Acht Millionen Mieterhaushalte denken an eigene vier Wände
ICON-Umfrage: Ausgabebereitschaft überwiegend unter 200.000 Euro – Scheinbar "überzeugte Mieter" sind meist "verhinderte Wohneigentümer"
(11.2.2003) Rund 8,3 Millionen Mieterhaushalte in Deutschland (43 Prozent) können sich vorstellen, eigene vier Wände zu erwerben. Etwa ein Drittel davon (2,7 Millionen) ist sich seiner Sache bereits sicher, zwei Drittel (5,6 Millionen) sind noch unentschlossen. Gleichzeitig gibt es gegenwärtig rund 11 Millionen Mieterhaushalte, für die ein Wohneigentumserwerb nach eigener Einschätzung ausgeschlossen ist. In der Mehrheit handelt es sich dabei aber nicht um "überzeugte Mieter", sondern vielmehr um "verhinderte Wohneigentümer". Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts ICON im Auftrag der Landesbausparkassen (LBS).
Das Interesse an eigenen vier Wänden ist besonders ausgeprägt bei den unter 40-Jährigen. In der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen erreicht der Anteil der potentiellen Wohneigentümer 65 Prozent, bei den unter 30-Jährigen sogar 75 Prozent. Mit zunehmendem Alter lässt der Wunsch nach Wohneigentum nach. Bei den 40- bis 49-Jährigen hält allerdings immerhin noch fast jeder zweite das Verlassen seiner Mietwohnung für möglich. Erst in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen geht das Interessen an Wohneigentum spürbar auf 27 Prozent zurück. In der Generation der über 60-Jährigen Mieter spielt nur noch jeder Zehnte mit Gedanken an eigene vier Wände.
Fast drei Viertel der potentiellen Eigentümer (rund 6 Millionen), so ergab die Umfrage weiter, können oder wollen für ihre eigenen vier Wände maximal 200.000 Euro ausgeben, wobei die Preiskategorien 100.000 bis 150.000 Euro sowie 150.000 bis 200.000 Euro mit jeweils 2,4 Millionen Haushalten eindeutig am stärksten vertreten sind. Bei weiteren 1,5 Millionen Mieterhaushalten wäre die Schmerzgrenze erst bei 250.000 Euro erreicht. Gedanklich über der Viertelmillion-Marke bewegen sich nur 8 Prozent der Befragten; das entspricht rund 600.000 Haushalten. Dies bestätigt nach Angaben der LBS-Immobilienexperten eindeutig die Strategie von immer mehr Hausanbietern, verstärkt bezahlbare Objekte für breite Schichten der Bevölkerung zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.
Eng verbunden mit der Ausgabebereitschaft ist der Umfrage zufolge die Wahl des Immobilientyps. Kostengünstige Alternativen zum freistehenden Einfamilienhaus, insbesondere die Eigentumswohnung, aber auch Doppel- oder Reihenhäuser werden verstärkt in den unteren "Preisklassen" gewählt. Zum Beispiel haben immerhin 40 Prozent aller Befragten, die zwischen 100.000 und 150.000 Euro ausgeben wollen, eine Eigentumswohnung im Sinne. Rund 60 Prozent möchten ein Eigenheim – entweder freistehend (45 Prozent), doppelt (5 Prozent) oder in Reihe gebaut (9 Prozent). Bei den Mietern, die über 250.000 Euro ausgeben können, liegt das freistehende Haus als Wunschobjekt mit 74 Prozent einsam an der Spitze. Nur noch 14 Prozent bevorzugen hier eine Eigentumswohnung. Doppel- und Reihenhäuser fristen mit jeweils rund 5 Prozent ein Schattendasein.
Die ICON-Umfrage macht auch deutlich, dass gegenwärtig knapp 11 Millionen Mieterhaushalte in Deutschland zu den "harten" Mietern zählen dürften. Das heißt, sie kommen nach eigener Einschätzung für den Erwerb von Wohneigentum "ganz bestimmt nicht" in Frage. Dies liegt allerdings nicht daran, dass sie prinzipiell überzeugte Mieter sind oder gar etwas gegen Wohneigentum haben. Die meisten Mieter, so LBS Research, seien vielmehr "verhinderte" Wohneigentümer – entweder, weil sie sich "zu alt" fühlen (46 Prozent) oder weil sie über ein zu geringes Einkommen (37 Prozent) bzw. über zu wenig Eigenkapital (35 Prozent) verfügen. Annähernd 30 Prozent geben außerdem an, dass sie sich nicht verschulden wollen.
Nicht-monetäre Ursachen für den Verbleib in der Mietwohnung werden weniger oft genannt. Zum Beispiel streben nur 23 Prozent der "überzeugten Mieter" Wohneigentum deshalb nicht an, weil sie alleine leben. Etwa jeder zehnte Mieterhaushalt fühlt sich mit einer eigenen Immobilie zu sehr an einen Ort gebunden gebunden. Für lediglich 10 Prozent ist ausschlaggebend, dass sie das Wohnen zur Miete generell für günstiger halten als den Erwerb von Wohneigentum. Als Hinderungsgrund eher selten angeführt werden mit 9 Prozent auch "zu hohe Immobilienpreise".
siehe auch:
ausgewählte weitere Meldungen:
- ifo: Verschärfung der Wohnungsbaukrise in Europa bei fortbestehenden Risiken (5.2.2003)
- Mieten steigen wieder stärker // Verteuerung der Wohnnebenkosten verlangsamt (12.1.2003)
- DIW zur Bauwirtschaft: Statt Stabilisierung erneut kräftige Einbrüche 2002, 2003 und Folgejahre (8.11.2002)
- Studie: Wohneigentümer haben anfangs meist eine höhere Belastung - aber spätestens Mitte 50 wendet sich das Blatt (19.11.2002)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen "Wohnungsmarkt" und "Immobilien" bei Amazon
- "Immobilienseiten" auf Baulinks