Wie viele Quadratmeter braucht der Mensch?
- Rat für Nachhaltige Entwicklung und Bundesarchitektenkammer für eine neue Positionsbestimmung
(16.7.2003) Der moderne Mensch beansprucht immer mehr Wohnraum. Eine Tendenz, die in den ohnehin dichtbesiedelten Regionen der Industrieländer Probleme nach sich zieht. In Deutschland wies die Statistik im Jahr 1960 pro Einwohner 16 Quadratmeter Wohnraum aus. Heute sind es 40 Quadratmeter. Auch die gewerblich genutzten Flächen expandieren. Insgesamt werden täglich 131 Hektar Fläche neubesiedelt. Die Folgen der Expansionstendenzen der letzten Jahrzehnte gehen zu Lasten der Natur. Aber nicht nur ökologische, auch soziale und ökonomische Probleme treten auf. Ursachen sind z.B. der demographische Wandel und im Zuge dessen die Entleerung bei gleichzeitiger Überlastung von bestimmten Städten und Regionen.
Volker Hauff, der Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, hält eine Neubesinnung der Bundespolitik für erforderlich. Bisher sei die Entscheidung, wo und was gebaut wird, Sache von Ländern und Kommunen. "Wenn wir aber erkennen, dass hier etwas gesamtgesellschaftlich in die falsche Richtung läuft, dann müssen wir auch bundespolitische Instrumente entwickeln." Nach Volker Hauff geht es nicht um eine Diktatur der Beschränkung des Bauens, sondern es geht darum, das Denken in Qualität vor das Denken in Quantitäten zu stellen. "Das muss jeder Einzelne leisten und der Staat muss ihn dabei unterstützen. Bisher richtet sich die staatliche Subventions- und Steuerpolitik aber allein auf die Quantitäten aus".
Peter Conradi, Präsident der Bundesarchitektenkammer betrachtet das Flächenthema als eine große Herausforderung der nächsten Jahre. Leerstand und Abriss von Wohnungen fordern in vielen Städten eine neue Architektur der Leere. Der demographische Wandel wird in Zukunft neue, flexible Bauformen hervorbringen. "Beides, Schrumpftum und Wachstum erfordern eine neue Baukultur", so formuliert es Peter Conradi in seinem Eingangsstatement.
Auf einer Fachtagung des Rates für Nachhaltige Entwicklung und der Bundesarchitektenkammer versuchen Politiker, Architekten und Städteplaner, Umwelt- und Wirtschaftsfachleute eine neue Positionsbestimmung. Für den Nachhaltigkeitsrat diskutieren auch Dr. Angelika Zahrnt und Hubert Weinzierl. Die Bundesregierung hat sich das Ziel gestellt, die Flächeninanspruchnahme zu verringern. Der Rat gibt Empfehlungen, wie dieses Ziel umgesetzt werden kann.
siehe auch:
- Rat für Nachhaltige Entwicklung
- Bundesarchitektenkammer e.V. (Bundesgemeinschaft der Architektenkammern der Länder)
ausgewählte weitere Meldungen:
- 1. Konvent der Baukultur: Den Weg freimachen für die Bundesstiftung Baukultur (6.4.2003)
- Bundesarchitektenkammer: Deutsche Architekturqualität im internationalen Vergleich führend (28.1.2003)
- Großmann: Internationalen Erfahrungsaustausch zur Baukultur fördern (15.10.2002)
- DStGB und Bundesarchitektenkammer: Stellenwert der Baukultur in Deutschland stärken (8.5.2002)
- Bundesarchitektenkammer: Baukulturbericht als Motor für Bewusstseinswandel (29.11.2001)
- Bundesarchitektenkammer: Qualität macht Arbeit (9.9.2001)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen "Baukultur" und "Architektur" bei Amazon.de
- "Architektenkammern" auf Baulinks