Ingenieure brauchen europäische Standesvertretung
(12.10.2002) "Wir müssen in Brüssel über eine schlagkräftige Dachvereinigung aller Ingenieurkammern in Europa verfügen." Dies hat der Kammerpräsident Prof. Dipl.-Ing. Karl Kling anlässlich des neunten Treffens der Kammern und Ingenieurorganisationen aus Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei gefordert. Nur eine gebündelte Kammer-Vertretung könne künftig die Interessen des Berufsstandes auf europäischer Ebene erfolgreich vertreten.
Die Dachorganisation hat Drehscheibe, Schnittstelle, Frühwarnsystem, Kontaktbörse, Schaufenster und Ansprechpartner der europäischen Ingenieure mit erfolgtem Beraterstatus zu sein, so Kling weiter. Eine europäische Kammer diene den Mitgliedern dazu, sich über Strategien und Mittel gemeinsamen europäischen Wirkens zu verständigen. Partikuläre Interessen müssten dabei laut Kling im Sinne eines wachsenden paneuropäischen Standesbewusstseins zurücktreten.
Der Präsident der bayerischen Kammer sieht als Defizit nationaler Kammervertretungen, dass sie nur auf untergeordneten Stufen handeln. Kling: "Die Musik spielt längst in Brüssel. Rund 80 Prozent aller Gesetze und Rechtsverordnungen in Deutschland beruhen auf Grundlagen im EU-Recht." Eine europäische Allianz könne auf übergeordneter Ebene gemeinsame Gestaltungsinteressen vertreten und verwirklichen.
Bislang besitzen die nationalen, von den Gesetzgebern legitimierten Ingenieurkammern keinerlei offiziellen Status gegenüber den Europa-Institutionen. "Die europäische Ingenieurkammer muss einen anerkannten Beraterstatus erhalten, um effektiv arbeiten zu können", betont Kling. Sie müsse gleichberechtigt in die beratenden Ausschüsse der EU-Kommissionen eingebunden werden. Wichtige Ansprechpartner seien zudem die Fraktionen und Abgeordneten des Europäischen Parlaments.
Gefordert sei ein institutionelles Forum aller nationalen Kammern, an dem Ingenieurverbände assoziiert mitwirken. Jan Kysel, der Präsident der slowakischen Kammer, hat sich mit Zustimmung der polnischen, tschechischen und ungarischen Kammer nachhaltig zum Klingschen Vorschlag bekannt. Er forderte alle Kammern der EU-Beitrittskandidaten auf, dem zukunftsgerichteten Vorschlag eindeutig zuzustimmen, um sobald als möglich eine Charta der europäischen Kammer zu verabschieden.
siehe auch:
ausgewählte weitere Meldungen:
- Zukunft von Architekten und Ingenieuren in der EU: Zwischenbericht zum Statusbericht 2000plus (23.6.2002)
- Allianz für Europa: Kammern und Verbände unter einem Dach (2.4.2002)
siehe zudem:
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- "Architektenkammern", "weitere Architektenverbände" und "Ingenieurkammern" auf Baulinks