu einer doppelt so hohen Phasenverschiebung führt. Zudem ist emfa Hanf im Vergleich spezifisch mehr als doppelt so schwer: Ein Kubikmeter Glaswolle zwischen den Sparren wiegt durchschnittlich 12 Kg, emfa Hanf liegt bei ca. 30 Kg. Alles in allem versprechen diese Eigenschaften kühlere Räume im Sommer. Gleichzeitig werden durch die höhere Masse bessere Schalldämmeigenschaften erreicht.
Verhalten bei Feuchtigkeit:
Der Dampfdiffusionswiderstand liegt bei µ = 1: Dadurch kann die im Raum befindliche Luftfeuchtigkeit frei diffundieren und schädliche Kondenswasserfeuchtigkeit
wird vermieden. Zudem haben Naturhanffasern die hervorragende Eigenschaft raschest
abzutrocknen.
Während bei anorganischen Faserdämmstoffen auftretende Feuchtigkeit wegen
der Materialbeschaffenheit nicht von den Fasern aufgenommen werden kann und
es in den Zwischenräumen zu Tröpfchenbildung kommt, wird Feuchtigkeit bei
organischen Stoffen von den Materialien selbst aufgenommen, immer wieder
gespeichert und an die Raumluft oder die Außenluft abgegeben.
Das schafft einen kontinuierlichen Feuchtigkeitsaustausch. Dieser wirkt feuchtigkeitsregulierend, schafft Wohlbehagen und trägt wesentlich zur
besseren Wohnqualität bei.
Schadstoffe: emfa Hanf erfüllt die strengsten europäischen Richtlinien was Schwermetall- und Schadstofffreiheit anbelangt und ist mit dem Siegel natureplus ausgezeichnet. Und um den erforderlichen, zeitgemäßen Brandschutz zu erreichen, werden ausschließlich gesundheitlich und ökologisch völlig unbedenkliche borsalzfreie Substanzen eingesetzt, die sonst als Düngemittel in der Landwirtschaft ihren Einsatz finden.
Beständigkeit:
Durch die natürlichen Bitterstoffe und die Eiweißfreiheit eignet sich emfa
Hanf hervorragend für Einsatzzwecke, die eine lange Beständigkeit
voraussetzen.
In früheren Zeiten galt Hanf als die Nutzpflanze Mitteleuropas schlechthin,
und hochwertigste Stoffe wurden daraus gefertigt. Alle Taue und Seile
wurden aus Hanffasern hergestellt, da sie höchste Zugfestigkeit und ein
besonders rasches Abtrocknungsverhalten aufweisen.
Durch die bereits erwähnten Bitterstoffe, die ganz natürlich in der
Nutzhanfpflanze enthalten sind, sowie durch die Eiweißfreiheit der Pflanze
gibt es keine Nahrungsgrundlage für Tiere oder Insekten:
Zu Großvaters Zeiten wurden in von Mäusen oder Ratten geplagten Scheunen
Hanfballen gelegt, um diese effektiv zu vertreiben.
Der Anbau: Der Nutzhanf ist ein klassischer nachwachsender Rohstoff, weil er innerhalb eines Jahres, genau genommen binnen 100 - 120 Tagen bis zu 450 cm hoch wächst und einen Hektarertrag von 6.000 - 10.000 Kg bietet. Bei gut gepflegten Böden benötigt der Nutzhanf keinerlei Düngemittel. Aufgrund des schnellen Wachstums sind keine Herbizide notwendig (wächst schneller als jedes Unkraut)! Und durch die natürlich enthaltenen Bitterstoffe und die Eiweißfreiheit sind auch keine Insektizide erforderlich. Der Nutzhanf wird auch zur Rekultivierung von stillgelegten Flächen oder Wiesenflächen eingesetzt, da er den Boden auflockert und ihm natürlich durch seinen hohen Stickstoffgehalt wichtige Nährstoffe gibt. Zudem ist der Nutzhanf selbstverträglich - das heißt, dass er jedes Jahr auf demselben Acker angebaut werden kann, ohne den Boden zu belasten oder auszulaugen.
CO₂ Bilanz:
Ein Kilogramm Nutzhanf benötigt und bindet beim Wachstum vier Kilogramm CO₂.
Die Energie, die benötigt wird, um ein Kilogramm Dämmstoff aus
Nutzhanf herzustellen setzt ein durchschnittliches Äquivalent von 0,2 Kg in
die Natur frei. Das bedeutet Nutzhanf leistet einen erheblichen positiven
Beitrag zum Weltklimaschutzabkommen.
Die Energie und CO₂-Bilanz marktüblicher Dämmstoffe aus Erdöl (Schäume) und
anorganischen Fasern (Glas und Steinwolle) ist im Gegensatz dazu deutlich
negativ.
Die Eigenschaften von emfa Hanf im Überblick:
- Wärmeleitfähigkeit = 0,040 W/(m K)
- Wärmespeicherkapazitätskennzahl 1700 (J / KgK)
- Brandklasse D-s3, d0
- Dampfdiffusionswiderstandszahl = 1
- Rohdichte ca. 35 Kg/m³
- Format 575 x 1200 mm (andere Formate auf Anfrage)
- Stärken 20 - 240 mm (andere Stärken auf Anfrage)
- gute Schalldämmung
- kein Schmelzen oder Abtropfen im Brandfall
- umweltverträglich und baubiologisch einwandfrei
- resistent gegen Ungeziefer, Schimmel- und Pilzbefall
- recyclingfähig
- der Dämmstoff besitzt die neueste, bereits EU genormte bauaufsichtliche Zulassung
siehe auch:
- Neue, reduzierte Fördersätze für Naturdämmstoffe (29.6.2004)
- IVPU-Schrift zum Thema "Sommerlicher Wärmeschutz" veröffentlicht (21.4.2004)
- Dämmen drängt: Bis 2006 müssen auch Altbauten isoliert sein (20.2.2004)
- neue Dämmstoffe von Steinbacher (16.2.2004)
- ULTIMATE: Dämmstoff-Leichtgewicht (nicht nur) für schwere Fälle (15.1.2004)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- natureplus - Qualitätszeichen für Bauprodukte will Verbrauchern mehr Sicherheit geben (8.4.2003)
- Das zunehmende Problem Schimmelpilze erkennen und bekämpfen (18.3.2003)
- Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen - Vorurteile und Hemmnisse abbauen (15.5.2002)
- Dämmstoff-Alternative aus Hanfwolle - Dämmung, die nachwächst (11.5.2002)
- Kriterien für den richtigen Dämmstoff (30.11.2001)
siehe zudem:
-
Literatur / Bücher zu den Themen
"Wärmedämmung",
"nachwachsende Rohstoffe" bei Amazon:
- Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Brandschutz. Handbuch für den Innenausbau
- Wärmeschutz und Feuchte in der Praxis. Funktionssicher und Energie sparend bauen
-
Energieeinsparverordnung - für die Praxis kommentiert. Wärmeschutz und
Energieeinsparung für Neubau und Bestand Begriffe - Methoden - Beispiele
- "Dämmen" auf Baulinks