Praxisbeispiel: Maßgeschneiderte Arbeitsbühne zur Hubschrauber-Wartung
(19.2.2003) Die Wartung von Hubschraubern stellt wegen der speziellen Form des Fluggerätes besondere Anforderungen an die Steigtechnik. Gefragt ist eine auf die Rumpfform und die Lage der Rotoren abgestimmte Bühnenkonstruktion mit hoher Flexibilität. Die jetzt beim Bundesgrenzschutz in St. Augustin montierte mobile Laufsteg-Anlage der Günzburger Steigtechnik ermöglicht ohne zeitaufwändiges Umsetzen gleichzeitiges Arbeiten an Haupt- und Heckrotor und minimiert so Zeit- und Wartungskosten.
Die Fliegerstaffel West des Bundesgrenzschutzes verfügt am Standort St. Augustin über bis zu acht Hubschrauber vom Typ SA 330 J "Puma" bzw. AS 332 L1 "Superpuma". Rotoren, Triebwerke und dynamische Komponenten der Fluggeräte werden regelmäßig gewartet.
Die früher mit marktüblichen Anlege- und Podestleitern durchgeführte Wartung bzw. Reparatur erwies sich als äußerst zeitaufwändig und somit kostenintensiv. Angesichts der Größe und Form der Hubschrauber mussten die Leitern häufig umgesetzt werden. Mangelhafte Bewegungsfreiheit und unzureichende Abstellflächen erschwerten dem Wartungspersonal die Durchführung der einzelnen Arbeiten. Neben der körperlichen Belastung und dem umständlichen Auf- und Absteigen bedeuteten die Leitern zudem ein erhöhtes Unfallrisiko. Standsicher und mobil bietet die neue Konstruktion ausreichend Platz für mehrere Personen sowie Werkzeug und sonstiges Material.
Der Laufsteg liegt an der in Flugrichtung gesehen rechten Längsseite des Fluggerätes. Basis sind zwei durch Traversen mit Laufrollen fahrbare Bühnen aus Aluminiumrohren, die durch Schrauben schnell und einfach miteinander verbunden werden. Das Niveau der Bühnenplattformen ist der jeweiligen Höhe des Rotors angepasst. Eine Treppe stellt den Übergang zwischen den beiden Wartungsebenen sicher.
Plattform mit Schrägstück
Der Heckrotor des "Puma" bzw. "Superpuma" liegt tiefer als der Hauptrotor über der Pilotenkanzel. Bei Abmessungen von 6,0 x 0,85 Meter beträgt die Höhe der Plattform der Arbeitsbühne für den Heckteil der Hubschrauber 1,80 Meter. Weil sich beim Übergang zur Kanzel der Querschnitt des Fluggerätes verbreitert, weist die Plattform in diesem Bereich nach außen einen Versatz von 30 Zentimetern auf. Die Plattform ist deshalb durch ein Schrägstück leicht abgesetzt.
Die zweite Bühne längsseits der Kanzel mit einer Länge von 2,7 Metern dient der Wartung des Hauptrotors und hat eine um 0,6 Meter höhere Plattform. Um bei vergleichsweise größerem Materialbedarf ausreichend Bewegungsfreiheit für das Wartungspersonal sicherzustellen, beträgt die Plattformbreite hier 1,05 Meter.
Die Plattformen selbst stehen von jeweils einer Stütze getragen auf zwei Fahr-Traversen mit einer Breite von 1,7 Metern (Heckbühne) und 1,9 Metern (Kanzelbühne). Lenkrollen an den Traversen sorgen für uneingeschränkte Mobilität. Der Aufgang zu den Bühnen erfolgt über eine mit einem einseitigen Handlauf ausgerüstete Treppe.
Maximale Arbeitssicherheit
Obwohl durch die abgeknickte Plattformfläche die Fahr-Traversen der vorderen Arbeitsbühne zueinander leicht versetzt angeordnet sind, wird die Standsicherheit nicht beeinträchtigt. Feststeller an den Lenkrollen sorgen für eine sichere Arretierung.
An den Stirn- und Längsseiten angeordnete Geländer mit Fuß- und Knieleisten garantieren hohe Arbeitssicherheit. Die Fußleisten verhindern zugleich ein Herunterfallen von Material und Werkzeug. Um die Rutschgefahr zu minimieren, sind sowohl Plattformoberflächen wie auch Treppenstufen geriffelt. Der Treppenaufgang wird nach Betreten der Bühne durch ein Seil gesichert.
Schnelle Wartung, schneller Aufbau
Nach der Abstimmung der Konstruktion mit dem BGS war das Aufstellen der Laufsteganlage vor Ort schnell erledigt. Innerhalb von nur sieben Stunden wurde die in Baugruppen gelieferte Bühnenkonstruktion in St. Augustin von zwei Mitarbeitern montiert.
"Die bisherigen Erfahrungen sind ausgesprochen positiv", so Werkstattleiter Hans-Theo Damm. "Meine Männer atmen auf, weil mit der Bühne nun alle Wartungsarbeiten bequem und schnell in normaler Körperhaltung zu verrichten sind."
Die Experten der Günzburger Steigtechnik verfügen über umfangreiches Know-how durch ähnliche Projekte. So entwickelten sie bereits in Zusammenarbeit mit den regionalen Fachhandelspartnern im Auftrag der Daimler Chrysler Aerospace für die Wartung der "Transall" eine der Rumpfform angepasste Bühnenkonstruktion.
von Dipl.-Ing. Hans-Gerd Heye, Braunschweig
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