Innovative Bauchemie: Bauchemiker und Bauingenieure tagen am 30.9. und 1.10. in Weimar
(25.9.2002) "Neue Betone: fester, schneller, leichter..." ist das Auftaktthema auf der Tagung "Bauchemie" der gleichnamigen Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) am 30. September und 1. Oktober an der Bauhaus-Universität Weimar. Die chemische Variierbarkeit von Baustoffen und deren daraus resultierende Qualitätsverbesserung sind die zentralen Themen der Tagung. Es werden aber auch die möglichen toxikologischen Risiken durch chemische Stoffe beim Bauen, Renovieren und Reinigen sowie ökologische Aspekte wie niedrigerer Energieverbrauch bei der Bauwerksnutzung oder Entsorgung der Abbruchmaterialien diskutiert. Die Tagung soll Bauchemiker und Bauingenieure zusammenführen und zum gegenseitigen Verständnis und Austausch beitragen.
Professor Dr. Harald Budelmann von der Technischen Universität Braunschweig beginnt die Reihe von Vorträgen mit einer Übersicht über den Baustoff Beton, den meistverwendeten Werkstoff der Welt mit einer Weltjahresproduktion von rund vier Milliarden Kubikmetern und einem Materialwert von 300 Milliarden Euro. Seit etwa einem Jahrzehnt erlebt der Beton eine stürmische Qualitätsverbesserung: Er wird immer fester, robuster, dauerhafter, wirtschaftlicher, dichter, leichter, duktiler, leichter und schneller verarbeitbar, umweltverträglicher, nachhaltiger und sogar schöner.
Doch es dreht sich in Weimar nicht alles um Beton. Nie zuvor war die Palette der Werkstoffe so groß wie heute, noch nie konnten ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften so gezielt verändert werden, niemals vorher waren Baustoffe so leistungsfähig, zuverlässig und wirtschaftlich. Dies trifft für metallische, polymere und anorganisch-mineralische Stoffe gleichermaßen zu. Für bautechnische Innovationen sind heute die Bauchemie und die Baustofftechnologie die Motoren.
Auf der Tagung werden auch Untersuchungen zu unkonventionellen Bindemitteln wie mineralische Polymere vorgestellt. Interessant sind diese Stoffe wegen ihrer energiemoderaten und umweltfreundlichen Herstellung sowie wegen der möglichen Verwendung von Rest- und Abfallstoffen. Der Einsatz derartiger Bindemittel reicht von der speziellen Bausanierung bis zur Erzeugung hochtemperaturbeständiger Werkstoffe.
Die Vielfalt der Aufgaben der Bausanierung stellt auf Grund der notwendigen stofflichen Breite eine zentrale Herausforderung an die Bauchemie dar. Über Möglichkeiten zur Optimierung der Dauerhaftigkeit von Mörteln durch organische Polymere wird berichtet und die Ausbildung der Mikrostruktur diskutiert.
Chemie am Bau heißt aber auch Berücksichtigung der toxikologischen und ökologischen Aspekte. Bauchemikalien sollten so beschaffen sein, dass weder die in der Bauwirtschaft Beschäftigten noch die Bauwerksnutzer gesundheitlich gefährdet werden und dass auch die Umwelt möglichst wenig beeinträchtigt wird. Dafür wird zunehmend Sorge getragen.
Weitere Themen der Tagung sind zum Beispiel der Bauwerksschutz gegen Graffiti, die Entwicklung der Bauchemie in China oder auch, weit ab von der Tagungsthematik, eine Betrachtung über Weimar, Goethe und die Chemie.
Mit der Ausprägung der naturwissenschaftlichen Grundlagen zur Bautechnik hat die bau- und kunstorientierte Hochschule in Weimar eine Jahrzehnte zurückreichende Tradition. So wurde bereits 1956 ein eigenständiges Institut für Chemie gegründet. An der Universität in Weimar gibt es seit 1992 eine Professur Bauchemie, die seit 1997 Professor Dr. Christian Kaps innehat. Kaps ist auch zuständig für die lokale Organisation der Tagung.
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